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#Heidelbergs Prinzhorn-Museum zeigt Kunst von Psychiatrie-Patienten

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Heidelbergs Prinzhorn-Museum zeigt Kunst von Psychiatrie-Patienten

Dass es in der Psychiatrie bisweilen auch etwas zu lachen gibt, weiß eine breitere Öffentlichkeit seit Milos Formans Film „Einer flog über das Kuckucksnest“ (1975). Auch in einer Anstalt ist Humor, wenn man trotzdem lacht. Die Redewendung „wahnsinnig komisch“ wird in der Regel zwar nicht gebraucht, um auf einen Zusammenhang zwischen seelischer Erkrankung und Humor, Komik ausdrücklich aufmerksam zu machen, lässt aber umso tiefer blicken. Bis in den Alltag hinein sind wir damit konfrontiert, wie die etwas aus der Mode gekommenen Aufkleber nach Art von „Die ganze Welt ist ein Irrenhaus, aber hier ist die Zentrale“ oder Sprüche wie „Wir behandeln die Falschen, die wahren Irren sitzen draußen“ zeigen. Solche Witze sind längst auserzählt und keineswegs noch originell; ganz falsch sind sie trotzdem nicht. Die Grenzen zwischen „gesund“ und „krank“, auch das gehört zum trivialen Wissen, sind eben fließend.

„Wahnsinnig komisch“ („Follement drôle“) ist die Ausstellung überschrieben, welche die Heidelberger Sammlung Prinzhorn soeben eröffnet hat. Diese wurde von 1919 bis 1921 von dem Psych­iater Hans Prinzhorn an der Psychiatrischen Universitätsklinik Heidelberg zusammengestellt und umfasste schon damals mehr als fünftausend, man darf ruhig sagen: Patienten-Werke aus deutschen psychiatrischen Einrichtungen. Seit zwanzig Jahren gibt es dazu, direkt neben den alten Kliniken auf der südlichen Neckarseite, ein Museum, das es inzwischen zu beachtlichem Renommee gebracht hat.

Keine Diagnosehilfe

Dies ist nun eine Zusammenarbeit mit der französischen Schwester, dem Pariser Musée d’Art et d’Histoire de l’Hopital Saint-Anne (MAHHSA), das erheblich später angefangen hat zu sammeln, aber schon 1950, zum ersten Weltkongress für Psychiatrie, seinen Besitz zeigte. Es handelt sich also um eine recht lange, phasenverschobene und, wie der in sieben Segmenten – von gleichsam klassischen Karikaturen über reichlich Tiersatire bis hin zu allerlei Obszönitäten – abgesteckte Parcours mit 150 zwischen 1880 und 1990 in beiden Ländern entstandenen Zeichnungen, Aquarellen und Skulpturen lehrt, produktive und sorgfältig gepflegte gemeinsame Geschichte.

Auguste Millet, „Une famille de Macreuses venues à Paris pour être logées tranquillement“ aus dem Jahr 1927.


Auguste Millet, „Une famille de Macreuses venues à Paris pour être logées tranquillement“ aus dem Jahr 1927.
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Bild: Sammlung Prinzhorn, Universitätsklinikum Heidelberg

Man muss gar keine Psychiatrie von innen gesehen haben, um zu wissen, dass die Insassen viel Zeit damit verbringen, Anstaltskritik zu üben. Wenn sie sich dabei nicht mit bloßer Meckerei begnügen, die hier, wie überall, immer auch etwas Wohlfeiles haben kann und oft einfach nur zum guten Ton gehört, sondern auch noch etwas herauskommt, umso besser. Die Disziplinen der bildenden Kunst gehören schließlich seit Langem zum Repertoire vieler Therapien. Schon insofern bedarf der Hinweis der Kuratorin Ingrid von Beyme, es handele sich bei den Bildern um „Bewältigungsstrategien“ ihrer Urheber, keiner weiteren Erklärung; wohl aber ihre These, die Exponate böten psychiatrisch geschulten Betrachtern keine Diagnosehilfe. Denn wenn man an die Erkenntnisse der Grafologie denkt, wird man solche auch hier nicht ganz ausschließen wollen. Einschlägig ist den psychiatriekritischen Bildern oft etwas Karnevalistisches, die Dinge und die Verhältnisse auf den Kopf Stellendes.

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