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#Brasilien zeigt der Welt den Mittelfinger

Brasilien zeigt der Welt den Mittelfinger

Marcelo Queiroga verlängert seinen Aufenthalt in New York. Allerdings unfreiwillig: Brasiliens Gesundheitsminister wurde vor der Abreise der brasilianischen Delegation von der UN-Vollversammlung positiv auf das Coronavirus getestet. Queiroga wird die nächsten Tage daher in Quarantäne verbringen. Vielleicht findet er dabei Zeit, über den Auftritt seines Landes nachzudenken – und über sein eigenes Verhalten. Denn auch Queiroga selbst hat für Schlagzeilen gesorgt. Als er am Montag ein Dinner verließ und an einer Gruppe von Demonstranten vorbeifuhr, stürzte er sich an das Fenster eines Kleinbusses und zeigte der Menge den Mittelfinger.

Auch sonst fiel Brasilien nicht durch diplomatische Raffinesse auf. Es hatte schon mit dem Treffen zwischen Präsident Jair Bolsonaro und dem britischen Premierminister Boris Johnson am Montag begonnen. Als die Journalisten aufgefordert wurden, den Raum zu verlassen, bedankte sich Johnson und ermunterte sie, sich mit dem britischen Impfstoff von AstraZeneca impfen zu lassen. Zu Bolsonaro sagte er, dass er bereits beide Dosen erhalten habe. Bolsonaro zeigte mit dem Finger auf sich, schwenkte ihn dann verneinend und sagte: „Noch nicht.“ Dann brach er in Gelächter aus. Sein zu diesem Zeitpunkt wohl schon infizierter Gesundheitsminister lachte im Hintergrund mit.

Das brasilianische Maskottchen des Gesundheitsministeriums steht im April 2021 mit Mund-Nasen-Bedeckung hinter Marcelo Queiroga, Gesundheitsminister von Brasilien


Das brasilianische Maskottchen des Gesundheitsministeriums steht im April 2021 mit Mund-Nasen-Bedeckung hinter Marcelo Queiroga, Gesundheitsminister von Brasilien
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Bild: dpa

Die britische Boulevardpresse kritisierte Bolsonaro noch am selben Tag scharf. Sein Impfstatus stieß auch bei den Delegationen anderer Länder auf Befremden, hatte man sich doch darauf verständigt, vollständig geimpft anzureisen. Als einziges nicht geimpftes Staatsoberhaupt eröffnete Bolsonaro tags darauf die Vollversammlung. Er überging die Empfehlungen des moderaten Flügels seiner Regierung, sich diplomatisch zu zeigen, um Brasilien international nicht noch mehr zu isolieren. Stattdessen wiederholte Bolsonaro seine Lobeshymne auf ineffiziente Medikamente zur „präventiven Behandlung“ des Coronavirus. Er präsentierte der Welt ein verzerrtes Bild Brasiliens.

Seine Anhänger feiern Bolsonaro als Helden

Einige Analysten sprachen mit Verweis auf mehrere nachweislich falsche, übertriebene oder widersprüchliche Darstellungen von einer „Parallel-Realität“. Seine Regierung sei frei von Korruption, sagte Bolsonaro, während Ermittlungen laufen, die unter anderem die Beschaffung von Impfstoffen und selbst mutmaßliche Vergehen seiner Söhne betreffen. Brasilien habe hervorragende Umweltgesetze, sagte er, während die Waldrodung seit seiner Amtsübernahme um mehr als fünfzig Prozent zugenommen hat. Seine Regierung habe die Impfkampagne unterstützt, sagte er, während es Belege dafür gibt, dass Angebote für Impflieferungen über Monate unbeantwortet blieben und Bolsonaro fürs Impfen lange nur Spott übrig hatte.

Bolsonaros Rede dauerte zwölf Minuten, und er sprach nicht zur Welt, sondern zu seinen Anhängern im eigenen Land. Die feiern ihn dafür als Helden. Für alle anderen war Brasiliens Auftritt unbedeutend, wenn nicht gar lächerlich. Einige Anwesende klatschten dennoch Beifall. Zu ihnen zählte Gesundheitsminister Queiroga, der Bolsonaro ins Plenum begleitet hatte und nun auf seine Rückreise warten muss.

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