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#„Jan wird sich in den Hintern treten“

„Jan wird sich in den Hintern treten“

Im norwegischen Trondheim steht ein Großrechner namens „Sesse“, auf dem das Open-Source-Programm „Stockfish“ während der WM-Partien besonders tiefe Analysen anstellt. Wenn nur noch wenige Figuren auf dem Brett sind, rechnet „Sesse“ öfter mal je dreißig weiße und dreißig schwarze Züge in die Zukunft. Oder noch weiter. Sehr oft zeigt „Sesse“ eine Bewertung von 0.00 an. Das heißt, dass beim Rechnen Stellungen erreicht werden, in denen kein Vorankommen mehr in Sicht ist oder die bereits in einer Datenbank als remis gespeichert sind. 

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Als Magnus Carlsen während der sechsten Partie nur noch drei Minuten für acht Züge hat, beginnt „Sesses“ Bewertung verrückt zu spielen. Sie springt von 0.00 auf 3.66. Gewinnstellung für Weiß. Jan Nepomnjaschtschi hat offenbar gepatzt. Beim 36. Zug zeigt Sesse -2,07 an. Großer Vorteil für Schwarz. Carlsen hat seine Chance verpasst! Beim 39. Zug lautet die Bewertung 3,08. Wieder Gewinnstellung für Weiß. Bald darauf steht es wieder 0.00. 

Der Weltmeister und sein Herausforderer sehen diese Bewertungen natürlich nicht. Aber fast alle, die ihre Partien im Internet verfolgen. Die meisten Übertragungen haben Computerbewertungen integriert. Man braucht nicht einmal viel von Schach verstehen, um zu wissen, wer wann einen Fehler gemacht hat. Aber wer warum Gewinnchancen hat, erklärt die Computerbewertung nicht. Das machen menschliche Kommentatoren, und die waren sich während fast der ganzen sechsten Partie einig, dass Carlsen am Drücker war. 

„Jan wird sich in den Hintern treten“

Nachdem sich der Titelverteidiger am Mittwoch in einer Spanischen Eröffnung mit Schwarz die ganze Partie über verteidigen musste, hatte er nun Weiß und setzt wie schon in der zweiten Partie auf die Katalanische Eröffnung. Im zehnten Zug bot er ein vorbereitetes Bauernopfer an, doch Nepomnjaschtschi ließ sich darauf nicht ein. Später bot er dem Weltmeister aber Gelegenheit, seine Dame gegen beide schwarzen Türme zu tauschen. Carlsen war erfreut darüber: „Es ist für beide riskant, aber für ihn war es riskanter.“ 

Auch einige spätere Entscheidungen Nepomnjaschtschis überraschten die Kommentatoren. „Jan wird sich in den Hintern treten“, sagte der 2018 geschlagene Herausforderer Fabiano Caruana auf Chess.com. Statt zu versuchen, die besten Züge zu spielen, sei der Russe auf Verwirrung aus gewesen. In eigener Zeitnot verpasste Carlsen vor dem 40. Zug Gelegenheiten, klar in Vorteil zu kommen. Danach war ein Remis bis kurz vor Schluss das wahrscheinlichste Resultat. 

Nach siebendreiviertel Stunden und 136 Zügen gab sich Nepomnjaschtschi geschlagen. „Es war von beiden Seiten keine exzellent gespielte Partie“, sagte der Russe. Fünf Jahre und neun Tage hat Carlsen, der nun 3.5:2,5 führt, darauf warten müssen, eine WM-Partie mit langer Bedenkzeit zu gewinnen. 136 Zügen machen sie auch zur Partie mit den meisten Zügen in der Geschichte der Schachweltmeisterschaften.

Die bisher längste WM-Partie wurde 1978 in Baguio City gespielt: Viktor Kortschnoi versuchte 124 Züge lang, Anatoli Karpow zu schlagen, bevor er sich ins Remis schickte. Damals gab es noch Hängepartien und das Spiel war zweimal unterbrochen und vertagt worden. Und auf jeden Spieltag folgte damals noch ein freier Tag. In Dubai geht es dagegen am Samstag mit der siebten Partie und Nepomnjaschtschi hinter den weißen Steinen weiter. 

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