Spiel

Im Test! Elden Ring Nightreign ist ein fantastisches Spin-Off, das allerdings spalten dürfte

Titel Elden Ring Nightreign
Japan 30. Mai 2025
FromSoftware, Bandai Namco
Nordamerika 30. Mai 2025
FromSoftware, Bandai Namco
Europa 30. Mai 2025
FromSoftware, Bandai Namco
System PlayStation 5, Xbox Series, PlayStation 4, Xbox One, PC
Getestet für PlayStation 5
Entwickler FromSoftware
Genres Action-RPG, Roguelite, Survival
Texte Deutschland Nordamerika Japan
Vertonung Nordamerika

Ihr erinnert Euch: Vor einigen Monaten hatten wir bereits die Möglichkeit, Elden Ring Nightreign ausgiebig anzuspielen. Seinerzeit ging ich mit gesunder Skepsis in den Termin und kam mit euphorischer Vorfreude auf das fertige Spiel wieder raus. Mittlerweile konnte ich zahlreiche Stunden in die finale Fassung stecken und so viel kann ich schon mal verraten: Der tolle Eindruck aus dem Preview-Event hat sich genauso bestätigt wie der Verdacht, dass dieses Spiel nicht jeden Fan des Originals glücklich machen wird.

Das ist Nightreign

Ihr seid mittlerweile sicher bestens vertraut mit dem Konzept von „Nightreign“, lasst es mich trotzdem nochmal flott umreißen. Ihr wählt aus einer Riege von acht Nightfarern und stürzt Euch dann mit zwei Verbündeten ins Abenteuer. Euer Ziel: Der scheußliche Nightlord, der – in seinen vielen Gestalten – die Zwischenlande heimsucht und gefälligst dort hin zurück soll, wo er herkam. Bevor Ihr allerdings an seine Tür klopft, müsst Ihr zwei volle Tage in Limveld überleben, was an und für sich bereits eine knifflige Herausforderung sein kann. 

Einmal vom spektralen Falken abgeworfen, tickt nämlich die Uhr. Auf der Jagd nach nützlicher Ausrüstung und Runen eilt Ihr zu zufallsgenerierten Orten auf der Karte und nehmt es mit einfachen Feinden und regelmäßigen Minibossen auf. Eure Route bestimmt Ihr dabei möglichst fix, denn ehe Ihr Euch verseht, treibt Euch ein Kreis aus Flammen ins Zentrum der Karte. Hier wartet dann ein nächtlicher Boss darauf, Euch das Leben schwer zu machen. Ist der Boden mit ihm aufgewischt, geht es nach selbigem Regelwerk in den zweiten Tag, ehe Euch der dritte Tag eine ordentlich knifflige Keilerei mit dem Nightlord gewährt.

In der Vorab-Version gestaltete sich dieser Gameplay-Loop bereits reichlich spaßig, was aber nicht nur im Talent meiner charmanten Gruppe begründet lag. Seinerzeit beschränkten sich die zufallsbasierten Elemente noch auf ein Minimum; es dauerte nicht lang, bis wir mit allen Eventualitäten vertraut waren und routiniert einen Durchgang nach dem anderen erfolgreich abhakten. Damit ist in der finalen Version Schluss. Wie versprochen, haben FromSoftware gehörig am Randomizer-Regler gedreht. Der Pool an Bossgegnern ist dabei genauso zuverlässig angewachsen wie jener an Nightlords und spielbaren Klassen. 

Neue Helden, neue Schergen

Eins nach dem anderen: In der vorläufigen Fassung hatten wir lediglich Zugriff auf vier der acht Klassen – Wylder, Wächter, Einsiedlerin und Gräfin. In der finalen Version gesellt sich nun der gleichermaßen vielseitige Rest dazu. 

Da wäre der grobschlächtige Räuber, der eingesteckte Treffer effektiv zurückwerfen kann und mit seiner Ultimativkunst eine mächtige Stele beschwört. Diese tut Feinden nicht nur weh, sondern dient Fernkampfklassen – wie dem Eisenauge – zusätzlich als nützlicher Aussichtspunkt. Wo wir schon beim Eisenauge sind: Als unterstützender Bogenschütze agiert er aus der Ferne und markiert Schergen, damit sie größeren Schaden von Euren Kameraden erleiden. Das Gespenst ähnelt einer Totenbeschwörerin und ruft die Geister bekannter Widersacher herbei, die Euch im Kampf unter die Arme greifen. Und dann wäre da noch der Exekutor, der Sekiro-Fans glücklich machen dürfte. Sein Charaktertalent lässt ihn in eine Haltung wechseln, die feindliche Angriffe parieren lässt. Außerdem kann sich der wortkarge Schwertkämpfer via Ultimativkunst in ein wildes Biest verwandeln. Praktisch.

