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#Geschunden, gequält, getötet

Geschunden, gequält, getötet

Es sind ihre Augen, die sich ins Gedächtnis einbrennen und uns unseren Blick abwenden lassen, weil wir ihren Schmerz nicht mehr ertragen.

Hannah Bethke

Ein Schwein erspäht in einem völlig überfüllten Stall einen schmalen Lichtstrahl und sieht angstvoll in die Kamera des Fotografen Konrad Lozinski. Die Ohren sind aufgestellt, als gäbe es einen letzten Funken Hoffnung für das Tier, seiner elenden Lage zu entkommen.

Eine Kuh steht angekettet auf einem Betonboden in einem dunklen Raum und starrt nach unten. Das rechte Auge ist mit Blut umrandet, die Wimpern erinnern an die einst natürliche Schönheit des Tieres. Diese Kuh aber ist geschunden, ausgelaugt, gequält, das Fell ist verfilzt und dreckig, die Schnauze verklebt. Eine Milchkuh, die keine Milch mehr spenden kann und nun zur Schlachtung vorgesehen ist. Ihr leerer, trauriger Blick, den der Fotograf Andrew Skowron ausdrucksstark eingefangen hat, konfrontiert uns mit der Schuld des Menschen.

Schwer erträgliche Nahaufnahmen

Das ist eine Stärke dieser kleinen Ausstellung über „Hidden – Tiere im Anthropozän“, die von der Fotografin Jo-Anne McArthur initiiert wurde und unter der Leitung von Katharina Mouratidi im Berliner „Freiraum für Fotografie“ zu sehen ist: Die Bilder wirken tief, weil wir es sind, die diesen brutalen Umgang mit den Tieren zulassen. Vom Anthropozän handelt die Ausstellung, anders als ihr Titel suggeriert, allerdings nur am Rande. Das ist bei dem kleinen Format der Schau auch kaum anders möglich, denn der Begriff steht für ein ganzes Zeitalter, in dem der Mensch, wie etwa beim Klimawandel, zum entscheidenden Einflussfaktor der Erde geworden ist.

Schlechter Start ins Leben: In solch einer Umgebung hat ein Küken eigentlich nichts verloren.



Bilderstrecke



Das Leid der Kreatur
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Bilder der Ausstellung „Hidden – Tiere im Anthropozän“

Die Bilder dokumentieren vor allem die Haltung und den Transport der Tiere, aber auch ihre Verwendung zu Forschungszwecken in Tierversuchen, für unsere Kleidung und in der Unterhaltung – etwa in einem thailändischen Zoo, wo zur Belustigung der Zuschauer ein asiatischer Elefant gezwungen wird, für Vorführungen unter Wasser zu schwimmen, wie es die Aufnahme von Adam Oswell zeigt. Mitunter werden durch die Anordnung der Ausstellung Sachverhalte miteinander vermengt, die eine differenziertere Betrachtung erforderten. So ist es etwas anderes, ob ein Fuchs von einem Auto überfahren wird (fotografiert von Aitor Garmendia) oder der Schwanz eines schreienden Ferkels für den Schweinezuchtbetrieb ohne Betäubung gekürzt wird (in schonungslosen, schwer erträglichen Nahaufnahmen dokumentiert von Jan van Ijken).

Tiere sind keine Handelsware

Eines aber führt uns die Schau eindringlich vor Augen: unser eigenes Tun, fast schon in Automatismen, die einfach weiterlaufen, als gäbe es keine Alternativen. Das Ausmaß dieser Verrohung zeigt sich auch in der Fischerei, wie in dem Bild von Adam Dean: Hier ist ein Hafenarbeiter in den Philippinen zu sehen, der mit einem großen Hammer auf einen riesigen Haufen gefrorenen Thunfisch schlägt, um die Ware zu entladen. Dreizehn Prozent dieser Fischart, die hierzulande so gern als Sushi gegessen wird, gelten bereits als überfischt. Das Bild des Hafenarbeiters, das wie ein Spiegel unserer Gier wirkt, ist zutiefst beschämend.

Um das unfassbare, durch Menschen verursachte Leid der Kreatur zu erkennen, muss sich niemand in einen verzerrenden Fanatismus hineinsteigern, der Masttiere mit KZ-Insassen vergleicht oder jeden Fleischesser als Mörder brandmarkt. Es wäre schon viel gewonnen, wenn das Wohlergehen der Tiere in unseren Konsumgewohnheiten nicht völlig vergessen würde. Sie sind keine verdinglichte Handelsware, die nur wirtschaftlichem Wachstum dient. Es sind Lebewesen, über die wir verfügen und für die jeder einzelne Verbraucher eine Mitverantwortung trägt.

Hidden – Tiere im Anthropozän ist noch bis zum 24. Mai im Berliner f3 – freiraum für fotografie zu sehen. Mit Begleitband, 320 S., 45,– .

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