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#Kabelfernsehen vor dem Aus? Das steckt hinter der vermeintlichen Abschaltung eines Anbieters

Im Sommer kommenden Jahres läuft das sogenannte Nebenkostenprivileg aus. Kabelfernsehen darf dann nicht mehr über die Nebenkosten abgerechnet werden. Zur Anga im Mai machte erste Anbieter eine drastische Ankündigung: Er schaltet das klassische Kabelfernsehen ab. Was steckt dahinter?

Eine Fernbedienung vor einem Fernseher
Kabelfernsehen vor dem Aus: Dieser Provider schaltet abBildquelle: Paolo De Gasperis / shutterstock.com

Heute läuft es normalerweise so, dass ein Netzbetreiber das TV-Signal von den Sendern bekommt, dieses technisch aufbereitet und dann als DVB-C-Signal per TV-Kabel weiterleitet. Geld dafür bekommt er von deinem Vermieter, also beispielsweise Wohnungsbaugenossenschaften oder der Wohnungswirtschaft. Du bezahlst die Kosten anteilig über deine Nebenkosten an deinen Vermieter. Doch damit ist bald Schluss, Kabelfernsehen darf nicht mehr in den Nebenkosten auftauchen. Das heißt: Willst du Fernsehen, brauchst du als Mieter eine direkte Vertragsbeziehung zu einem TV-Anbieter. Das kann ein TV-Streaming-Dienst wie Magenta TV, Zattoo oder waipu.tv sein – oder aber ein Kabel-TV-Anbieter oder dein Internetprovider.

Erste Abschaltungen sind schon erfolgt – aber…

Ein erster Anbieter hat sich nun scheinbar zu seinem radikalen Schritt entschieden. „Wir schalten DVB-C komplett ab“, sagte Bern Thielk, Geschäftsführer der Hamburger willy.tel im Mai auf der der Anga Com in Köln. Schon im März und April habe man das Kabelfernsehen in den ersten 14.000 Wohnungen abgeschaltet und werde das fortsetzen. Das heißt aber nicht, dass du in diesen Wohnungen ohne Fernsehen auskommen musst. Für 4,95 Euro monatlich kannst du einen IPTV-Dienst bei willy.tel buchen.

Doch anders, als es durch die verkürzte Darstellung im Rahmen einer Diskussionsrunde zunächst schien, handelt es sich dabei nicht um eine komplette Abschaltung des Kabel-TV-Signals. Wie Thielk im Nachgang der Messe gegenüber inside digital mitteilte, handelt es sich um eine Möglichkeit der Adressierung der Kunden. „Wir statten Neubauten grundsätzlich schon seit über 10 Jahren mit FTTH aus und haben im Jahr 2020 auch im Bestand angefangen, bestehende Anschlüsse in den Wohnungen auf FTTH umzustellen“, erläutert der Geschäftsführer. Diese Umstellungen werde man auch in den kommenden Jahren weiterführen und pro Jahr etwa 20.000 Wohnungen auf FTTH umstellen.

Der Vorteil bei FTTH sei, dass der Anbieter ohne vor Ort sein zu müssen das DVB-C-Signal an den optischen/elektrischen Wandler in den Wohnungen ab- und anschalten können. So könne man den Haushalten einen TV-Zugang für 4,90 Euro monatlich anbieten oder aber den Anschluss abschalten. Das sei ohne einen Techniker vor Ort und für einzelne Wohnungen möglich. Genau das habe man im Frühjahr mit den ersten 14.000 Haushalten gemacht. Die Mieter hatten die Möglichkeit, einen TV-Zugang per Einzelinkasso zu buchen und weiterhin DVB-C über die Antennendose zu nutzen – oder aber willy.tel schaltete den Anschluss aus der Ferne ab, da er nicht bezahlt wurde. So habe man das Opt-Out-Rechte der Mieter schon ein Jahr vor der Frist umgesetzt.

Wie genau der Vorgang abläuft, erklärte Thielk auf der Anga: „Wir schreiben die Mieter zusammen mit der Wohnungswirtschaft an“, erklärt Thielk den Vorgang. In dem Schreiben sei ein QR-Code, den könne der Kunde scannen, die notwendigen Daten eingeben und so das Fernsehen buchen. „Obwohl das so einfach ist, bekommen wir 30 Prozent der Anträge über die Servicecenter oder schicken uns analoge Anträge.“ Thielk erklärt sich das so, dass die Kunden oftmals schon damit überfordert seien, bei einem neuen Fernseher im Kabelnetz einen Sendersuchlauf durchzuführen und ihnen die Technik zu kompliziert ist.

Nicht alle Kunden wollen einen neuen Anschluss

Weiter heißt es von Willy.tel: „Parallel dazu werden wir zum Ende des Jahres ein IPTV-Produkt einführen, welches sich zur Zeit noch in der technischen Umsetzung befindet und als zusätzliches Angebot unseren Kunden zur Verfügung steht.“ Willy.tel hat sich für das neue TV-Angebot per Internet für den Dienstleister Ocilion entschieden, der auch zahlreiche andere Provider in Deutschland versorgt. Vorteil gegenüber dem Kabelnetz: Der Kunde könne Sendungen aufnehmen, in der laufenden Sendung zum Beginn der Sendung springen und mehr. „Unsere Aufgabe ist es, diese Kunden auf die neue Plattform zu holen.“

Dennoch befürchtet der Geschäftsführer, viele Kunden zu verlieren. “Ich glaube, dass sich für uns als Netzbetreiber die Welt komplett ändern wird. Wir werden bis zu 50 Prozent der Teilnehmer verlieren. Bei den ersten Abschaltungen habe man die Erfahrung gemacht, dass trotz entsprechender Ankündigungen der Fernseher für einige Kunden am Tag X überraschend schwarz blieb. Eine Freischaltung sei dann aber schnell möglich – sofern der Kunde sich melde und einen Vertrag abschließt. Doch das tun offenbar längst nicht alle Kunden.

Was machen Tele Columbus und Vodafone?

Andere Kabelanbieter wie Tele Columbus oder Vodafone haben bisher keine Pläne, das Kabelfernsehen abzuschalten. Doch auch sie stehen vor der Herausforderung, die bisher unbekannten Kunden der Hausverwaltung zu ihren Kunden zu machen. Geschieht das nicht, müssen sie in aufwändigen Verfahren in den Häusern die einzelnen Kunden abklemmen, was am Ende teurer sein könnte, als die Kunden ohne Bezahlung weiterschauen zu lassen.

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  • Kabelfernsehen vor dem Aus: Dieser Provider schaltet ab: Paolo De Gasperis / shutterstock.com

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