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#Handelsort für Weihnachtsdeko: Ohne Yiwu kein Weihnachten

Die ostchinesische Handelsstadt Yiwu ist die Weltweihnachtshauptstadt. Von hier werden Weihnachtsmannmützen und künstliche Weihnachtsbäume in alle Welt verschickt – und landen auch auf deutschen Weihnachtsmärkten.

Ohne uns gäbe es kein Weihnachten, sagt Lou Aiting und schmunzelt. Die freundliche, etwas abwesend wirkende Unternehmerin steht zwischen unzähligen Weihnachtsmannmützen, Glöckchen und allerlei anderem Klimbim, den sie den wenigen Händlern präsentiert, die sich kurz vor Weihnachten hierhin verirren. Im Erdgeschoss des Großmarktzentrums reiht sich ein Laden an den nächsten, manche sind klein und eng wie Garagen, andere groß wie Tennisplätze. Alles ist voller Weihnachtsdeko: Wälder künstlicher Weihnachtsbäume, Weihnachtsmänner, Glocken, Christbaumkugeln.

Gustav Theile

Wirtschaftskorrespondent für China mit Sitz in Schanghai.

Wer einmal hier war, begegnet der Ware auf jedem Weihnachtsmarkt in Deutschland. Und auch wenn es mitten in einem Laden voller Glitzerbänder deplatziert wirkt, stimmt es auch hier: Früher war mehr Lametta.

Einer der größten Handelsplätze der Welt

Gestatten: Yiwu, Weltweihnachtshauptstadt. Zeitweise kamen laut Chinas Staatsmedien vier von fünf Weihnachtsprodukten weltweit aus der chinesischen Kleinstadt, anderthalb Stunden oder 250 Kilometer Luftlinie südwestlich von Schanghai, gelegen in lieblich-sanften, bewaldeten Hügeln. Der Weg vom Bahnhof dauert gut 20 Minuten, die Straßen sind gepflegt und gut ausgebaut. Es geht vorbei an einem Porsche-Zentrum und Dutzenden sehr modern wirkenden Wohntürmen, fünfundzwanzig Stockwerke hoch.

Knapp zwei Millionen Einwohner soll die Handelsstadt haben. In unzähligen Hallen gibt es Zigtausende Produkte für den Einzelhandel, die Händler decken sich mit ganzen Containern voller Ware ein. Geht man vom Weihnachtszeug eine Etage nach oben, landet man in einem Dschungel voller Kunstblumen.

Die Stadt ist als einer der größten Handelsplätze der Welt zu internationaler Bekanntheit gelangt. Wann immer Korrespondenten einen Eindruck von Chinas Wirtschaft erhalten wollen, bietet sich Yiwu an. Es ist von Schanghai mit dem Schnellzug gut zu erreichen, die Menschen sind an ausländische Journalisten gewöhnt und erzählen vergleichsweise offen. So ist Yiwu zu einer Art Fieberthermometer der chinesischen Wirtschaft geworden.

Weihnachten ist Wirtschaftsfaktor

Der Weihnachtswahnsinn hat in den Neunzigerjahren begonnen, berichten die Händler in der Halle. Damals sei Guang­dong, die Gegend nördlich von Hongkong, noch das Produktionszen­trum gewesen. Doch die Materialien kamen von hier, und Yiwus Arbeitskräfte waren billiger.

Wie grün sind Deine Plastikblätter? Weihnachtsschmuck in Yiwu


Wie grün sind Deine Plastikblätter? Weihnachtsschmuck in Yiwu
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Bild: Gustav Theile

Erst entstanden die Fabriken in der Stadt selbst. Doch dann wurden die Mieten zu hoch, sagen sie. Jetzt sind sie ins Umland abgewandert, in die Nachbartäler. Wie viele Weihnachtsfabriken es in der Gegend gibt, wissen sie hier nicht so genau. Manche reden von einigen Hundert. Einer meint, es seien fast 3000. Klar ist: Weihnachten ist Wirtschaftsfaktor.

Es handelt sich um lauter kleine Familienbetriebe mit hoch automatisierten Fabriken. So berichten es Frau Lou und die anderen Verkäufer in dem Handelszentrum, viele stellen sich als Eigentümer der Fabriken vor. Ob das alles stimmt, lässt sich kaum überprüfen. Doch wie Frau Lou berichten sie von 30, 50 oder 70 Mitarbeitern, die sich vor allem um die Verpackung kümmern. Die Arbeiter verdienten in der Nebensaison rund 700 Euro im Monat.

Weihnachtssaison ist im Frühjahr und Sommer, dann strömen die Einkäufer aus aller Welt in die Stadt. Die Arbeiter verdienten auch mal das Doppelte. Im Dezember und Januar stehen die Fabriken still. Ab dem chinesischen Neujahrsfest stillen sie dann wieder den Weltweihnachtshunger.

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