#Ich schaue nur noch Tiktok
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„Ich schaue nur noch Tiktok“
Der Bildschirm ist winzig, der Inhalt zählt, der Sender nicht: Szene aus „The Righteous Gemstones“.
Bild: dpa
Hört man Marktforschern zu, scheinen die Fernsehsender zum Untergang verurteilt, selbst wenn sie auf Streaming setzen. Es sei denn, sie schließen sich gegen Google, Netflix, Amazon zusammen. Ob das geht?
Kein Tag, an dem nicht ein Marktforscher die Zukunft des Fernsehens in den glühendsten Farben malt. Deshalb dürfte das „Special“ der Münchner Medientage alle Wettbewerber alarmiert haben, ausgenommen die Giganten Amazon und Google. Ihnen nämlich gehört die Zukunft. Warum? Das zeigte sich, als Richard Broughton vom Marktforschungsinstitut Ampere Analysis in Plus- und Minus-Balken goss, wie sich das Mediennutzungsverhalten der Deutschen in den zwei Pandemiejahren verändert hat. Einsamer Gewinner ist demnach der Podcast – die Nutzung stieg um 160 Prozent, gefolgt vom Videostreaming (plus 32 Prozent), gemietete Musik (Spotify, Apple Music, plus 27 Prozent und Gaming (plus 16 Prozent). Immerhin sei bei der gedruckten Presse ein zartes Plus von einem Prozent zu verzeichnen, während der Radiokonsum um sieben Prozent zurückging. Eine weitere Statistik weist das massive Wachstum von Smart-TV seit 2015 aus. Beim OTT-Fernsehen (also mit Stick oder Box) hat Amazon TV in Deutschland mit 31 Prozent mehr als doppelt so viele Nutzer wie die Konkurrenten Chromecast, Apple und Sky, die in seltener Eintracht bei 13 Prozent liegen.
Bildschirme können nicht groß genug sein
Richard Broughtons Zahlen belegen eine Disruption im Fernsehmarkt, der Leif Erik Lindner vom Hersteller Samsung sehr viel abgewinnen kann, weil der klassische Fernseher nicht mehr gefragt ist, stattdessen der übergroße Bildschirm ab 82 Zoll. Dass Tiktok- und Instagram-Videos gerne im Hochformat geschaut werden, trägt man mit einer drehbaren Aufhängung an der Wand Rechnung, das Format stellt sich automatisch von Breit auf Hoch um. „Der Fernseher soll immer mehr zum Lifestyle-Accessoire werden“, sagt Lindner. Mehr als 40 Prozent der Kunden leisten sich, wie es heißt, einen Premium-Fernseher jenseits der 1300 Euro. Die Hardware-Produzenten setzen auch auf das „immersive“ Fernseherlebnis, das den Zuschauer dank Künstlicher Intelligenz ins Geschehen ziehen und eine Art 3-D 3.0 bieten soll: Naturaufnahmen, als wäre man in der Serengeti, ein Sound wie beim Livekonzert. Ein erster Ausflug in diese Gefilde bietet die bald anlaufende dritte Staffel von „Das Boot“.

Freitags um 16.00 Uhr
Skeptiker würden sagen, dass Marc Gumpinger und Jan Möllendorf in einer eigenen Welt leben. Ihr Steckenpferd: NFT – Non-Fungible Token, Kunst und Inhalte, die digitalisiert „ins Metaverse rüberwachsen von Öl bis zur Stroharbeit“. Kunstwerke, die auf einem Fernseher projiziert an der Wand hängen und ein Bild so zeigen, dass es vom Original auf den ersten Blick nicht zu unterscheiden sei. Dass ein solches in London für 60 Millionen Pfund verkauft wurde, hat den Künstler Gumpinger ermutigt, selbst digitale Kunst zu schaffen – auch wenn er einräumt „sechzig Millionen sind zunächst viel dafür, dass man nichts sieht. Aber ich sehe das als Weiterentwicklung der Malerei, die ja schon oft totgesagt wurde.“ Schließlich eröffne das Fernsehen als Handelsplattform für Kunst ganz neue Wege und erschließe neue Zielgruppen. Jan Möllendorf von der Agentur Defacto x schaut nach eigener Aussage fast nur noch Tiktok. In Asien, sagte er, sei Fernsehen bei relevanten Zielgruppen kein Thema mehr.
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