#Kann Integration während der Pandemie gelingen?
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„Kann Integration während der Pandemie gelingen?“
Ahmad und Kristina sehen sich endlich wieder. Zwar nur durch die kleinen Kameras zweier Laptops – aber immerhin. Unter normalen Umständen würden sie jetzt bei Ahmad und seiner Frau auf dem Sofa sitzen, Kristina würde mit Ahmads Kindern spielen, sie würden Kuchen essen. Ahmad ist vor einigen Jahren aus Somalia geflüchtet und lebt inzwischen in Frankfurt. Kristina arbeitet als Ehrenamtliche im Malteser Integrationsdienst und ist seine Sprachtandempartnerin. Die Corona-Pandemie stellt die Integrationsarbeit in all ihren Facetten vor ganz neue Herausforderungen. Dabei war sie auch davor schon nicht immer einfach.
„Ich vermisse Kristina“, sagt Ahmad in die Kamera. Der Laptop, vor dem er sitzt, gehört nicht ihm. Er ist für das Gespräch in die Geschäftsstelle der Malteser in Frankfurt gekommen, einen eigenen Laptop besitzt er nicht. Vor knapp drei Jahren haben sich Kristina und Ahmad zum ersten Mal als Tandempartner zum Deutschlernen getroffen. Heute sind sie Freunde. Einmal die Woche sind sie verabredet, persönlich gesehen haben sie sich pandemiebedingt schon lange nicht mehr. Ihre Treffen laufen jetzt meist über Whatsapp. Manchmal telefonieren sie auch oder schalten die Videofunktion ein. Wenn Ahmad Hilfe mit Dokumenten oder Briefen braucht, macht er ein Foto und schickt es Kristina. „Es klappt bei uns, weil wir uns sehr gut kennen“, sagt sie.
Ehrenamtliche als einzige Bezugspersonen
Ahmad hat zwar keinen Laptop, aber ein Smartphone und Internet, und seine Familie wohnt in einer Wohnung. Damit geht es ihm besser als vielen anderen. „Da, wo die Not am größten ist, erreicht man die Menschen nicht“, sagt Michelle Jackson. Sie leitet die Integrationshilfe der Malteser in Frankfurt. Viele der Projekte, die sie anbietet, pausieren auf unbestimmte Zeit. Dabei ist gerade jetzt Beratung so gefragt wie nie. „Viele haben ihre Arbeit verloren“, sagt Jackson. Ehrenamtliche seien oft die einzigen Bezugspersonen oder Ansprechpartner für Geflüchtete, so die Leiterin.
In der Pandemie fehlte es an vielem. Erst mangelte es an Masken, dann an Impfstoff, in Schulen fehlt es an digitalen Endgeräten – und wenn Digitalisierung schon in den Schulen nicht läuft, dann sieht es in Notunterkünften noch schlechter aus. Sprachtandems bieten die Malteser jetzt digital an, wahrnehmen kann das nicht jeder.
Kontaktbeschränkungen sind in Großunterkünften kaum möglich
„Geflüchtete in einer Sammel-Unterkunft haben schlechte Karten“, sagt Corinna Zeitz von der psychosozialen Beratungsstelle für Flüchtlinge der Goethe-Universität in Frankfurt. Homeoffice und Kontaktbeschränkungen seien schwierig bis unmöglich umzusetzen in Großunterkünften. Beengte Verhältnisse führten zu Stress und Konflikten. Viele der Geflüchteten hätten Angst, erzählt sie.
Es ist die Angst vor der Machtlosigkeit, wenn Familienmitglieder im Herkunftsland erkranken. Die Angst davor, keine Hilfe zu bekommen, wenn sie selbst erkranken. Und es ist die Angst davor, sich nicht adäquat schützen zu können – besonders in Großunterkünften.
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