Wissenschaft

Haustiere: Wie schädlich sind Freigänger-Katzen?

Katzen gehören zu den beliebtesten Haustieren in Deutschland. Trotz ihres niedlichen Aussehens sind sie aber perfekte Raubtiere mit einer großen Spannbreite an Beutetieren. Freigänger und streunende Katzen können dadurch zur Gefahr für Vögel und andere kleine Wildtiere werden. Doch es gibt Lösungsansätze. Was können Katzenfreunde und Gartenbesitzer tun?

Wie viele Katzenbesitzer bezeugen können, jagen ihre Freigänger so ziemlich alles, was ihnen vor die Schnurrhaare kommt: von kleinen Säugetieren über Vögel und Reptilien bis hin zu Amphibien und Insekten. Weltweit betrachtet jagen Katzen mehr als 2.000 verschiedene Tierarten. Solange ihre Beute klein genug ist, kann sie schnell als unfreiwilliges Geschenk vor der Terrassentür oder sogar im Wohnzimmer landen. Die Jagdinstinkte der Samtpfoten haben jedoch weitreichende Folgen: Freilaufende Katzen stellen ein erhebliches Problem für die Biodiversität dar und haben in manchen Fällen bereits zum Aussterben bestimmter Tierarten beigetragen.

Vorteil gegenüber wildlebenden Tieren

Allein für sich genommen sind Katzen zwar nicht das einzige oder größte Übel, das kleineren Wildtieren und vor allem vielen Vögeln droht. Aber sie verschärfen deren ohnehin schon kritische Überlebenschancen erheblich. Denn Freigängerkatzen haben den großen Vorteil, dass sie ein sicheres Zuhause haben und dort regelmäßig gefüttert werden. Selbst ausgesetzte Katzen erhalten oft Unterstützung von freiwilligen Helfern und Tierschutzorganisationen, die sich um ihre Fütterung und Impfung kümmern.

Diese Umstände verleihen den Katzen einen entscheidenden Vorteil als Jäger: Sie sind fitter und gesünder als wildlebende Prädatoren. Ihre Beutetiere hingegen kämpfen häufig mit Krankheiten sowie dem Verlust ihrer natürlichen Lebensräume und Nahrungsquellen – Herausforderungen, die ihr Überleben ohnehin erschweren.

Viele Opfer bleiben unerkannt

Genaue Zahlen für die Jagdopfer der freilaufenden Katzen zu nennen, ist schwierig: In Deutschland gibt es keine Registrierungspflicht für Katzen oder Freigänger, was die Erfassung solcher Daten erheblich erschwert. Außerdem variiert das Jagdverhalten von Katze zu Katze: Während einige Tiere sich in unmittelbarer Nähe ihres Wohnorts aufhalten und ihre Umgebung nur sporadisch erkunden, legen andere Katzen weite Strecken von mehreren Kilometern zurück. Viele Katzenbesitzer bekommen die Beute ihrer Tiere auch oft nicht zu Gesicht. Katzen bringen in der Regel nur einen Teil ihrer gefangenen Tiere nach Hause und lernen schnell, dass tote oder lebende Kleintiere von ihren Besitzern nicht gerade geschätzt werden. Anstatt das Jagen einzustellen, lassen sie ihre toten Opfer häufig einfach im Wald oder auf Wiesen zurück.

Dadurch schwanken zum Beispiel die Schätzungen der durch Katzen getöteten Vögel für Deutschland stark: Am unteren Ende wird diese Zahl auf etwa 20 Millionen geschätzt; einige Quellen gehen jedoch von bis zu 100 Millionen getöteten Vögeln aus – ein Wert, der knapp unter den jährlich rund 115 Millionen Vögeln liegt, die durch Kollisionen mit Fenster- und Glasscheiben sterben. Der Naturschutzbund geht sogar noch weiter und spricht von alarmierenden 200 Millionen Tieren, die jedes Jahr in Deutschland durch freilaufende Katzen ihr Leben verlieren.

Foto einer Katze im Freien mit einem neongelben Halsband mit einem Glöckchen
Nicht alle Beutetiere erkennen bunte Halsbänder und Glöckchen an Katzen als Warnung. © Astrid860/iStock

Was kann man zum Schutz der Wildtiere tun?

Bunte Halsbänder oder Glöckchen an Katzen können einen gewissen Schutz bieten, weil sie mobile Beutetiere rechtzeitig warnen. In der Praxis haben sie aber oft keinen signifikanten Effekt, wie Studien nahelegen. Während die optisch und akustisch auffälligen Halsbänder darauf abzielen, potenzielle Beutetiere zu warnen, sind viele junge Vögel noch nicht in der Lage, rechtzeitig zu fliehen. Andere Tiere, wie beispielsweise Eidechsen, erkennen die Töne und Signalfarben oft gar nicht erst als Warnung. Darüber hinaus lernen viele Katzen schnell, sich trotz des Glöckchens lautlos zu bewegen.

Warum Freigänger-Katzen kastriert werden sollten

Ein großes Problem ist auch, dass sich freilaufende Katzen oft unkontrolliert vermehren. Obwohl in vielen Regionen Deutschlands eine Kastrationspflicht für Freigänger besteht, sind sich viele Katzenbesitzer dessen nicht bewusst oder halten sich nicht daran. Jede freilaufende Katze zu kontrollieren, ist aber auch nicht möglich. Katzenbesitzer sollten ihre Tiere aber unbedingt kastrieren, damit sie nicht zur Vermehrung von Straßenkatzen beitragen. In manchen Städten, wie beispielsweise Bad Mergentheim, gibt es sogar Zuschüsse zur Kastration von Freigängern.

Tierschutzorganisationen versuchen außerdem, durch Kastrationsprojekte für herrenlose Katzen den wachsenden Populationen entgegenzuwirken. Doch oft stehen sie vor großen Hürden: Häufig fehlt es an ausreichend Finanzierung und Personal, um die Projekte effektiv umzusetzen und die Tiere einzufangen. Dazu kommt, dass mindestens 75 Prozent der Katzen in einer Gegend kastriert werden müssen, damit sich überhaupt ein Effekt einstellt.

Den Garten katzenunfreundlich machen

Menschen, die keine Katze besitzen, aber dennoch einen Beitrag zum Schutz der heimischen Tierwelt leisten möchten, können ihren Garten möglichst katzenunfreundlich gestalten. Dafür können zum Beispiel dornige Büsche oder dichte Hecken gepflanzt werden, die kleineren Tieren als katzensichere Rückzugsorte dienen. Zudem sollten Trink- und Futterstellen für Vögel so platziert werden, dass streunende Katzen keinen Zugang haben.

Auch das Anlegen von kleinen Steinhaufen oder Mauern mit Lücken bietet Lebens- und Verstreckräume für Reptilien und Amphibien. Darüber hinaus gibt es bestimmte Pflanzen wie Zitronenthymian, Lavendel und Gartenraute, die Katzen wegen des Geruchs meiden. Solche Maßnahmen sind nicht nur vorteilhaft für die Tierwelt, sondern können auch eine vielfältige Flora und Fauna im eigenen Garten fördern.

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