So wie die Riege an Helden wächst, tut es natürlich auf jene des titelgebenden Widersachers. Hatten wir vorab lediglich die Möglichkeit dazu, uns mit dem dreiköpfigen Streuner Gladius anzulegen, winken nun sieben weitere Obermotze, die allesamt unterschiedliche, äußerst fiese, aber nie unfaire Herausforderungen bieten. Von wildgewordenen Ziegen, über anmutige Drachen bis zu Speer-schwingenden Zentauren – an Abwechslung mangelt es der Schurkenbande gewiss nicht. 

Zwischen Stress und Euphorie

Wenig überraschend markieren die Kämpfe mit den Nightlords die spielerischen Höhepunkte von „Nightreign“. Nicht selten werdet Ihr nach erstmaliger Konfrontation mit einem Nightlord denken, er sei eine unüberwindbare Hürde. Je mehr Ihr Euch aber mit seinen Angriffen und vor allem Schwächen vertraut macht, wird ein Sieg immer greifbarer. Na klar, so ist es auch im Hauptspiel, bzw. in sämtlichen FromSoftware-Spielen der „Souls“-Ära, werdet Ihr sagen. Die kooperative Komponente von „Nightreign“ verleiht diesen knackigen Keilereien aber eine zusätzliche Ebene und Komplexität. 

Die Zusammenstellung Eures Teams ist genauso von Bedeutung wie es Eure Ausrüstung sein kann. Seht Ihr Euch mit einem Schergen konfrontiert, der die meiste Zeit damit verbringt, in luftigen Höhen umher zu schweben, seht Ihr mit einer Truppe aus Nahkämpfern schnell alt aus. Und wenn ein hungriges Biest unermüdlich nach Euch schnappt, seid Ihr gut beraten einen kräftigen Tank in der Gruppe zu haben, der versucht, es in Schach zu halten. Aber auch die elementaren Schwächen Eurer Feinde solltet Ihr nicht außer Acht lassen. Um bei letzterem Beispiel zu bleiben: Ist das Monster vergiftet, verfliegt seine Wildheit kurzerhand, was Euch ein günstiges Fenster zum Gegenangriff eröffnet. 

Eines haben alle Nightlords gemeinsam: Sind sie einmal nach stressiger Keilerei bezwungen, ist die Freude unwahrscheinlich groß. Im Testzeitraum jubelten wir regelmäßig gemeinsam, wenn ein neuer Superboss ins Gras biss – „Souls“-Fans ist dieses Gefühl der Euphorie wohl bekannt. Und eben dieses Gefühl resultierte dann regelmäßig in einem kollektiven „Eine Runde geht noch“; die Sogwirkung von „Nightreign“ ist erstaunlich.

Vielseitiges Limveld

Jetzt bin ich aber fast ein bisschen zu flott ans Ziel gallopiert. Wie gesagt: Bevor Ihr überhaupt beim Nightlord anklopft, gilt es zwei volle Tage in Limveld zu überstehen, das sich im Vergleich zur Vorab-Version deutlich weniger durchschaubar präsentiert. Punkte von Interesse auf der Karte wechseln nun regelmäßig ihren Standort und Charakter, wenngleich ihr nach einigen Stunden natürlich immer wieder über bereits bekannte Camps stolpert. Hin und wieder kommt es gar vor, dass sich Gegner-Standorte und ihre entsprechenden Minibosse innerhalb einer Expedition wiederholen. Besonders störend empfand ich diesen Umstand aber nicht. Im Gegenteil: Wenn es ein dankbarer Hotspot ist, freute mich eine solche Repetition sogar.

Für weitere Abwechslung sorgen die sogenannten Erdverschiebungen. Im Vorfeld spekulierten wir, ob „Nightreign“ neben Limveld auch andere Karten bieten könnte. Dem ist nicht so. Dafür sorgen zufallsbasierte Weltereignisse, die Ihr im Spielverlauf freischaltet für prägnante Veränderungen in der Vegetation von Limveld. 

So kann etwa ein vulkanischer Krater das Zentrum der Karte aufbrechen und Euch in seine Tiefen einladen oder es erhebt sich ein schneebedeckter Berg, den es zu erklimmen gilt. Es könnte sich aber auch ein giftiger Wald auftun oder eine mächtige Festungsstadt. Diese speziellen Gebiete empfangen Euch mit großen Risiken, aber eben auch potenziell mächtigen Belohnungen.

