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#Prüfernetzwerk EY denkt über große Aufspaltung nach

„Prüfernetzwerk EY denkt über große Aufspaltung nach“

Das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen EY bringt die Diskussion über eine Neuordnung des Berufsstands der Prüfer und Berater in Fahrt. Denn an der Spitze des internationalen EY-Netzwerks werden Pläne diskutiert, die Wirtschaftsprüfung vom Beratungsgeschäft abzuspalten. EY-Chef Carmine di Sibio begründete die Überlegungen in einem von der Nachrichtenagentur Reuters zitierten internen Memorandum aus der vergangenen Wo­che damit, die Qualität der Prüfung von Unternehmensbilanzen verbessern zu wol­len.

EY habe das Memorandum an seine Mitarbeiter gesendet, um auf Me­dienberichte zu reagieren, wonach das Unternehmen eine Abspaltung des Prüfgeschäfts in Betracht ziehe. Eine solche Entscheidung sei laut di Sibio jedoch nicht gefallen. Offiziell sagt EY dazu bisher nur so viel: Man werte routinemäßig strategische Alternativen aus, um die Qualität der Wirtschaftsprüfung und al­ler anderen Dienstleistungen langfristig zu stärken. Der Prozess dazu befinde sich noch in einem frühen Stadium. Umgesetzt würden wesentliche Änderungen der Struktur erst nach Rücksprache mit den Regulierungsbehörden und auch nur dann, wenn die internationalen EY-Partner zustimmen.

Soll die wachstumsstarke Beratung an die Börse?

Wie die „Financial Times“ am Wo­chenende berichtete, gehöre zu den Überlegungen von EY auch ein Börsengang des Beratungsgeschäfts oder dessen Teilverkauf an Investoren. Von den international insgesamt 312 000 EY-Mitarbeitern arbeiten laut dem Blatt 166 000 in der Beratung, die im vergangenen Ge­schäftsjahr einen Umsatz von 26 Milliarden Dollar erwirtschaftet hat. Das Prüfgeschäft mit einem Umsatz von 14 Milliarden Dollar würde im Fall einer Ab­spaltung wahrscheinlich weiter wie bisher in der Hand von Partnern, also der verantwortlichen Führungskräfte, bleiben.

Für Börsengänge partnerschaftlich organisierter Unternehmen gibt es prominente Beispiele, etwa die Investmentbank Goldman Sachs im Jahr 1999 oder das Beratungsunternehmen Accenture im Jahr 2001. Accenture war ursprünglich ein Schwesterunternehmen des Prüfernetzwerks Arthur Andersen , das we­gen seiner Verwicklung in den Enron-Bilanzskandal vor mehr als 20 Jahren international von der Bildfläche verschwand.

Seit dem Ende von Arthur Andersen dominieren nur noch vier Prüfungs- und Beratungsnetzwerke den internationalen Markt. Es handelt sich um PWC, KPMG, Deloitte und eben EY. Was aktuell hinter den Fassaden von EY diskutiert wird, dürfte auch die anderen großen und in­ternationalen Prüfkonzerne umtreiben. Die vier befinden sich in der gleichen Si­tuation und müssen sich mit Bilanzskandalen und dem Vorwurf mangelnder Un­abhängigkeit auseinandersetzen. Auch be­treffen die international veränderten Regeln sie alle.

Der deutsche Zweig von EY ist mit seinen rund 600 Partnern ein wichtiger Teil des internationalen EY-Netzwerks und gehört zu den fünf größten Umsatzbringern. Auch ist EY Deutschland im internationalen Führungsgremium des Netzwerks vertreten. Deutsche EY-Partner wa­­ren verantwortlich für die Prüfung des Jahresabschlüsse des Skandalunternehmens Wirecard, wofür das Unternehmen nicht nur stark kritisiert wird. Auch er­mittelt die Wirtschaftsprüferaufsicht APAS gegen EY und verantwortliche Mitarbeiter. Zudem sieht sich das Unternehmen mit Schadenersatzforderungen von Wire­card-Geschädigten konfrontiert.

Weg mit den Wirecard-Altlasten?

Man darf vermuten, dass die diskutierte Trennung von Prüfung und Beratung zumindest für die EY-Berater nach einem bequemen Weg aussehen dürfte, sich von den finanziellen und reputationsmäßigen Altlasten der Prüfungssparte zu befreien. Die Anlegeranwälte Schirp & Partner warnen schon, dass die konkreten Folgen einer Trennung des Prüfungs- und Beratungsgeschäfts für die EY-Gesellschaften und deren Gläubiger derzeit nur schwer abschätzbar seien, und fragt sich, ob EY damit seine Verantwortlichkeit für das Wirecard-Desaster einschränken wolle.

Nach dem, was bisher zu hören ist, begründet EY die Abspaltungsüberlegungen jedoch nicht mit dem Wirecard-Skandal. Stattdessen solle der mögliche Schritt sowohl dem Prüfgeschäft als auch der Beratung zu mehr Wachstum verhelfen. So könnten die Berater nach einer Trennung Aufträge von Unternehmen annehmen, bei denen die Prüfer gerade Jahresabschlussprüfungen durchführen. Unter einem Dach dagegen sind Prüfung und Beratung nicht gleichzeitig möglich, was den Spielraum einschränkt, lukrative Man­date zu gewinnen.

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