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#IHK-Wahlen in Frankfurt: Michael Groß bläst zum Angriff

Die Frankfurter IHK soll unter der Präsidentschaft von Michael Groß moderner organisiert, digitaler, teamfähiger und lösungsorientierter werden. Ob der Olympiasieger sich gegen Amtsinhaber Ulrich Caspar durchsetzen kann, wird sich in der nächsten Woche zeigen.

In der nächsten Woche will der ehemalige Weltklasseschwimmer und Unternehmer Michael Groß Nachfolger des Amtsinhabers Ulrich Caspar als Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Frankfurt werden. Dazu hat er ein Programmpapier vorgelegt, das der F.A.Z. vorab vorliegt. Das Papier basiert auf Treffen mit allen Wahlgruppen der Vollversammlung sowie weiteren Gesprächen mit Fachleuten innerhalb und außerhalb der IHK.

Neben dem Wunsch nach einem anderen Führungsstil findet sich darin vor allem die Aussage: „Mehr Ergebnisse, weniger Forderungen und Konflikte. Weniger Ideologie, mehr Lösungen.“ Das dürfte eine Anspielung auf das öffentliche Auftreten Caspars sein, der in seiner bisherigen Amtszeit alles andere als konfliktscheu war. Die IHK, das seien alle Mitglieder, findet Groß, Herrschaftswissen solle in ihr nicht dominieren. Moderne Unternehmensführung müsse auch in der IHK Einzug halten, Vorgesetzte sollten sich zu Führungskräften entwickeln, deren Aufgabe es sei, ihre Mitarbeiter erfolgreich zu machen.

Aus Sicht von Groß ist die IHK aber nicht nur als Partner für die nachhaltige Transformation vieler Wirtschaftsbranchen wichtiger denn je. Angesichts der Spaltungen in der Gesellschaft und Polarisierung in der Politik seien vielmehr Institutionen elementar, die kompetent und glaubwürdig Kräfte bündelten – bei der IHK zum Wohl der Wirtschaft und des Wohlstands möglichst vieler Menschen: „Forderungen stellen ist einfach. Themen auf den Weg bringen ist der erste Schritt“, sagt Groß. Und: „Die IHK vertritt nicht die Meinung des Präsidenten. Der Präsident und allen anderen Beteiligten fördern konkrete Lösungen im Interesse der Wirtschaft. Dazu steht eins für mich im Amt des Präsidenten fest: Die IHK ist keine ‚One Man Show’“.

Eines will Michael Groß auf keinen Fall: Eine „One-Man-Show“.


Eines will Michael Groß auf keinen Fall: Eine „One-Man-Show“.
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Bild: dpa

Neben dem „Pflichtprogramm“ jeder IHK, wie den hoheitlichen Aufgaben in der Aus- und Weiterbildung, die auf hohem Niveau an die veränderten Bedürfnisse der Mitglieder angepasst werden sollen, geht es Groß vor allem um fünf Themen oder Themenpaare: Fachkräfte und Diversität – hier soll sich die IHK zum Beispiel aktiver darum bemühen, dass die rund 50.000 Studenten aus dem Ausland, die an den staatlichen Universitäten der Region studieren, in größerer Zahl bleiben. Zu diesem Zweck gebe es schon das Projekt „International Career Service“, das die IHK unterstützen könne.

Lösungen von Wirtschaft und Politik aktiv fördern

Mobilität und Verkehr – die Mobilität sei zu sichern, ohne durch mehr Bedarf auch mehr Flächen zu verbrauchen. Die IHK könne das Miteinander der Entscheider in Politik und Wirtschaft inspirieren, moderieren und Lösungen aktiv fördern, unter anderem beim Aufbau einer Shared Mobility-Plattform aller Verkehrsträger in der Region, also nicht nur für Autos, sondern auch Bahnen, Busse, Fahrräder und E-Roller. „Viele moderne Leih-Fahrzeuge stehen sehr lange ungenutzt herum. Die bessere Nutzung kann signifikante Mengen an CO2 sparen, ohne Verlust an Lebensqualität,” sagt Groß.

Energie und Nachhaltigkeit – effiziente und bezahlbare Konzepte zur Senkung des CO2-Footprints bis zum Erreichen der Klimaneutralität könne die IHK allen Mitgliedern zugänglich machen. So könne die IHK den Zugriff auf Förderprogramme mit Hilfe Künstlicher Intelligenz (KI) einfacher machen. „Alle Programme basieren auf gut strukturierten Daten, die von einer generativen KI leicht ausgewertet werden können, passend zu jedem Bedürfnis eines Unternehmens“, sagt Groß.

Bürokratie und Regulatorik – hier nennt Groß als Beispiel das Programm „1 minus 2“. Für jede neue Regulierung entfallen demnach auf dem Weg zwei andere, nicht nur diejenige, die jeweils ersetzt wird. Die IHK solle hier nicht nur Vorschläge machen, sondern vorangehen, indem für das eigene Handeln künftig das Prinzip „1 minus 2“ praktiziert werde.

Digitalisierung und Transformation – hier bestehe an vielen Stellen im Alltag erheblicher Nachholbedarf, auch bei der IHK selbst. Das IHK-Konjunkturbarometer sei ein wunderbares Beispiel für die Frage der Nutzenden: „Was mache ich damit? Was hilft mir die Information?“ Aus dem Konjunkturbarometer könnten tatsächlich aber branchenspezifische Handlungsoptionen abgeleitet werden, die beim Empfänger konkrete Ideen auslösten für die eigene Arbeit. Und mit Blick auf die geplante Multifunktionsarena (eines von vier Leuchtturmprojekten von Groß) sei die IHK nahezu zur Unterstützung verpflichtet, findet er.

Die Arbeit an dem Ideenpapier habe ihm viel Spaß gemacht, sagt Groß. Nun gehe es in die Wahl, aber die Inhalte hätten über die Wahl hinaus Bestand. Ob er gewinne oder nicht, die Bedürfnisse der Mitglieder, die er in den vergangenen Wochen erhoben habe, gebe es weiterhin.

Sein pragmatischer Ansatz zeigt sich auch in seiner Antwort auf die Frage zur Höhe der Gewerbesteuer: „Jeder möchte gerne weniger zahlen. Die Höhe allein ist es jedoch nicht. Wie setzt die Stadt die Steuern der Unternehmen ein, damit wir attraktiver für Fachkräfte werden? Im Bahnhofsviertel und in der Innenstadt kann dafür viel bewirkt werden.“

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