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Politiker distanzieren sich von ESC-Sieger JJ

Zu Wochenbeginn drängte sich noch auf ein Selfie mit dem ESC-Sieger JJ, wer Rang und Namen hat in der österreichischen Politik. Am Ende der Woche ist man hingegen in Wien auf Distanz bedacht. Grund sind Einlassungen des Musikers zur Politik, besonders der im Nahen Osten. Die Spitzen der Koalitionsparteien ÖVP, SPÖ und Neos, die am Montag im Bundeskanzleramt am Wiener Ballhausplatz mit JJ zusammengetroffen waren, tauchten zu dem Thema entweder ab oder kritisierten die Aussagen, ohne sich ausdrücklich auf den Sänger zu beziehen.

Der 24 Jahre alte Wiener, mit bürgerlichem Namen Johannes Pietsch, hatte nach seinem Erfolg beim Eurovision Song Contest (ESC) auf mehreren Kanälen Israel scharf kritisiert. Er forderte den Ausschluss des Landes aus dem Schlagerwettbewerb der europäischen Rundfunkanstalten. Dabei bezog er sich auf den Gazakrieg und setzte er das israelische Vorgehen mit dem Eroberungskrieg Russlands gegen die Ukraine gleich. Kritisiert wurde JJ auch, weil er einen Instagram-Post der Zeitung „Der Standard“ likte, der über den Angriff auf zwei Mitarbeiter der israelischen Botschaft in Washington informierte. Eine „Gefällt mir“-Angabe in sozialen Medien muss jedoch nicht als Zustimmung gemeint sein.

Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) und Vizekanzler Andreas Babler (SPÖ) verzichteten auf eigene Stellungnahmen. Verwiesen wurde im Bundeskanzleramt auf die Aussage von Staatssekretär Alexander Pröll (ÖVP), zuständig für den Kampf gegen Antisemitismus: „Terror und Antisemitismus haben in unserer freien, pluralistischen Gesellschaft keinen Platz, genauso wenig wie Sympathien dafür.“ Der Versuch einer Gleichsetzung von Russlands Vorgehen mit dem Israels komme einer Geschichtsfälschung gleich.

Es sei nicht hinnehmbar, Künstler für die Politik ihrer Regierungen verantwortlich zu machen

Außenministerin Beate Meinl-Reisinger (Neos) kommentierte auf Anfrage dieser Zeitung: „Der Vergleich zwischen Israel und Russland ist vollkommen unangebracht. Jede Verharmlosung von Terror und Antisemitismus ist mit den Werten unserer Gesellschaft unvereinbar.“ Auch sei es nicht hinnehmbar, Künstler für die Politik ihrer Regierungen verantwortlich zu machen. Über die Teilnahme am ESC entscheide ausschließlich der Veranstalter.

Seitens der Christdemokraten äußerte sich auch die in der ÖVP einflussreiche niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner: „JJ ist ein großartiger Sänger – aber offenbar politisch gefährlich schlecht beraten.“ Würde der Schlagerwettbewerb nächstes Jahr in ihrem Bundesland stattfinden, so würde es dort „jedenfalls keinen ESC ohne Israel geben“. Der frühere Parlamentspräsident Wolfgang Sobotka, ebenfalls ein Niederösterreicher, verwies zudem auf den Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober 2023, bei dem mehr als 1200 Menschen ermordet, Familien zerstört und zahlreiche Geiseln verschleppt wurden. Wer das ignoriere und zugleich Israel dämonisiere, bediene gefährliche antisemitische Muster.

JJ hatte sich in „El País“ geäußert

Der Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp nutzte die Gelegenheit, um die Regierung zu kritisieren, indem er ein Foto auf X postete, das JJ gemeinsam mit den Koalitionsspitzen zeigt. Nepp schrieb: „So feiert unsere Bundesregierung einen Antisemiten – und macht ihn damit salonfähig.“ Wer Israels Selbstverteidigung mit Russlands Angriffskrieg gleichsetze und jüdische Terroropfer in Washington „mit einem Like verhöhnt, hat keinen Platz auf dem Parkett der Republik. Wehret den Anfängen!“, schrieb Nepp.

JJ hatte in einem schriftlichen Austausch mit der spanischen Zeitung „El Pais“ gesagt: „Es ist sehr enttäuschend, dass Israel noch am Wettbewerb teilnimmt.“ Er wünsche sich, dass der Eurovision Song Contest nächstes Jahr in Wien stattfinde, aber ohne Israel. In einem auf sozialen Medien verbreiteten Video sagte er zudem: „Ich bin sehr enttäuscht, dass Russland ausgeschlossen wurde und Israel nicht.“ Beide seien Aggressoren.

Sein Management reichte auf Anfrage der Austria Presse Agentur ein Zitat JJs weiter, das die vorherigen Aussagen offenbar relativieren sollte, ohne sie zurückzunehmen: „Es tut mir leid, falls meine Worte missverstanden wurden. Obwohl ich die israelische Regierung kritisiere, verurteile ich jegliche Form von Gewalt gegen Zivilisten überall auf der Welt – sei es gegen Israelis oder Palästinenser. Zu diesem Thema werde ich mich nicht weiter äußern.“

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