Nachrichten

#Ein portugiesischer Zauberer mit speziellen Fähigkeiten

„Ein portugiesischer Zauberer mit speziellen Fähigkeiten“

Die Antwort auf alle portugiesischen Fußballfragen lautet: Nein, nicht 42, sondern CR7. Alles dreht sich um Cristiano Ronaldo, die Nummer 7, Markenname CR7. Seit dieser Woche aber gibt es im portugiesischen Fußball eine Frage, die lange niemand zu stellen wagte – und die Antwort darauf ist noch gewagter: Steht Ronaldo in der Startelf? Fernando Santos ist seit 2014 Nationaltrainer und bejahte sie, ohne dass sie je wirklich gestellt wurde, traditionell. Am Dienstag aber, vor dem WM-Achtelfinale gegen die Schweiz, sagte er: „Não!“. Nein!

Tobias Rabe

Verantwortlicher Redakteur für Sport Online.

Ronaldo! Bei der WM! In einem K.o.-Spiel! Auf der Bank! Die Aufregung war groß. Noch größer wurde sie, als portugiesische Medien berichteten, dass Kapitän Ronaldo nach der Entscheidung von Trainer Santos mit sofortiger Abreise gedroht habe. Der Verband sah sich gar zu einer offiziellen Antwort auf das Gerücht veranlasst. Diese Drohung habe „zu keinem Zeitpunkt“ bestanden. Ronaldo wird also noch in Qatar sein, wenn Portugal an diesem Samstag (16.00 Uhr MEZ im F.A.Z.-Liveticker zur Fußball-WM, im ZDF und bei MagentaTV) im Viertelfinale auf Marokko trifft.

Ob er indes in die Startelf zurückkehrt, ist ungewiss. Viele Argumente pro Ronaldo gibt es, anders als in all den Jahren, nicht. Das wichtigste Argument contra Ronaldo heißt Ramos. Im Weltfußball stand der Name lange für den spanischen „Rambo“. Bald könnte ihn der portugiesische „Zauberer“ ablösen. Das ist der Spitzname von Gonçalo Matias Ramos. „Ich habe nicht in meinen kühnsten Träumen daran gedacht, dass ich bei der WM in einem K.o.-Spiel in der Startelf stehe“, sagte er. Und dann gelangen ihm beim 6:1 über die Schweiz gleich drei Tore und eine Vorlage.

Drei Tore beim Startelf-Debüt

Daheim ist der „neue Ronaldo“ kein Unbekannter. Er war bei der U-19-EM 2019 Torschützenkönig. Im A-Team gab er aber erst vor gut drei Wochen seinen Einstand. Zum 4:0 gegen Nigeria steuerte der 21-Jährige in 23 Minuten ein Tor und eine Vorlage bei. Bei der WM spielte Ramos gegen Ghana und Uruguay zunächst nur insgesamt zehn Minuten. Dann kam das Achtelfinale. Ramos ist der erste Spieler seit Miroslav Klose 2002, der beim WM-Startelfdebüt drei Tore erzielte. Nur drei andere Portugiesen trafen bei einem Endrundenspiel überhaupt so oft: Eusebio, Pauleta und selbstverständlich Ronaldo.

Wer die Geschichte von Ramos’ Aufstieg erzählen will, muss auch zwei Deutsche nennen. Sie hatten großen Einfluss, der eine indirekt, der andere direkt. Jürgen Klopp hat Ramos nie trainiert, aber er trainiert nun einen Spieler, der einst mit Ramos trainiert hat. Bei Benfica Lissabon war Darwin Núñez die Nummer eins im Sturm, vor Ramos. Klopp suchte sich den Uruguayer aus, der FC Liverpool zahlte im Sommer rund 75 Millionen Euro.

Quo vadis, Cristiano Ronaldo?


Quo vadis, Cristiano Ronaldo?
:


Bild: GES/Markus Gilliar

Zu der Zeit kam Roger Schmidt als Trainer nach Lissabon und sah sich seine verbliebenen Stürmer an. Ramos gefiel ihm. Es war der Beginn einer Erfolgsgeschichte. Keines der 27 Spiele seit Saisonstart verlor Benfica. Ramos erzielte 14 Treffer in allen Wettbewerben und führt die Torschützenliste der Primeira Liga an. Die Bestform im Klub sprach für die WM-Nominierung, auch ohne vorherige Einsätze – wie beim Deutschen Niclas Füllkrug. Ramos ist begeistert von Schmidt. „Er ist einer der besten Trainer, unter denen ich gearbeitet habe. Er hat mir sehr geholfen. Ich habe mich als Spieler und Persönlichkeit weiterentwickelt“, sagte Ramos vor der WM der Sporttageszeitung „Record“.

Um den Spielertyp Ramos zu verstehen, reicht es, seinen portugiesischen Mitspielern zuzuhören. „Er ist ein Spieler, der sehr viel arbeitet, der sehr gut beim Verteidigen hilft. Er ist der Typ Stürmer, der überall zu finden ist. Er nimmt am Spiel teil, schafft Räume für Mitspieler, kämpft fürs Team“, sagte Bruno Fernandes. „Er hat diese Nase des Stürmers, um zu erkennen, wo der Ball hinkommen wird. Er ist ein Arbeiter, der versucht, das Beste für das Team zu tun. Gonçalo schaut nicht, was das Beste für ihn ist“, sagte Bernardo Silva. Man muss das Lob nicht als Kritik an Cristiano Ronaldo verstehen. Man kann es aber als versteckte Kritik an Ronaldo verstehen, auf den einiges davon nicht (mehr) zutrifft.

Ramos ist ein Vollstrecker, aber auch ein Mitspieler. Früh wurde er ob seiner Umtriebigkeit mit Thomas Müller verglichen. Das gefiel Ramos. „Ich glaube, ich habe einige Ähnlichkeiten mit ihm. Er ist auch ein Vorbild.“ Karim Benzema als mitspielender Mittelstürmer kommt Ramos als Typ ebenfalls nahe. Die Frage nach seinen größten Vorbildern beantwortete er aber mit: Robert Lewandowski, Zlatan Ibrahimovic – und Ronaldo. Nur eine Antwort blieb er schuldig. Seinen Lieblingssong wollte er den Reportern nicht verraten, denn „in dem kommen zu viele verbotene Wörter vor“.

Trainer Santos kommt so leicht nicht davon, wenn es um seine Elf gegen Marokko geht. Alle warten, selbst der Premierminister. „Es ist einfacher, eine Regierung zu bilden, als die Startelf aufzustellen“, sagte António Costa. So ist das, wenn die Antwort auf alle portugiesischen Fußballfragen plötzlich nicht mehr CR7 lautet.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!