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#„Die härteste Niederlage meines Lebens“

„Die härteste Niederlage meines Lebens“

Aus und vorbei, die letzte Strafecke, die letzte Chance, eine Medaille zu erhaschen, und auch die internationale Karriere. Das vermutlich letzte von 369 Länderspielen endete für Tobias Hauke, den deutschen Rekord-Nationalspieler, ganz bitter. Ein spektakuläres Spiel, ganz gewiss, aber nach der 4:5-Niederlage gegen Indien eben eines ohne Happy End. „Ich bin gerade absolut leer. Das ist die härteste Niederlage, die ich in meinem Leben hatte“, sagte der 33 Jahre alte Hamburger, der wegen der Verschiebung der Olympischen Spiele noch einmal alles hintangestellt hatte – die Familie mit zwei kleinen Kindern, den Job im elterlichen Betrieb – und der nun mit leeren Händen dastand.

Peter Penders

Stellvertretender verantwortlicher Redakteur für Sport.

Zumindest auf dem Feld wird er nicht mehr für Deutschland spielen. Vielleicht noch im Hallenhockey, in dem die A-Nationalspieler aufgrund des dicht gedrängten Terminplans in der Regel nicht mehr auflaufen. „Es tut richtig weh“, sagte Hauke und dachte auch an die anderen, „vor allem an meine Teamkameraden und den Staff, die noch keine olympische Medaille gewonnen haben“. Hauke hat schon drei, gewann in ganz jungen Jahren 2008 in Peking die Goldmedaille, kehrte vier Jahre später auch aus London als Olympiasieger zurück und brachte vor fünf Jahren aus Rio die Bronzemedaille mit. Und nun, zum Abschied, nichts, keine Belohnung für all den Aufwand, den sie betrieben hatten.

Es ist lange her, dass der Deutsche Hockey-Bund bei Olympischen Spielen zu keiner Medaillenübergabe aufgerufen wurde – 2000 in Sydney waren Damen und Herren zuletzt beide gescheitert. In der Folge hatten damals beide Bundestrainer gehen müssen, allerdings in erster Linie, weil es einige atmosphärische Störungen gegeben hatte. Ähnliches ist dieses Mal absolut nicht zu erwarten. Kais al Saadi, erst seit 2019 im Amt, hat die Herren zurück in die Weltspitze geführt, Xavier Reckinger die Damen dort gehalten. Eine unübersehbare Schwäche in K.-o.-Spielen allerdings ist geblieben.

„Wir waren zu blöd, uns zu belohnen“

Während die Damen im Viertelfinale an ihren Nerven scheiterten und plötzlich weit unter Normalform blieben, haben die Herren aus ihren Torchancen stets zu wenig gemacht. Gegen Australien wurde so im Halbfinale die zweite Halbzeit komplett dominiert, aber es fehlte an Schärfe im gegnerischen Kreis. Und im Bronze-Spiel gegen Indien reichte weder die frühe Führung durch Oruz in der 2. Minute noch das zwischenzeitliche 3:1 – Indien schoss danach binnen sieben Spielminuten vier Tore. Ein Rückfall in überwunden geglaubte Zeiten, als das deutsche Team sich vor allem in der Abwehr zu viele Fehler geleistet hatte. Al Saadi hatte die Defensive wieder in die richtige Balance gebracht, auch in Tokio, wie die wichtigen Spiele gegen die Niederlande und gegen Argentinien gezeigt hatten, als der Gegner kaum eine Chance besessen hatte.

Trotz größtem Einsatz hatten die deutschen Hockey-Herren gegen das indische Team keine Chance.


Trotz größtem Einsatz hatten die deutschen Hockey-Herren gegen das indische Team keine Chance.
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Bild: Reuters

Diesmal aber war zur Unzeit beides zusammengekommen, Chancenwucher vorne und Nachlässigkeiten hinten. „Wir dürfen dieses Spiel niemals verlieren“, sagte Abwehrchef Martin Häner. „Wir waren zu blöd, uns zu belohnen. Wir sind vor dem Tor zu ungefährlich und kassieren zu viele Gegentore“, sagte der 33 Jahre alte Berliner, der wie Hauke sein letztes Länderspiel bestritt. Nach Gold 2012 und Bronze 2016 blieb dieses Mal nur Frust über die verpasste Gelegenheit. Neben Hauke und Häner werden noch weitere Spieler ihre internationalen Laufbahnen beenden – Feldhockey ist international mittlerweile ein fordernder Ganzjahresbetrieb mit nur wenigen Pausen. Und auch ein Wettbewerb zwischen Akteuren, die sich voll und ganz auf Hockey konzentrieren, und – maximal – deutschen Halbprofis. „Es steht die gleiche Zäsur an wie nach allen Olympischen Spielen, die Spieler, die lange ihre Knochen hingehalten haben, verabschieden sich in den Ruhestand“, sagte der Bundestrainer.

Immerhin, der Unterbau des Deutschen Hockey-Bundes ist international auf der Höhe – beide U-19-Nationalteams wurden kurz vor den Olympischen Spielen Europameister. Eine genaue Analyse von Tokio ist dennoch vonnöten, und woran es am meisten mangelt, ist offensichtlich. Sowohl die deutschen Herren als auch die Damen haben sehr gute, aber keine Weltklasse-Eckenschützen. Aus den 13 Strafecken gegen Indien resultierte nur ein Treffer – da nutzte am Ende auch das gute Spiel nichts.

Zumindest der olympischen Zukunft ihres Sports aber haben die Deutschen so vermutlich einen großen Dienst erwiesen. Schließlich steht Hockey immer in der Gefahr, aus dem Programm gekippt zu werden. Der Bronzemedaillengewinn der Inder, die 1980 bei den Boykottspielen von Moskau zuletzt Olympiasieger geworden waren und danach den Kontakt zur Weltspitze zwischenzeitlich komplett verloren hatten, könnte bei der Betrachtung des Internationalen Olympischen Komitees nun aber eine Menge verändern. Der dritte Platz wurde im nach China mit 1,38 Milliarden Menschen bevölkerungsreichsten Land der Erde enthusiastisch gefeiert und bejubelt und – wichtig bei der IOC-Bewertung – in den sozialen Netzwerken dementsprechend kommentiert und geteilt. Da kann sich Hockey dann auch eine dominierende Mannschaft aus einem kleinen Land leisten: Belgien, der unglückliche Olympiazweite von Rio, durfte sich nach dem Sieg im Penaltyschießen gegen Australien endlich die Goldmedaille umhängen. Und der Weltmeister hat nicht nur eine herausragende Mannschaft – er hat mit Vincent Vanasch vor allem den besten Torwart. Und er schießt die besten Strafecken.

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