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Heike Hempel über die Zukunft von Arte

Der deutsch-französische Kultursender Arte will sein Programm in den nächsten Monaten auch ohne zusätzliche Finanzmittel ausbauen. Bei einem Gespräch in Leipzig erklärte Heike Hempel, die seit Anfang des Jahres Präsidentin von Arte ist, dass man begonnen habe, eine neue Programmstrategie Schritt für Schritt umzusetzen, um europäische Identität noch besser erlebbar zu machen.

„Wir wollen jetzt mit den elf assoziierten Sendern, mit denen zusammengearbeitet wird, und mit den vorhandenen Mitteln noch mehr machen, um für die europäische Idee zu werben“, sagt Hempel. Sowohl die französische Regierung als auch die Bundesregierung und die Bundesländer hätten sich in jüngster Zeit dafür eingesetzt, dass Arte der Nukleus einer neuen europäischen Plattform ist. Im Entwurf des Reformstaatsvertrages für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist von einem europäischen Angebot die Rede, zu dessen „Verwirklichung die Weiterentwicklung von Arte einen wesentlichen Beitrag leisten kann“. Im Koalitionsvertrag von Schwarz-Rot wird der „Aufbau einer europäischen Medienplattform unter Einbeziehung von Arte“ genannt. Bereits im Mai 2024 hatte der französische Staatspräsident Emmanuel Macron bei seinem Besuch in Deutschland den Ausbau des Senders angekündigt. „Frankreich und Deutschland wollen Arte zur Plattform aller Europäer machen“, erklärte er. Doch dazu sei die Unterstützung der EU erforderlich, sagt Hempel.

80 Prozent der Inhalte auf Arte sind europäisch

Die neue Arte-Präsidentin verweist darauf, dass die Idee der europäischen Plattform bereits im Gründungsvertrag von 1990 angelegt war. Hier wurde die europäische Ausrichtung explizit festgeschrieben. Seit 2015 wird Arte auch von der EU gefördert, allerdings nicht für Inhalte. Das Angebot werde gegenwärtig in sechs Sprachen angeboten und auf die konkreten Bedingungen dieser Länder angepasst, auch in den sozialen Medien. Insgesamt werden so 1500 Programme europäisch verbreitet. 80 Prozent der Inhalte auf Arte sind europäisch oder europäische Ko-Produktionen. Auch News-Angebote existieren in mehreren Sprachen. Bereits heute stammen 20 Prozent der Onlineabrufe von außerhalb von Deutschland und Frankreich. „Das reicht aber angesichts weltpolitischer Veränderungen nicht mehr aus, die europäische Plattform von Arte muss weiterentwickelt werden“, betont Hempel, „um den demokratischen Raum Europa auch medial zu verteidigen.“ Dabei sei die Kernfrage die künftige Finanzierung, die gegenwärtig vor allem von Frankreich und Deutschland geleistet wird, um das Angebot zu erweitern und einmal in 24 Sprachen zu etablieren.

Um eine wirksame Plattform für alle Europäer zu entwickeln, brauche es neue Inhalte, auch für Jugendliche. Arte will über aktuelle europäische Ereignisse berichten, die Gemeinschaftserlebnisse schaffen, mehr live senden und mehr europäische Ko-Produktionen in Auftrag geben. Auch Diskussionen und Town-Hall-Meetings zu europäischen Themen mit Europapolitikern seien geplant.

Ohne eine bessere und langfristige EU-Förderung sei das aber nicht zu schaffen, sagt Hempel, die weiterhin die ZDF-Hauptredaktion Fernsehfilm/Serie II leitet. Gegenwärtig würden mit der EU-Kommission dazu Gespräche geführt, und dabei sei das französische und deutsche Bekenntnis zum Gemeinschaftsprojekt sehr hilfreich. Es sei auch der EU-Kommission klar, dass eine solche Plattform benötigt werde und das Geld für Medienprojekte konzentrierter eingesetzt werden müsste. Der nächste Förderzyklus der EU beginne ab 2028 für sechs Jahre, und Arte sei optimistisch, dazuzugehören. Parallel fänden Gespräche mit Partnern statt, um auszuloten, inwieweit diese einen finanziellen Beitrag leisten könnten oder auch zu Ko-Produktionen bereit seien. Die Arte-Präsidentin kann sich durchaus vorstellen, dass der europäische Kulturkanal eines Tages zu einer europaweiten Streamingplattform mit anderen öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern, Verlagen oder kulturellen Institutionen gehöre. Im Moment konzentriere sich der Sender, der seinen Sitz in Straßburg hat, darauf, mit relevanten Inhalten mehr Nutzer europaweit zu erreichen.

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