Im Test! The Hundred Line: Last Defense Academy ist der nächste „GOTY“-Anwärter

Inhaltsverzeichnis
Titel | The Hundred Line: Last Defense Academy |
![]() |
24. April 2025 |
Aniplex | |
![]() |
24. April 2025 |
Marvelous USA | |
![]() |
24. April 2025 |
Marvelous | |
System | Nintendo Switch, Windows |
Getestet für | Nintendo Switch |
Entwickler | Too Kyo Games / Media.Vision |
Genres | Visual Novel / Strategie-RPG |
Texte |
![]() |
Vertonung | ![]() ![]() |
Es gibt Spiele, die hat man nur mit leichtem Interesse auf dem Schirm. Wo man weiß: „Ah, das kommt ja bald.“ Und wenn man es dann spielt, wird man auf einmal so in den Bann gezogen, dass man gar nicht mehr aufhören kann daran zu denken. Wenn man nicht spielt, möchte man eigentlich alles liegen lassen und weiterzocken. So ging es mir mit The Hundred Line: Last Defense Academy, dem neuesten Spiel aus dem Kopf des Danganronpa-Schöpfers Kazutaka Kodaka. Mit seinem eigenen Studio Too Kyo Games bringt man nun ein ambitioniertes Werk, welches mit 100 Enden überzeugen möchte.
Die letzte Hoffnung der Menschheit
In The Hundred Line: Last Defense Academy, künftig kurz The Hundred Line genannt, übernehmt ihr die Rolle von Takumi Sumino. Er führt ein gewöhnliches Leben im Tokyo Residential Complex. Gemeinsam mit seiner Kindheitsfreundin Karua geht er gerade zur Schule, als sich die Ereignisse überschlagen und er auf das merkwürdige Wesen Sirei trifft. Nicht nur das – bald greifen ihn und Karua kafkaeske Monster an! Sirei gibt Takumi einen Dolch, mit dem er sich selbst in die Brust stechen soll, um seine wahren Fähigkeiten zu erlangen.
Nach kurzem Zögern macht Takumi das auch und verwandelt sich regelrecht. Mit seinen neu gewonnenen Kräften kann er die Monster besiegen. Jedoch wird er dann ohnmächtig und wacht kurz darauf mit zahlreichen gleichaltrigen Personen in einem Klassenraum auf. Sirei erklärt bald der Gruppe von Teenagern, dass sie nun für 100 Tage in der Schule bleiben und diese vor den Monstern verteidigen müssen.
Doch nicht alle sind gewillt, einfach so ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Takumi muss also nun versuchen, alle zum Kampf zu bringen … und gleichzeitig herausfinden, was zur Hölle in der Welt eigentlich los ist. Das wichtigste Ziel für ihn liegt jedoch darin, zum Tokyo Residential Complex zurückzukehren und Karua wiederzusehen.
Ich möchte an der Stelle etwas Ungewöhnliches machen und mein Fazit in verkürzter Form vorziehen. Denn bei The Hundred Line: Last Defense Academy liegt der Fokus auf erkunden und herausfinden, was das Spiel euch zu bieten hat. Der Titel bietet sehr viel Abwechslung in der Story und lässt euch immer mitfiebern, wie es wohl weitergeht. Wenn euch das als Information ausreicht und überzeugt, stoppt lieber das Lesen und stürzt euch in das Abenteuer mit Takumi. Ich empfehle es auf jeden Fall stark.
Nicht nur 100 Tage, auch 100 Enden
Noch da? Okay! Wie Sirei euch auch erklärt, erlebt ihr im Laufe der Zeit wirklich nahezu alle 100 Tage im Spielverlauf. Diese sind mal mehr, mal weniger spannend. Manchmal ist es lustig, manchmal traurig. Die Schüler:innen im Spiel sind allesamt, wie man es vielleicht aus Danganronpa auch kennt, komplett überspitzte Persönlichkeiten.
Während ein Charakter eine innige Liebe zu dem eigenen Schwert zu haben scheint, hasst eine andere Figur sich selbst massiv und bezeichnet sich quasi als größten Abschaum – in nahezu jedem Satz. Die Überspitzung der Charaktere kann manchmal etwas repetitiv sein und besonders bei Darumi äußert sich dies in dem ständigen Wunsch nach „Killing Games!“. Was natürlich eine eindeutige Anspielung auf Danganronpa ist. Generell macht sie viele Anspielungen auf andere Medien. Größtenteils führen die abgedrehten Charaktere jedoch einfach zu lustigen Momenten, die das Spiel so charmant machen.
Doch The Hundred Line öffnet sich erst so richtig, sobald ihr den zweiten Spieldurchlauf erreicht habt. Denn durch Entscheidungen könnt ihr nun eines der anderen zahlreichen Endings erreichen. Dabei unterscheiden sich die Plotlines tatsächlich sehr stark. Manche bauen die Welt mehr aus, manche machen ihr eigenes Ding aus der Geschichte und eröffnen komplett neue Plots. Dabei ändern sich sogar die Genres der Storys. Und genau dies macht den Titel einfach so interessant.
