#Jüdische Filmgeschichte: Ausstellung Ausgeblendet/Eingeblendet
Inhaltsverzeichnis
Wer Geschichten über jüdische Schicksale sehen will, kann das in zwei der größten Blockbuster, die in dieser Woche anlaufen: In „Barbie“ muss sich die gleichnamige Puppe in der echten Welt zurechtfinden und bekommt dabei Hilfe von ihrer Erfinderin Ruth Handler, der Tochter jüdischer US-Einwanderer aus Polen (im Film spielt diese Rolle „Cheers“-Legende Rhea Perlman, ebenfalls Tochter polnischer Juden). Und in „Oppenheimer“ muss sich der titelgebende Physiker J. Robert Oppenheimer während einer Zugfahrt von seinem Kollegen Isidor Isaac Rabi vorwerfen lassen, dass er zwar innerhalb kurzer Zeit für seine Auslandsstudien Niederländisch und Deutsch gelernt habe, aber nicht einmal vernünftig Jiddisch spreche („Haben wir auf unserer Seite des Parks nicht gesprochen“, sagt Oppenheimer leicht versnobt in Anspielung auf seine Kindheit in Manhattan, worauf Rabi freundlich grinsend antwortet: „Ja, Sie mich auch.“ Die beiden werden Freunde.) Beide Filme haben viel gemeinsam – klare Ästhetik, politisches Bewusstsein, Auseinandersetzungen mit den Fragen nach dem, was uns Menschen ausmacht – und sind doch grundverschieden.
Ist also ein Label wie „jüdische Geschichten“ oder gar „jüdischer Film“ überhaupt sinnvoll? Vor dieser Frage standen auch die Kuratoren der Ausstellung „Ausgeblendet/Eingeblendet“, die gerade im Jüdischen Museum in Frankfurt eröffnet wurde und „eine jüdische Filmgeschichte der Bundesrepublik“ (so der Untertitel) erzählen will. Sie gehen das Problem in ihrem sehr umfangreichen Katalog frontal an – der Einleitungsessay heißt „Es gibt keinen jüdischen Film“ und beginnt mit der Debatte um eine andere Ausstellung vor mehr als fünfzig Jahren: 1970 wurde in München die Schau „Werke von Autoren jüdischer Herkunft in deutscher Sprache“ eröffnet. Marcel Reich-Ranicki reagierte mit Skepsis: Autoren, die „sich als Juden fühlten“ und zum Judentum bekannten, würden mit denjenigen, die sich vom Judentum abgewandt haben, „unter dem Davidstern vereint“, so schrieb er. Die Kuratoren Johannes Praetorius-Rhein und Lea Wohl von Haselberg nehmen jetzt für ihre Filmausstellung darauf Bezug, auch auf sie sei diese Kritik anwendbar: die von ihnen versammelten Filmschaffenden „hatten sehr unterschiedliche Verhältnisse zu ihrem Jüdischsein, und ihre filmischen Arbeiten lassen sich ästhetisch und inhaltlich kaum auf einen gemeinsamen Nenner bringen“.
Videoinstallation mit Jeanine Meerapfel und Dani Levy
Wie breit dieses Spektrum ist, zeigt die Videoinstallation, die Besucher auf zwei großen Leinwänden im Halbdunkel des ersten Ausstellungsraums begrüßt. Produzenten, Schauspielerinnen und Regisseurinnen sprechen über ihren Bezug zur jüdischen Identität. Regisseurin Jeanine Meerapfel erzählt von der Zusammenarbeit mit anderen jüdischen Filmemachern: „Wir sind auf der gleichen Ebene, das ist ein Gefühl der Vertrautheit.“ Sie habe sich daran gewöhnt, dies sonst nicht zu erleben. „Es ist kalt da draußen. Manchmal.“ Auch Regisseur Dani Levy redet von Einsamkeit, wenn „jüdisches Filmemachen hier in Deutschland durchaus gewollt wird, aber nicht wirklich verstanden“. Und Drehbuchautor Arkadij Khaet erinnert sich: „Wenn ich als Kind jüdische Figuren im Film sah, dann waren sie schwach oder Opfer, ich habe mich nach Superhelden gesehnt.“
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