Die Bauzinsen in Deutschland sinken wieder

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Nicht nur die Sparzinsen in Deutschland sinken weiter, auch die Bauzinsen gehen zumindest ein wenig zurück. Das zeigt ein Blick auf die Entwicklung der wichtigsten Verbraucherzinsen nach der Entscheidung über eine Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) in der vergangenen Woche.
Die EZB hatte am Gründonnerstag, auch unter dem Eindruck der amerikanischen Zollpolitik, alle drei Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Der Einlagensatz, den Banken für ihre Einlagen bei der Notenbank bekommen und der auch Auswirkungen auf die Sparzinsen hat, beträgt nun 2,25 Prozent. Der Hauptrefinanzierungssatz, zu dem sich Banken von der Notenbank Geld leihen können, wurde auf 2,4 Prozent gesenkt. Und der Spitzenrefinanzierungssatz für Übernachtausleihungen beträgt jetzt 2,65 Prozent.
Die Tagesgeldzinsen sind nach Zahlen der FMH-Finanzberatung im Durchschnitt auf 1,47 Prozent gesunken. Für Festgeld auf ein Jahr bekommt man nun durchschnittlich nur noch 1,94 Prozent. Die Zinsen für Ratenkredite mit einer Laufzeit von 36 Monaten belaufen sich auf 7,27 Prozent je Jahr. Und die Bauzinsen für Hypothekendarlehen mit zehn Jahren Zinsbindung betragen nun durchschnittlich 3,64 Prozent. Im März hatten diese Zinssätze noch rund zehn Basispunkte höher gelegen.
Zinsniveau hat wieder nachgegeben
Während die kurzfristigen Zinsen etwa für Tagesgeld relativ eng an den Leitzinsen der EZB hängen, orientieren sich die Bauzinsen über die Pfandbriefrendite an der Bundesanleihe mit zehn Jahren Laufzeit. Zudem werden sie vom Wettbewerb der Banken untereinander beeinflusst. Auf die Bundesanleihenrendite wirken vielfältige Faktoren ein, neben der Geldpolitik zum Beispiel auch die Konjunktur und Inflationserwartungen, die Risikoneigung an den Finanzmärkten, das Vertrauen in den Emittenten und die Zinsentwicklung in anderen Währungsräumen.
„Insgesamt hat das Zinsniveau seit Mitte März wieder deutlich nachgegeben“, sagt Ralf Umlauf, Rentenmarktfachmann der Landesbank Hessen-Thüringen: „Zum einen haben wir die durch die US-Politik hervorgerufene Verunsicherung an den Märkten und bezüglich der konjunkturellen Perspektiven, und zum anderen die EZB-Geldpolitik, die zwar weiterhin datenabhängig agieren möchte, die Türe für weitere Lockerungen aber offengehalten hat.“
Eine ganze Reihe von Banken hat in den vergangenen Tagen Zinssenkungen für Baugeld veröffentlicht, wie die Verbraucherplattform Biallo berichtet. So ging die Hypo-Vereinsbank für zehn Jahre Zinsbindung von 3,49 auf 3,46 Prozent runter. Die Sparda-Bank West senkte ihren Zinssatz für fünfjährige Darlehen von 4,02 auf 3,82 Prozent. Die Aachener Bank reduzierte ihre Zinsen für Baudarlehen mit fünf Jahren Zinsbindung von 3,3 auf 3,25 Prozent und die Targobank die ihren von 3,28 auf 3,26 Prozent.
BB Bank verlangt 3,39 Prozent
In der Vergleichstabelle der FMH-Finanzberatung zu den Bauzinsen rangiert nun die genossenschaftliche BB Bank in Karlsruhe mit einem effektiven Zinssatz von 3,39 Prozent für Darlehen mit zehn Jahren Zinsbindung auf dem ersten Platz. Ihr folgt die Sparda-Bank West mit 3,42 Prozent. Die Gladbacher Bank, eine genossenschaftliche Bank in Form einer Aktiengesellschaft, wirbt mit 3,46 Prozent. Die 1822 direkt, der Online-Zweig der Frankfurter Sparkasse, verlangt 3,57 Prozent. Und die Debeka Bausparkasse nimmt derzeit 3,58 Prozent.
Wie es weitergehen wird mit den Bauzinsen ist angesichts der sehr wechselhaften Situation an den Kapitalmärkten nicht leicht vorherzusagen. Auch von Fachleuten hört man unterschiedliche Einschätzungen.
Die Spezialisten für Baufinanzierungen, die von dem Kreditvermittler Interhyp regelmäßig befragt werden, rechnen für die kommenden vier Wochen mit einer Seitwärtsbewegung. Das könne man nutzen. „Mit Blick auf den weiteren Jahresverlauf erwartet die Mehrheit des Bankenpanels steigende Zinsen“, schreibt Interhyp. Laut Befragung gingen rund zwei Drittel der Fachleute auf Sicht der kommenden Monate von einem erhöhten Zinsniveau aus. Die Handelskonflikte der Vereinigten Staaten, das deutsche Sondervermögen für Infrastruktur, die höheren Verteidigungsausgaben sowie Konjunktur- und Inflationsprognosen brächten nach wie vor einige Unsicherheiten mit sich.
„Bei den Bauzinsen ist es aktuell sehr schwer, eine Prognose abzugeben, die länger als vier Wochen gelten soll“, sagt auch Max Herbst von der FMH-Finanzberatung. Denn Trump mache jede Zinsüberlegung mit dem nächsten Dekret, das er beschließe, zunichte. „Allerdings kann man fast unterstellen, dass dies auch dem Anleger zu blöd ist und er sich eine sichere Alternative sucht, die man eigentlich im deutschen Staat sehen könnte“, sagt Herbst: „Dieser wurde zwar vor vier Wochen mit seiner Ankündigung der enormen Verschuldung mit hohen Renditen bei der Bundesanleihe extrem abgestraft.“ Zwischenzeitlich erscheine die deutsche Verschuldung aber schon fast akzeptabel, wenn man sich in der Welt bezüglich Sicherheit und Vertrauen umsehe, meint Herbst: „Ich glaube, die Bauzinsen könnten vorerst etwas fallen – allerdings abwarten, was Donald Trump mit der Fed und seinen Strafzöllen macht.“
Beides sei in den Vereinigten Staaten vorerst „unter Beobachtung“.
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