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#Das ist Tunesiens Tennis-Idol Ons Jabeur

„Das ist Tunesiens Tennis-Idol Ons Jabeur“

Vielleicht hatte die Tunesierin Ons Jabeur Heimspiele in Berlin. Immer wieder gab es Rufe auf Französisch, immer wieder wurde sie auf Arabisch angefeuert. Als sie im Halbfinale des Rasenturniers die Amerikanerin Coco Gauff in zwei Sätzen abgefertigt hatte, rissen ihre Fans im Steffi-Graf-Stadion rote Flaggen mit Halbmond und Stern in die Höhe und ließen Stolz und Freude freien Lauf. Einige stimmten die Hymne ihres Landes an.

„Wir Tunesier haben gern Spaß, wir singen gern“, sagte die 28-Jährige über die Begeisterung, die sie am Ort ihrer jüngsten Erfolge ausgelöst hat – und untertrieb damit deutlich. Was Deutschland mit Boris-Boom und Steffi-Begeisterung in den Achtzigern erlebte, rasende Begeisterung und großflächige Zuneigung, hat Ons Jabeur nun in Tunesien und Teilen der arabischen Welt ausgelöst. Passend dazu gewann sie das Berliner Turnier, beim Stand von 6:3, 2:1 profitierte sie von der verletzungsbedingten Aufgabe der Schweizer Olympiasiegerin Belinda Bencic. Damit rückt Jabeur an diesem Montag um einen Rang auf Weltranglistenplatz drei vor.

Schon am ersten Tag des Turniers machte der Geschäftsträger der Botschaft Tunesiens der berühmtesten Tochter seines Landes seine Aufwartung. „Lass mich ein Selfie mit dir machen“, rief ihr am Wochenende ein Fan aus dem Pulk zu, der sie nach der Partie umlagerte: „Ich habe fünf Stunden in der Bahn gesessen, um dich zu sehen.“ Aus Berlin, aus dem Süden und Westen Deutschlands waren ihre Landsleute angereist, aus Warschau und Prag.

„Ihr könnt mich definitiv als eine Deutsche sehen“

So viel Glück und Freude beschere sie ihrem Volk, schreiben tunesische Journalisten, dass man sie mit Fug und Recht die Spaßministerin ihres Landes nennen dürfe. „Tennis in Berlin lebt wieder auf“, konstatierte am Sonntag Veranstalter Edwin Weindorfer: „Nach zwei Jahren Pandemie sind nun die Fans wieder hier. Durch die Liveübertragung des Finales stehen die Bett 1 Open in jedem Haushalt Tunesiens im Mittelpunkt.“ Es sei gelungen, einen ganzen Kontinent zu integrieren.

Die Fan-Communities der besten Tennisspielerinnen der Welt tun der Veranstaltung und dem Veranstalter gut. Bencic, im Vorjahr im Endspiel, bot sich vor dem Finale dem Publikum zur Adoption an. „Ihr könnt mich definitiv als eine Deutsche sehen“, rief sie über Mikrofon auf Deutsch ins Stadion.

Die große Gemeinschaft polnischer Einwanderer und polnischstämmiger Berliner fiel mit ihrer Enttäuschung über das kurzfristige Fernbleiben von Iga Swiątek, der Ersten der Weltrangliste aus Polen, nicht lautstark auf. Adam Szpyt, im Alter von sechs Jahren aus Polen nach Berlin gekommen und mit dem von ihm gegründeten Matratzenunternehmen Bett1 zu Ansehen und Wohlstand gekommen, sponsert das Turnier. Wie zum Trost verwies er auf das hohe sportliche Niveau der Veranstaltung und die Internationalität seiner Heimatstadt Berlin. Der Österreicher Weindorfer dagegen machte deutlich, wie sehr ihn die Absage der Spielerin getroffen hat. Es mache einen Unterschied, ob Jabeur oder Swiątek, ob eine Spielerin aus Tunesien oder eine aus Polen im Finale spiele, sagte er. Den Fans der einen könne man nicht, so sie nicht am Ort lebten, Eintrittskarten verkaufen, für die andere habe er eine riesige Marketingkampagne in deren Heimatland vorbereitet.

Absage von Swiątek

Der Rummel um Swiątek, die zuletzt das Grand-Slam-Turnier von Paris gewann, ist in Polen ähnlich groß wie die Begeisterung für Ons Jabeur in Tunesien. Von der polnischen Grenze ist es auf kürzestem Weg allerdings nur eine Dreiviertelstunde nach Berlin. Swiątek, Covergirl des Programmheftes und Blickfang der Plakate, sagte ihre Teilnahme zwei Tage vor dem Turnier ab, angeblich um ihre Schulter zu schonen. Ihm sei dadurch kein großer finanzieller Schaden entstanden, sagte Weindorfer, machte aus seinem Ärger aber kein Hehl.

Schließlich ist er im dritten Jahr des Turniers durch zwei Jahre ohne Publikum wegen der Pandemie in Verzug. WTA ebenso wie ATP, die Organisationen der Tennisprofis, sollten Konsequenzen für kurzfristige und unbegründete Absagen einführen, forderte er. Barbara Rittner, Bundestrainerin und in Berlin Turnierdirektorin, unterstützt ihn. Für Topspielerinnen sei es zwar keine Strafe, wenn man ihnen die Zahlung von 20.000 Dollar auferlegte, sagte sie. Die WTA allerdings, die sie als „overprotective“ wahrnehme, solle Spielerinnen und deren Management ein größeres Verantwortungsbewusstsein eintrichtern. „Daran fehlt es bei den Top-Spielerinnen“, klagte sie: „Sie sind sehr, sehr egoistisch.“

Enttäuschen kann nur, wer Erwartungen weckt. Im nächsten Jahr werde er ein Wohlfühlpaket für Iga Swiątek schnüren, einschließlich erstklassiger Matratze, versprach Weindorfer. Dann erwarte er, dass sein Turnier nicht nur am Wochenende, sondern an vier oder fünf Tagen nahezu ausverkauft sei. Vorbei die Zeit, in der die Deutschen und besonders die Berliner Steffi Graf bejubeln konnten, die von 1986 bis 1996 achtmal in Berlin gewann. Mit ihrem Rücktritt 1999 begann der Niedergang der German Open in Berlin. 2004 verkaufte der Deutsche Tennis-Bund die Lizenz für das Turnier nach Qatar. Eine neue Zeitrechnung für Tennis in Berlin hat begonnen.

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