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Künstler malte den Brand von Notre-Dame zwölf Jahre zuvor

Oscar Wildes gewagte Behauptung, das Leben ahme weit mehr die Kunst nach als umgekehrt die das Leben, klingt paradox. Und das sollte sie wohl auch.

Selten noch ist sie so buchstabengetreu und nachprüfbar bestätigt worden wie durch das Gemälde „Notre Dame“ des Malers Jochen Mühlenbrink, der einen gotischen Kirchenraum mit Öl auf drei gleichformatige Leinwände verteilte. Im Mittelschiff seiner Kathedrale brennt ein gewaltiges Feuer, dessen Widerschein die säulenreichen Seitenschiffe effektvoll beleuchtet. Das monumentale Triptychon entstand an der Düsseldorfer Kunstakademie, wo Mühlenbrink als Meisterschüler von Markus Lüpertz Malerei studierte, im Jahr 2007.

Der mutmaßliche Brandauslöser ist typisch französisch

Zwölf Jahre später, am 15. April 2019, stand Notre-Dame de Paris tatsächlich in Flammen. Erstaunlich wenige Verschwörungstheorien ranken sich um den Großbrand. Als typisch französische Brandursache gilt – oh, là, là, Gauloise – eine unsachgemäß entsorgte Zigarette.

Dass der Künstler dabei seine Finger im Spiel hatte, ist ausgeschlossen, da er glaubhaft versichert, die Kirche bis dahin noch nie besucht zu haben. Seine Reaktionen beim Empfang der Kata­strophennachricht nennt er ambivalent: einerseits sei er verblüfft, ja fast ein wenig stolz gewesen, andererseits erschrocken. Dies Gefühl der Unheimlichkeit habe dazu geführt, dass er sein Bild sechs Jahre lang unter Verschluss gehalten habe.

Gruselig sind solche unerklärlichen Koinzidenzen allemal. Wie der Fall des in Rumänien geborenen Malers Victor Brauner. Der verlor ein Auge beim Versuch, einen Streit zwischen zwei Surrealisten-Kollegen zu schlichten. Das geschah im Jahre 1938 in Paris. Bereits 1931 hatte Victor Brauner ein „Self-portrait With Enucleated Eye gemalt. Bei einer Enucleation wird der Augapfel vollständig aus der Augenhöhle entfernt. Das ist noch unheimlicher, weil – im Gegensatz zu Notre Dame – irreparabel.

Das feurige Bild hängt jetzt bei einer Versicherung, die einst als Brandassekuranz gegründet wurde

Nun aber, nach der Restaurierung und Wiedereröffnung der Kathedrale in Paris, ist Mühlenbrinks „Notre Dame“ wieder zu sehen. Es hängt als Dauerleihgabe des Künstlers im Foyer einer öffentlichen Versicherung, die auf eine lange Geschichte zurückblickt.

Ihre Ursprünge gehen zurück bis in das Jahr 1764; gegründet auf Geheiß des dänischen Königs Frederik V. als General-Brandversicherungs-Societét in den Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst. Das Feuer blieb lange ihr Kerngeschäft. Mr. Wilde hätte das wohl gefallen.

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