Eine einzige Entscheidung lässt die Entwicklung der Story in eine teils komplett andere Richtung laufen. Ich bin kein Fan davon, Spiele nur wegen kleinen Änderungen bei einer Entscheidung erneut zu spielen. Aber The Hundred Line bietet so viel Abwechslung, dass selbst ich gern mehrfach die 100 Tage absolviere. Leider darf und möchte ich gar nicht zu sehr ins Detail gehen, wenn es darum geht, inwiefern sich alles ändert. Doch glaubt mir, es ist nicht so „nervig“ alles neu zu machen, wie man vielleicht denkt.
Die Geschichte von The Hundred Line wird euch in einem Visual-Novel-Stil präsentiert. Das führt manchmal dazu, viele Szenen „nur“ in Textform darzustellen, um Ressourcen zu schonen. Trotz der Größe des Spieles, mit seinen zahlreichen möglichen Plot-Linien, bebildert euch The Hundred Line sehr viele besondere Momente. Das hat mich persönlich sehr überrascht. Und von dem, was ich sehen konnte, scheinen auch viele Endings noch mit eigenem Artwork versehen zu sein.
Apropos Endings: Manchmal habt ihr kurz vor den Credits noch einmal die Möglichkeit auf eine Entscheidung, welche den Verlauf des Endes ein wenig abändert. Hier hat man es sich also durchaus mit den zahlreichen Endings teils einfach gemacht, um auf diese Weise aus einem Ende schnell zwei zu machen. Das muss man bei all dem Lob für die unterschiedlichen Stränge definitiv erwähnen. Ob das nun schlecht ist oder nicht, muss jede Person für sich entscheiden.
Auf in den Kampf!
In The Hundred Line müsst ihr, wie es der Plot vorgibt, auch in den Kampf ziehen. Dabei bietet euch der Titel ein Strategie-RPG als Kampfsystem. Eure Einheiten werden zu Beginn einer Schlacht automatisch auf einer Map aus verschiedenen Feldern platziert. Jeder Charakter hat seine Rolle – Takumi ist zum Beispiel ein klassischer Angreifer. Andere Charaktere sind eher als Unterstützer eingesetzt und können zum Beispiel kleine Angriffstürme bauen. Dabei besitzt außerdem jede Einheit eine Klassenspezialität. Takumi zum Beispiel kann im Kampf die Zeit ein wenig zurückdrehen – was quasi eine Ingame-Erklärung für das Wiederholen einer Angriffswelle oder des gesamten Kampfes liefert.
Mit jedem Angriff auf einen der Feinde füllt ihr die Voltage-Leiste am oberen Bildschirmrand. Bis zu drei Ladungen hält diese. Pro Füllung könnt ihr einen Charakter einen Spezialangriff durchführen lassen, welcher oft viele Feinde auf einmal besiegen kann. Der Nachteil daran jedoch: Die jeweilige Figur ist dann betäubt und muss eine Runde lang aussetzen. Nach einem normalen Angriff ist eure Figur übrigens auch weiterhin nutzbar – aber erschöpft und kann nur noch ein Feld weit laufen. Das Kampfsystem bietet euch jedoch zahlreiche Möglichkeiten, dies auszunutzen oder zu korrigieren.
Jede normale Attacke verbraucht AP, Action Points. Jedoch könnt ihr AP erhalten, wenn ihr bestimmte Feinde auf dem Schlachtfeld besiegt. Schlau ist es also, die Voltage-Leiste mit normalen Angriffen zu füllen und mit dem Spezialangriff neue AP zu erhalten um dann weiter angreifen zu können. Außerdem könnt ihr diese starke Attacke ebenfalls nutzen, wenn eure Figuren wenig HP haben. Dies bedeutet jedoch das Ausscheiden aus dem Kampf. Auf diese Weise belohnt der Titel euch aber mit Erfolg, wenn ihr mit geschickter und aggressiver Methodik die Feinde ausschaltet und dabei gelegentlich mal ein paar Charaktere opfert.
Das strategische Kampfsystem macht wirklich Spaß – ich muss aber etwas gestehen. Aufgrund der doch sehr spannenden Geschichte des Spieles, hatte ich durchaus manchmal einen „Uff, JETZT einen Kampf?“-Moment, wenn es geschah. Jedoch könnt ihr bei wiederholten Spieldurchläufen bereits absolvierte Kämpfe überspringen und erhaltet dennoch die Belohnungen dafür. Übrigens: Habt ihr keine Lust auf Kämpfe an sich, könnt ihr mit dem Safety-Schwierigkeitsgrad die Kämpfe deutlich einfacher machen und euch auf die Story konzentrieren.
