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#Kleiner Etat, große Leistung

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Kleiner Etat, große Leistung

Auch in der damals wohlhabenden Stadt Kornwestheim vor den nördlichen Toren Stuttgarts hatten sie Mitte der achtziger Jahre verfolgt, wie sich das Bild des noch reicheren und noch unansehnlicheren Frankfurts durch das Museumsufer gewandelt hatte. Und so beschlossen sie, dass auch sie ein Museum oder zumindest eine Städtische Galerie haben sollten und dass dafür nur Architekten gut genug seien, die zum Frankfurter Kulturwunder beigetragen hatten: Oswald Mathias Ungers, Helge Bofinger und Josef Paul Kleihues wurden zu einem Wettbewerb eingeladen, außerdem Alexander von Branca, immerhin Architekt der Neuen Pinakothek in München.

Matthias Alexander

Kleihues erhielt schließlich den Auftrag, es entstand ein kleines Meisterwerk der gemäßigten Postmoderne, dessen Fertigstellung vor gut dreißig Jahren nun mit einer Ausstellung zu Museumsentwürfen und künstlerischen Arbeiten des Architekten gefeiert wird. Auch in Kornwestheim folgte Kleihues seinem Prinzip, mit geometrischen Grundformen zu arbeiten. Der Grundriss setzt sich aus einem Parallelogramm, einem Dreieck, einem Rechteck und einem Halbkreis zusammen; und wenn man die äußersten Punkte aller Teile durch Linien miteinander verbindet, ergibt sich daraus ein Quadrat. Diesem universellen Formenvokabular hat Kleihues regionale Akzente hinzugefügt: Das Sheddach und dessen an der Ostseite ostentativ-dekorativ ausgestellte Stahlträger verweisen auf die Industrietradition Kornwestheims, die Travertinplatten der Fassade, die wiederum mit den geometrischen Grundformen spielen, stammen aus einem Steinbruch nahe Cannstatt.

Städtebaulich ist das Haus gut plaziert, es gibt dem zu groß geratenen Marktplatz etwas Halt und fungiert als würdiges Gegenüber für eines der eigentümlichsten Gebäude in Südwestdeutschland, jene fast fünfzig Meter hohe Kombination aus Rathaus und Wasserturm, mit der Paul Bonatz in den dreißiger Jahren die sparsamen Stadtväter überzeugt hatte.

Architekt als Namensgeber

Davon, dass die Kornwestheimer mit ihrer Städtischen Galerie hoch zielten, zeugte auch die Beuys-Ausstellung, die zur Eröffnung gezeigt wurde. Doch ein paar Jahre später wurde das Geld am Standort des Schuhherstellers Salamander knapp, und im Jahr 2000 wurde der Kleihues’sche Galeriebau mit seinen beiden großen Ausstellungsräumen in zwei Etagen an ein Auktionshaus vermietet. Drei Jahre später entschloss sich die Stadt, das Gebäude wieder selbst zu bespielen, es wurde in Museum im Kleihues-Bau umbenannt, und unter Denkmalschutz steht es inzwischen auch.

Der Architekt ist also zum Namensgeber geworden. Die ihm gewidmete und hoffentlich ohne weitere Corona-Unterbrechungen zu besichtigende Ausstellung mit dem Titel „Geometrie und Poesie“ beginnt mit künstlerischen und kunsthandwerklichen Arbeiten. Zu sehen sind Gemälde, ein Teppich und ein Armlehnstuhl für die Deutschen Werkstätten in Hellerau, der mit seinem Quadratmuster an den Sitzmöbel-Entwurf von Oswald Mathias Ungers für das Deutsche Architekturmuseum in Frankfurt erinnert, nur mit dem sprechenden Unterschied, dass Kleihues die Rückenlehne der Form des menschlichen Körpers angepasst hat, während für den radikaleren Geistesverwandten Ungers solche Rücksichtnahme nicht in Frage kam.

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