Nachrichten

Indien und Pakistan vereinbaren sofortige Waffenruhe

Kurz hatten Indien und Pakistan am Samstag in den Abgrund geschaut. Beide Seiten hatten militärische Stützpunkte des Gegners mit Raketen beschossen. Tief im Innern des jeweils anderen Landes. Es waren die heftigsten Militäraktionen zwischen den beiden Atommächten seit dem Kargil-Krieg von 1999.

Am Nachmittag kam dann die überraschende Wende: Beide Staaten haben sich auf einen „kompletten und sofortigen Waffenstillstand“ geeinigt, schrieb der amerikanische Präsident Donald Trump auf seiner Plattform Truth Social. Wenige Minuten später bestätigte das der stellvertretende pakistanische Ministerpräsident Ishaq Dar. Auch seitens der indischen Regierung hieß es, alle Kampfhandlungen seien um 17 Uhr Ortszeit, eine knappe Stunde vor Trumps Botschaft, eingestellt worden. Das sei bei einem Gespräch der für die Militäroperationen zuständigen Generäle beider Seiten vereinbart worden. Für Montag sei ein weiteres Gespräch geplant.

Der amerikanische Außenminister Marco Rubio schrieb auf der Plattform X, beide Länder hätten sich darauf verständigt, die Waffen sofort ruhen zu lassen „und an einem neutralen Ort über eine breite Liste an Themen zu sprechen“. Rubio lobte die Ministerpräsidenten Narendra Modi (Indien) und Shehbaz Sharif (Pakistan). Sie hätten „Weisheit, Umsicht und Staatskunst“ bewiesen, indem sie den „Weg zum Frieden“ gewählt hätten.

Vance und Rubio führten Gespräche

Der amerikanische Vizepräsident J. D. Vance habe die vergangenen 48 Stunden mit Modi, Sharif und weiteren ranghohen Vertretern beider Seiten verbracht, schrieb Rubio weiter. Er selbst habe derweil nicht nur mit den Außenministern beider Länder, sondern auch mit dem pakistanischen Armeechef Asim Munir telefoniert, der in dem Land alle strategisch wichtigen Entscheidungen trifft. Noch am Freitag hatte Vance in einem Interview gesagt: Die Vereinigten Staaten würden sich nicht in einen Krieg hineinziehen lassen, „der uns grundsätzlich nichts angeht“.

Vor der Einigung auf den Waffenstillstand war der Konflikt zwischen den beiden Atommächten in einer Weise eskaliert, die befürchten ließ, die Länder könnten in einen neuen Krieg hineinrutschen. 

Pakistan hatte Indien vorgeworfen, gegen 3.30 Uhr am Morgen drei Militärbasen in Pakistan angegriffen zu haben, darunter in der Stadt Rawalpindi, wo sich das Hauptquartier des pakistanischen Militärs befindet. Darauf habe man mit der Vergeltungsoperation „Banyan Al-Marsous“ reagiert, sagte ein Militärsprecher. Der Name bezieht sich auf eine Sure im Koran und wurde vom Militär sinngemäß mit „eiserne Wand“ übersetzt. 

Im Rahmen der Operation seien ein Raketendepot und ein militärischer Flugplatz im indischen Bundesstaat Punjab sowie eine Luftwaffenbasis im indisch verwalteten Teil Kaschmirs mit Kurzstreckenraketen angegriffen worden. Zudem sei mithilfe von Hyperschallraketen ein indisches Luftabwehrsystem vom Typ S-400 aus russischer Herstellung ebenfalls in Punjab attackiert worden. Der pakistanische Militärsprecher behauptete, alle Ziele seien zerstört worden, während Indien behauptete, alle Angriffe erfolgreich abgewehrt zu haben. Eine unabhängige Bestätigung der Angaben gab es zunächst nicht. 

Woran sich der Ernst der Lage ablesen ließ

Neu Delhi beschrieb die eigenen Aktionen zudem als Reaktion auf vorausgegangene pakistanische Angriffe auf vier indische Luftwaffenstützpunkte. Indien sprach zudem von Truppenverlegungen auf pakistanischer Seite, die auf „offensive Absicht zu einer weiteren Eskalation der Lage“ schließen ließen.

Der Konflikt zwischen den beiden Atommächten war nach einem Terrorangriff auf indische Touristen mit 26 Toten im April in Kaschmir neu entbrannt. Die Terroristen wählten offenbar gezielt Hindus für ihre Mordtaten aus. In Indien gab es daraufhin parteiübergreifende Rufe nach einer Bestrafung Pakistans, das Neu Delhi beschuldigt, mit den Terroristen in Verbindung zu stehen. Islamabad bestreitet das und verweist darauf, dass Indien keine Beweise für seine Behauptung vorgelegt habe.

Der Ernst der Lage ließ sich auch daran ablesen, dass das pakistanische Militär bekanntgab, Ministerpräsident Shehbaz Sharif habe eine Sitzung der Nationalen Kommandobehörde einberufen, die, neben anderen Aufgaben, für die Aufsicht über die Atomwaffen zuständig ist. Die Behörde ist das höchste Entscheidungsgremium Pakistans, höher als der Nationale Sicherheitsausschuss, der seit dem Beginn des jüngsten Konflikts mehrfach getagt hatte.

Dann folgten Signale der Entspannung

Verteidigungsminister Khawaja Asif bestritt später, dass eine Sitzung der Kommandobehörde stattgefunden habe oder geplant sei. „Bevor wir zu diesem Punkt kommen, wird die Temperatur, denke ich, gesenkt werden“, sagte der Minister in einem Interview mit dem Sender ARY TV. Die nukleare Option gebe es zwar, „aber lassen Sie uns nicht darüber sprechen“, sagte er. „Wir sollten sie als eine sehr ferne Möglichkeit behandeln.“

Es folgten weitere Signale der Entspannung. Ishaq Dar, der stellvertretende Ministerpräsident sagte: „Wir werden erwägen, hier anzuhalten.“ Das indische Militär sprach davon, dass alle „feindlichen Aktionen erfolgreich abgewehrt und angemessen beantwortet“ seien. Wenig später folgte die Nachricht Trumps.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!