Das Leben zwischen den Kämpfen
Apropos Belohnungen: In The Hundred Line erhalten eure Charaktere keine Erfahrungspunkte, um stärker zu werden. In der Akademie könnt ihr die Figuren und deren Angriffe jedoch gegen Materialien und Juwelen, welche ihr vorwiegend in Kämpfen erhaltet, aufleveln. Dabei erhöht ihr zum Beispiel die Reichweite der Angriffe, wie viel Voltage man beim Angriff erhält und schlussendlich auch die Stärke. Außerdem können zusätzliche Fähigkeiten wie zum Beispiel ein Konter-Angriff erlernt werden. Um diese zu nutzen, müsst ihr im Kampf einen Teil der Voltage-Leiste opfern – aber es wird dann für die gesamte Länge des Kampfes aktiv bleiben.
Die Tage in der Akademie sind oft gefüllt mit Story-Ereignissen und schreiten auf diese Weise automatisch voran. Es gibt jedoch auch Tage, an welchen ihr mit Freizeit gesegnet seid. Diese könnt ihr zum Beispiel mit Expeditionen außerhalb der Schule verbringen. Das dient vor allem zum Sammeln von Materialien, welche dann zum Aufleveln der Charaktere genutzt werden müssen. Ihr schaltet jedoch auch Unterstützungs-Items frei, welche im Kampf eingesetzt werden können. Eine Barriere um den Feind aufzuhalten oder ein Trank, welcher mehr Angriffskraft gibt. Diese Gegenstände können mithilfe der Materialien ebenfalls verbessert werden.
Die Expeditionen lassen euch auf einem Spielbrett-artigen Gebiet in verschiedene Richtungen laufen. Die Anzahl der möglichen Schritte ist mehr oder weniger zufällig. Pro Auswahl erhaltet ihr zwei zufällige Zahlen von 1 bis 6 und könnt euch dann für eine davon entscheiden. Takumi begibt sich dann auf das ausgewählte Feld, welches dann unterschiedliche Ereignisse hervorruft und euch vor eine Auswahlmöglichkeit stellt. Hier könnt ihr dann Gegenstände erhalten, Schaden bekommen oder einen Kampf starten. Die Ergebnisse sind unterschiedlich, selbst bei Auswahl der gleichen Antwort. Oft spielt also Glück eine Rolle.
Geschenke machen das Leben schöner
Mit dem Gift-O-Matic könnt ihr aus den gesammelten Ressourcen außerdem unterschiedliche Geschenke machen. Die Liste ist groß und ihr müsst durch Gespräche mit den Charakteren herausfinden, was ihnen davon wohl gefällt. Und na ja, ein bisschen die Persönlichkeit der Figuren sollte man dann auch kennen. Freut sich eine Figur über das Geschenk, erhöhen sich eure Statuswerte für die Akademie selbst.
Diese sind unterteilt in verschiedene Kategorien wie Science, Math und weitere. Ein wenig erinnert dies an die Werte aus den neueren Persona-Spielen, welche benötigt werden um diverse Social Links zu erreichen. Hier benötigt ihr die höheren Werte um zum Beispiel Charaktere weiter aufleveln oder die Hilfs-Items für den Kampf verstärken zu können.
Wie bereits erwähnt, wird The Hundred Line in großen Teilen im Stile einer Visual Novel erzählt. Sprich, die Charaktere stehen starr auf dem Bildschirm, in verschiedenen Posen, und ihr lest den sich darunter befindlichen Text. Die Figuren sind aber lebhaft im Anime-Stil dargestellt und bringen dadurch alle wichtigen Emotionen rüber. Außerdem hat der Titel erstaunlich viele, sehr gut animierte 3D-Zwischensequenzen, vor allem rund um die Kämpfe. Zudem sind viele besondere Szenen durch Illustrationen bebildert und helfen der Immersion dabei noch einmal mehr.
Wer es übrigens nicht mag, viel Text zu lesen, der wird bei The Hundred Line nicht glücklich werden. Denn zum einen gibt es keine deutschen, sondern nur englische Texte. Und zum anderen ist nicht viel von dem Text vertont. Aber man beschwert sich ja auch bei einem Buch nicht über die fehlenden Bilder – theoretisch. Die vertonten Szenen bringen die Charaktere perfekt rüber. Ansonsten hört man oft nur „ah“ oder „uh“, beziehungsweise andere Laute, wenn die Figuren reden. Das führt manchmal zu merkwürdigen Aneinanderreihungen von verschiedenen Stöhn-ähnlichen Lauten mancher Figuren. Im Bus solltet ihr also nicht mit Ton spielen. Ansonsten ist der Soundtrack vom Spiel solide – aber so richtige Banger sind mir nicht im Ohr geblieben.
Ein ambitioniertes Projekt – das irgendwie sogar aufgeht

Story
Gameplay
Grafik
Sound
Sonstiges
Bildmaterial: The Hundred Line: Last Defense Academy, XSEED Games, Aniplex, Too Kyo Games, Media.Vision
Der Beitrag Im Test! The Hundred Line: Last Defense Academy ist der nächste „GOTY“-Anwärter erschien zuerst auf JPGAMES.DE.
Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.
Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Spiel kategorie besuchen.