Auktionen bei Artcurial, Christie’s und im Drouot

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Es wird Frühling, und wieder begleiten in Paris Auktionen von Werken auf Papier die Pariser Zeichnungsmesse „Salon du Dessin“. Ein besonders feines Programm hat dieses Mal Artcurial zu bieten. Am 26. März kommen in dem Auktionshaus am Rond Point des Champs-Élysées 128 Werke von Alten Meistern und Künstlern des 19. Jahrhunderts zum Aufruf. Bei einem Taxpreis von 5000 bis 6000 Euro möchte man für ein anonymes Skizzenbüchlein der flämischen Schule sofort die Bieterhand heben. Es umfasst 59 anmutig, in grauer oder brauner Tusche festgehaltene Landschaften, die mit weißer Gouache aufgehellt sind.
Aus dem Reich der Tiere
Von Jean-Baptiste Oudry stammt die Studie eines „Wütenden Leoparden“, dessen genau beobachtete Haltung die Gereiztheit der Wildkatze zum Ausdruck bringt. Von 1739 an porträtierte Oudry eine Reihe von Tieren aus der königlichen Menagerie von Versailles, die Ludwig XIV. begründet hatte. Unter den exotischen Tieren, die dort zur Schau gestellt wurden, gehörte auch das allseits bestaunte Rhinozeros von Ludwig XV. – bevor die Französische Revolution dem Spektakel ein Ende setzte. Für Oudrys Blatt werden 30.000 bis 50.000 Euro erwartet.
Das Reich der Tiere faszinierte auch den österreichischen Färbermeister und Maler Aloys Zötl, der sein Leben lang an einem enzyklopädischen Bestiarium in Aquarell arbeitet. Erst nach seinem Tod 1887 wurde die ebenso phantasievolle wie präzise Sammlung entdeckt und erregte 1955 durch die Versteigerung von 320 Blättern im Pariser Drouot Aufsehen. André Breton schrieb ein begeistertes Vorwort für den Katalog und bezeichnete Zötl als „Surrealisten avant la lettre“. Bei Artcurial wird nun der mongolische Halbesel „Dshiggetai Equus Hemionius“ versteigert und soll 30.000 bis 50.000 Euro erlösen.
Ein Konvolut von vier Porträtzeichnungen zeugt derweil von der Freundschaft zwischen Jean-Auguste-Dominique Ingres und dem hohen Beamten und Mäzen Charles Marcotte d’Argenteuil. Die Blätter waren seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Besitz der Familie, darunter ein Bildnis von Charles Marcotte (Taxe 120.000 bis 150.000 Euro) und eines seiner Ehefrau (150.000/200.000). Marcotte gab mehr als 20 Familienporträts bei Ingres in Auftrag und trug maßgeblich zu dessen Erfolg bei.
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Artcurial zerstreut überdies eine Gruppe mit zehn meisterhaften Zeichnungen von Théodore Géricault, Eugène Delacroix und Honoré Daumier aus der Sammlung des Kunsthändlers Maurice Gobin (1883 bis 1962). Eine aquarellierte Studie Géricaults zeigt das kräftige Hinterteil eines Londoner Zugpferdes. Auf die Rückseite des Blattes, das mit 100.000 bis 150.000 Euro beziffert ist, skizzierte der Maler während seines Englandaufenthalts zwei Straßenkehrer und ein Kind.
Auch das Toplos, eine auf 250.000 bis 300.000 Euro taxierte Pastellzeichnung von Claude Monet, stammt aus dem Nachlass Maurice Gobins. Der junge Monet besuchte im Winter 1867/1868 Étretat und malte das windgepeitschte Meer an der normannischen Küste. Auf seinem Pastellblatt mit Klippen und weiß schäumenden Wellen vor blauem Himmel durfte der berühmte Felsbogen, das Wahrzeichen von Étretat, nicht fehlen.
Impressionen oder Visionen auf Papier
Zeichnungen sind meist spontane Entwürfe oder bannen Impressionen aufs Papier. „La pensée et le geste“, Gedanke und Geste, lautet entsprechend der Titel der Auktion, in der Christie’s am 26. März 128 Lose aufbietet. Spontan aus dem Leben gegriffen wirkt das Blatt, auf dem der satirische Maler Honoré Daumier mit braun lavierter Tusche die Handbewegung eines Mannes beim Anzünden seiner Pfeife festhielt (25.000/ 35.000).
Graziösen Händen in verschiedenen Haltungen widmet sich eine Studie „aux trois crayons“ – Graphit, Rötel und weiße Kreide – von Nicolas de Largillière, der Rokokomaler war einer der gefragtesten Porträtisten seiner Zeit. Das vorliegende Blatt (5000/ 7000) diente der Vorbereitung für sein im Louvre bewahrtes Gemälde „Portrait de famille“.

Das am höchsten bewertete Los der Auktion stammt von Nicolas Poussin. „La conversion de Sainte Catherine“ stellt ein Moment voller Emotionen dar: Katharina von Alexandrien betrachtet, eine Hand auf ihrem Herzen, ein Bildnis der Muttergottes mit Jesuskind, das zwei Puttenengel ihr zeigen. Einer mittelalterlichen Legende nach bewegte sie dieser Anblick dazu, sich zum Christentum zu bekehren. Einst gehörte die lavierte Zeichnung in brauner Tusche dem englischen Porträtmaler und Sammler Jonathan Richardson. Der Schätzpreis nun liegt bei 60.000 bis 80000 Euro.
Eine besondere Rarität hat schließlich am 1. April im Pariser Drouot der Auktionator Brunel-Dejean de La Bâtie im Angebot: eine mit brauner Tusche ausgeführte Zeichnung des manieristischen Malers Parmigianino. Sie zeigt einen vom antiken Rom inspirierten „Kopf eines jungen, bärtigen Mannes im Profil“. Seit dem 19. Jahrhundert war die kunstvoll schraffierte Zeichnung in Besitz derselben Familie. Auf 80.000 bis 120.000 Euro taxiert, soll sie nun in andere Hände übergehen.
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