#James T. Costas Biographie über Alfred Russel Wallace
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Alfred Russel Wallace (1823 bis 1913) stellte lange Zeit eine Herausforderung für Biographen dar. Denn die Historiographie der Evolutionslehre war allein auf Darwin fokussiert, und die nahezu gleichzeitige Entdeckung der natürlichen Auslese durch Wallace gefährdete die Rekonstruktion und Deutung eines von kulturellen und sozialen Einflüssen geprägten Erkenntnisprozesses. Wie konnte der Nachwuchs einer verarmten Mittelklassefamilie, der nie eine Universität besuchte und mehr als ein Jahrzehnt die Urwälder Amazoniens und Südostasiens durchstreifte als Darwin an seiner Theorie feilte, zu den gleichen Schlussfolgerungen kommen wie sein privilegierter und gebildeter Zeitgenosse? Wallaces Rolle im Entdeckungsprozess wurde entweder kleingeredet – oder er wurde von Autoren, die Darwin diskreditieren wollten, als der wahre Entdecker identifiziert und Darwins Werk als Plagiat denunziert.
Beide Strategien waren auch möglich, weil bis zum Ende des zwanzigsten Jahrhunderts die Quellenlage für Alfred Russel Wallaces Leben und Wirken spärlich war. Das hat sich in den vergangenen fünfundzwanzig Jahren grundlegend gewandelt. Briefe, Notizbücher und Tagebücher von Wallace sind inzwischen zugänglich geworden und erlauben es, seiner Persönlichkeit näherzukommen. Diese Quellen waren bis 2002 in Besitz der Nachkommen des Naturforschers, die Historikern zwar Zugang zu ihnen gewährten, doch Erhalt und Katalogisierung wurden erst möglich, als sie an die Bibliothek des Londoner Natural History Museum verkauft wurden.
Sechs Jahre später wurde die gesamte erhaltene Korrespondenz von Wallace online frei zugänglich gemacht. Und es wurde aus ihr deutlich, dass an der Bedeutung von Alfred Russel Wallace für die Evolutionsbiologie kein Zweifel mehr bestehen kann. Darwin und Wallace entdeckten unabhängig voneinander (Darwin 1837 und Wallace 1858) das Prinzip der natürlichen Auslese, und keinem der beiden kann unehrenhaftes Verhalten vorgeworfen werden.
Kuriose Verbreitungsmuster von Tieren
Nun liefert der Biologe James T. Costa, der 2013 die Notizbücher von Wallace herausgab, die bisher ausführlichste Darstellung von dessen Leben und Wirken. Er schildert Wallaces Jugend und stellt die für sein Denken wichtigen wissenschaftlichen und intellektuellen Einflüsse dar. Dabei zeigen sich deutliche Parallelen zu Darwin, etwa mit Blick auf die Rolle von Alexander von Humboldt und von Thomas Robert Malthus. Hervorzuheben sind ebenso Wallaces Sympathie für die Lehre des Frühsozialisten Robert Owen oder seine Erfahrungen als Landvermesser mit der Auflösung des gemeinschaftlichen Landeigentums.
James T. Costa: „Radical by Nature“. The Revolutionary Life of Alfred Russel Wallace.
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Bild: Princeton University Press
Deutlicher als Darwin ließ sich Wallace von den 1844 erschienenen „Vestiges of the Natural History of Creation“ beeinflussen, die ihn mit der Möglichkeit des Artenwandels konfrontierten. Als Landvermesser machte sich Wallace auch mit der Tier- und Pflanzenwelt von England und Wales vertraut. Seine Sammel- und Präparierkenntnisse brachten ihn auf die Idee, sein Einkommen als Sammler in Südamerika zu verdienen. 1848 verließ er England mit seinem Freund Henry Walter Bates und verbrachte die nächsten vier Jahre im Amazonasbecken. Costa beschreibt im Detail, was Wallace in dieser Zeit entdeckte und durchmachte. Vor allem das Studium der Schmetterlinge offenbarte ihm, dass nahe verwandte Arten in geographischer Nähe zueinander lebten – am linken und rechten Ufer des Amazonas lebten ähnliche, aber nicht identische Spezies.
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