Intensiver „Polizeiruf 110“ beendet die Krimi-Saison (Kritik)
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Nachdem sich der „Tatort“ bereits in die Sommerpause verabschiedet hat, sagt uns nun auch der „Polizeiruf 110“ bis zum Herbst Lebewohl. Warum die Brandenburger Episode „Spiel gegen den Ball“ trotz erneuter Personalrochade überzeugen kann, erfahrt ihr hier in Mareks Kritik.
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Welche Kommissare ermitteln heute im „Polizeiruf 110: Spiel gegen den Ball“?
Nach dem Ausstieg von Lucas Gregorowicz, dessen Kommissar Adam Raczek im Brandenburger „Polizeiruf 110“ unnötigerweise zum tablettenabhängigen Wrack umgedeutet wurde, gelangen den Verantwortlichen des RBB gleich zwei Besetzungscoups. Mit dem großartigen Frank Leo Schröder und der nicht minder begabten Gisa Flake wurde das Team von André Kaczmarczyk um zwei starke Persönlichkeiten erweitert, die allerdings nicht gleichzeitig als Trio bei der Arbeit bewundert werden dürfen.
Warum seit einigen Jahren nicht nur die Einsatzorte an der deutsch-polnischen Grenze wechseln, sondern auch das Personal auf dem Revier rotieren muss, erschließt sich nicht ganz und sorgte in jüngerer Vergangenheit neben reichlich Verwirrung vor den Fernsehapparaten auch für einige eher schwächere Einsätze an der Oder.
Zwar hätte der heute fehlende hemdsärmelige Polizist Rogov sehr gut in die Szenerie um den von Ehrgeiz durchtränkten Mief innerhalb einer Nachwuchsfußballmannschaft gepasst, dennoch ist die eigentliche Kriminalgeschichte diesmal stark genug, um über das Bäumchen-Wechsel-Dich-Spiel hinwegzusehen. Entsprechend steht einem letzten gelungenen Fernsehabend vor der Sommerpause nichts im Wege.
Auf welche Teams wir uns am meisten freuen, wenn „Tatort“ und „Polizeiruf 110“ voraussichtlich im September zurückkehren, erfahrt ihr im Video:
Worum geht es im „Polizeiruf 110: Spiel gegen den Ball“?
Die Präsidentin eines einst renommierten Fußballvereins wurde brutal erschlagen. Kommissar Vincent Ross geht zunächst von einem sogenannten Overkill aus, bei dem es spontan zu einer unkontrollierten Gewaltentladung kommt, doch die Tat scheint minutiös geplant worden zu sein. Während des EM-Viertelfinales waren schließlich so gut wie alle Verdächtigen beim Public Viewing und haben damit ein perfektes Alibi, was die Ermittlungsarbeit deutlich erschwert.
Doch nach und nach beginnt die Fassade innerhalb des Fußballvereins, aber auch der Küstriner Dorfgemeinschaft, zu bröckeln. Vincent Ross und seine Kollegin Alexandra Luschke erfahren, dass einer der jungen Spieler als „anders“ diffamiert wird, ein Codewort für Homosexualität, im ländlichen Polen sowie im Fußball allgemein nach wie vor ein Tabuthema. Doch wo liegt die Verbindung zum Mordopfer?
Mareks „Polizeiruf 110“-Kritik: Feinfühliges Krimidrama mit realitätsnahem Anstrich
Der Brandenburger „Polizeiruf 110“ war schon immer als entschleunigter Gegenentwurf zum gemeinen Actionthriller angelegt, nur die letzten Auftritte von Lucas Gregorowicz wichen davon ab. Mit dessen Abschied kehrten die Landpartien schnell wieder zu ihren Wurzeln zurück und auch diesmal überwiegen die leisen Töne. Folgerichtig haben die Drehbuchautoren Michael Fetter Nathansky, Daniel Bickermann und Christian Werner nur vordergründig einen klassischen Whodunit zu Papier gebracht.
Viel eher funktioniert ihr „Polizeiruf 110“ als fein beobachtete Milieustudie aus einer tristen Kleinstadt, in der die Zeit an der falschen Stelle stehen geblieben ist. Die handelnden Figuren wirken allesamt realistisch und selbst die Polizeiarbeit dürfte im echten Leben nicht viel anders vonstatten gehen.
Keine quietschenden Reifen, Schießereien oder wilde Verfolgungsjagden, stattdessen bekommt Kommissarin Luschke viel Raum, um dem erst 13 Jahre alten Sohn mitzuteilen, dass seine Mutter Opfer eines Gewaltverbrechens wurde. Dessen Schicksal wird keinesfalls nur kurz angerissen, sondern bleibt über die vollen 90 Minuten zentraler Bestandteil eines unaufgeregten, mitunter bewusst schmucklos inszenierten Krimidramas, das durch seinen Realismus streckenweise für mehr Gänsehaut sorgt als so mancher neonlichtgetränkter Krawall aus der Großstadt. Nächstes Mal aber gerne wieder mit Frank Leo Schröder.
Der „Polizeiruf 110: Spiel gegen den Ball“ wird heute am Sonntag, dem 22. Juni 2025 um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist danach für sechs Monate in der Mediathek als Wiederholung im Stream verfügbar. Damit endet die aktuelle Krimi-Saison und sowohl der „Tatort“ als auch der „Polizeiruf 110“ verabschieden sich in die Sommerpause.
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