Nicht ohne Stolpersteine

Nach gut 30 Stunden und zahlreichen erfolgreichen wie misslungenen Expeditionen konnte ich letztlich – mit der Hilfe von diversen tollen Kollegen und Kolleginnen – sieben von acht Nightlords (inklusive finalem Boss) bezwingen und der tolle Vorab-Eindruck bestätigt sich auf ganzer Linie. Als unerwartet packender Genre-Mix hielt und hält mich „Nightreign“ in seinen Fängen. Fest steht aber auch: So wird es sicher nicht jedem ergehen. Dafür ist der Titel mit seinen Einstiegshürden und Voraussetzungen für eine optimale Spielerfahrung zu sperrig.

Zum einen bedarf es förmlich einer festen Gruppe und direkter Kommunikation, damit Ihr den vielen Gefahren von Limveld  bestmöglich trotzen könnt. Schreitet Ihr mit zwei zufällig zugeteilten Kameraden und ohne Absprache ins Abenteuer, mündet das natürlich nicht gleich in einer gescheiterten Expedition – ich konnte in solch einem Kontext durchaus manch einen Nightlord zu Grabe tragen. An die Erfahrung, sich in der Hektik direkt mit seinen Kameraden absprechen zu können, reicht diese Spielweise aber nicht heran. 

Darüber hinaus gestaltet sich das Spielprinzip von „Nightreign“ nicht nur komplex, sondern ebenso recht kompromisslos. Klar, auch das ist man von FromSoft-Abenteuern gewöhnt. Zusätzlich zum knackigen Schwierigkeitsgrad kommen aber diverse Systeme und Mechaniken, die man bei stressvollem Tempo durchdringen muss. Übung macht bekanntlich den Meister; diverse Fans des Originals und interessierte Neulinge könnten hier aber verständlicherweise frühzeitig das Handtuch werfen.

Solltet Ihr Euch übrigens fragen, ob denn nun der versprochene Solo-Modus mit an Bord ist: Ist er. Allerdings markiert dieser das aktuell deutlichste Manko am Spiel. Ihr könnt zwar durchaus im Alleingang losziehen; diverse Ungereimtheiten im Balancing machen die Solo-Expeditionen aber regelmäßig zur Tortur. Feinde scheinen zwar hier und da angepasste Lebensleisten zu haben; die Frequenz an Gegnern ist aber deutlich auf die Koop-Erfahrung ausgelegt. FromSoftware wird hier aber sicher mit der Zeit nachbessern und Anpassungen vornehmen.

Wo ist Crossplay?

Technisch gibt es wenig zu beanstanden. Audiovisuell macht der Titel eine FromSoftware-typische Figur. Will heißen: So lange Ihr kein grafisches Wunderwerk erwartet, könnt Ihr Euch an durchaus toll präsentierten Schauwerten und einer mehr oder minder stabilen Bildrate erfreuen.

Einen groben Schnitzer erlaubt sich „Nightreign“ als Koop-Abenteuer dann aber doch noch. Der Titel kommt ohne Crossplay-Funktion, was die Möglichkeiten zum gemeinsamen Spiel mit Freunden deutlich einschränkt. Das wirkt 2025 fast etwas befremdlich altbacken. Daumen drücken, dass FromSoftware die Funktion nachreicht.

Ein hervorragendes Spin-Off der Marke Geschmacksache

Nach 30 Stunden mit der Vollversion kann ich beruhigt sagen, dass sich der tolle Eindruck aus der Preview-Zeit bestätigt und gefestigt hat. „Nightreign“ verbindet die bewährten Elemente aus Elden Ring mit einem beispiellos spaßigen, vielschichtigen und herrlich frischen Spielkonzept. Der Titel dürfte mit ziemlicher Sicherheit spalten und manch einen Fan und Neuling frustriert abhängen; aber wenn Ihr Zugang findet, wartet hier ein ernstzunehmendes Highlight des aktuellen Spieljahres auf Euch. Bleibt nur zu hoffen, dass sich FromSoftware in Hinblick auf die Unzulänglichkeiten des Solo-Modus und das fehlende Crossplay-Feature nochmal an den Schreibtisch setzt.

 

Story

Der Nightlord sucht die Zwischenlande heim; als Nightfarer trotzt ihr ihm. Eine simple, aber ausreichende Prämisse, um ins Abenteuer zu starten.

Gameplay

Ihr überlebt wiederholt drei Tage in Limveld und stärkt Euch mit zufallsbasierter Ausrüstung, um dem Nightlord entgegenzutreten.

Grafik

„Nightreign“ versetzt visuell keine Berge, macht diesen Umstand aber mit einer herausragenden Präsentation wett.

Sound

Tolle Musikstücke untermalen vor allem die Gefechte mit den Nightlords gelungen.

Sonstiges

„Nightreign“ bietet sich für den Ausbau durch DLCs förmlich an. Wir dürfen gespannt sein, ob der Titel in der Zukunft um neue Bosse oder gar Nightfarer ergänzt wird.

Bildmaterial: Elden Ring Nightreign, Bandai Namco, FromSoftware

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