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Lästiger Pollenflug: Wenn uns Pollen allergisch machen

Der Frühling liegt in der Luft – und mit ihm auch viele Blütenpollen. Für etwa zwölf Millionen Menschen in Deutschland bedeutet der Frühling jedoch nicht nur blühende Landschaften, sondern auch lästiger Heuschnupfen oder allergisches Asthma. Schuld daran sind Pollen. Aber wie genau entsteht eine Pollenallergie? Was kann man bei einer Allergie tun? Und wie können Allergiker sich vor Pollen schützen?

Wenn im Frühling alles anfängt zu blühen, fliegen Millionen Pollenkörner durch die Luft. Bereits ab Februar setzen frühblühende Baumarten wie Hasel und Erle ihre Pollenkörner frei, während im April und Mai die Hauptblütezeit vieler weiterer Pflanzen beginnt. Pollen sind die männlichen Keimzellen der Blütenpflanzen und entstehen in den Staubblättern. Wenn die Pflanze blüht, setzt sie diese Keimzellen als Blütenstaub frei. Abhängig von der Pflanzenart übernehmen Insekten oder der Wind den Transport der Pollen zu den weiblichen Fruchtständen, wo die Bestäubung erfolgt. Dabei kann ein einziger Haselnussstrauch über zwei Millionen Pollenkörner freisetzen, eine einzelne Roggenähre bis zu vier Millionen und eine Roggenpflanze sogar rund 20 Millionen Pollenkörner.

Wieso können Pollen eine Allergie auslösen?

Pollen bestehen hauptsächlich aus Kohlenhydraten, Proteinen und Fetten. Für die meisten Menschen sind sie völlig harmlos, doch das Immunsystem von Allergikern stuft bestimmte Eiweiße auf den Pollenkörnern fälschlicherweise als Bedrohung ein. Diese Überreaktion ist die Grundlage jeder Allergie: Das Immunsystem bildet Antikörper gegen eigentlich harmlose Substanzen. Warum genau manche Menschen so auf Pollen reagieren, ist noch ungeklärt. Risikofaktoren wie genetische Veranlagung, Luftverschmutzung oder (Passiv-)rauchen können jedoch eine Allergie begünstigen.

Kommt die Schleimhaut der Nase, der Augen oder der Atemwege mit den Allergenen in Kontakt, setzt der Körper eine Kaskade von Immunreaktionen in Gang. Sobald das Immunsystem die Pollen als „Eindringlinge“ erkennt, schütten bestimmte Immunzellen – die Mastzellen – den Botenstoff Histamin aus. Histamin spielt eine zentrale Rolle bei Entzündungsreaktionen und sorgt dafür, dass sich die Blutgefäße erweitern und durchlässiger werden. Die Folge: Die Schleimhäute schwellen an, es kommt zu Juck- und Niesreiz, geröteten Augen und einer verstopften Nase – dem typischen Heuschnupfen.

In schweren Fällen kann sich die Allergie bis hin zu allergischem Asthma entwickeln, bei dem die unteren Atemwege betroffen sind und Atemnot auftritt. Allergien können im Laufe des Lebens zudem sogenannte Kreuzallergien ausbilden. Das Immunsystem reagiert dann auf immer mehr Allergene, die der ursprünglich auslösenden der Pollensorte ähnlich sind. So können Pollenallergiker beispielsweise Lebensmittelallergien auf Erdnüsse, Äpfel, Erdbeeren oder bestimmte Gewürze entwickeln.

Wirkt sich der Klimawandel auf Pollenallergien aus?

Nicht alle Pflanzenarten sind gleichermaßen problematisch für Allergiker. Besonders aggressive Allergene finden sich in den Pollen von windbestäubten Pflanzen wie Birke, Erle, Hasel oder Gräsern. Sie produzieren große Mengen an winzigen, leichten Pollenkörnern, die über weite Strecken durch die Luft getragen werden können und tief in die Atemwege eindringen. Insektenbestäubte Pflanzen wie Rosen oder Obstbäume setzen dagegen weniger Pollen frei, weshalb sie seltener Allergien auslösen.

Nahaufnahme von Birkenpollen
Infolge des Klimawandels beginnt die Blüte- und Allergiezeit inzwischen immer früher im Jahr. © Gregory DUBUS/iStock

Infolge des Klimawandels und der damit steigenden Temperaturen beginnen Pflanzen inzwischen, immer früher zu blühen. So setzen Haselnuss und Erle ihre Pollen heute etwa 13 Tage früher frei als im Jahr 1951. Doch auch die Gesamtdauer der Pollensaison verlängert sich: Weil wärmere Temperaturen das Wachstum vieler Pflanzen fördern, produzieren sie über einen längeren Zeitraum hinweg Pollen und auch größere Mengen davon. Dadurch sind Allergiker nicht mehr nur einige Wochen im Jahr betroffen, sondern müssen sich auf monatelange Belastungen einstellen. Zusätzlich können Feinstaub und Stickoxide, die unter anderem aus dem Straßenverkehr stammen, die Struktur von Pollen verändern und ihre allergene Wirkung verstärken.

Der Klimawandel begünstigt auch die Ausbreitung einiger gebietsfremder, besonders allergieträchtiger Pflanzenarten. Die aus Nordamerika stammende Ambrosia beispielsweise breitet sich zunehmend in Deutschland aus, da sie von warmen Temperaturen profitiert. Ihr Pollen gilt als besonders aggressiv und kann schon in geringen Mengen starke allergische Reaktionen hervorrufen. Sie verstreut noch mehr Blütenstaub als die meisten bei uns heimischen Gewächse: Eine einzige Ambrosia setzt mehr als eine Milliarde Pollenkörner frei.

Was kann man gegen eine Allergie tun?

Die Symptome einer Pollenallergie lassen sich lindern. Besonders verbreitet sind Antihistaminika, die die Wirkung des Histamins blockieren und so Juckreiz, Niesen und eine laufende Nase lindern. Antihistaminika sind als Nasensprays, Augentropfen, Salben oder Tabletten und meist ohne Rezept in Apotheken erhältlich. Eine weitere Option sind kortisonhaltige Nasensprays, die entzündungshemmend wirken und die Schleimhaut abschwellen lassen. Diese sollten aber nur bei starken Beschwerden eingesetzt werden und ohne Absprache mit dem Arzt auch nicht längere Zeit. In schweren Fällen kann auch die kurzfristige Einnahme von oralen Kortisonpräparaten nötig sein.

Während Antihistaminika und Kortison nur die Symptome lindern, kann die spezifische Immuntherapie – auch als Hyposensibilisierung bekannt – langfristig gegen Allergien helfen. Allergiker kommen dann über mehrere Jahre hinweg in Form von Spritzen, Tabletten oder Tropfen kontrolliert mit kleinen Mengen des Allergens in Kontakt, sodass sich das Immunsystem an das Allergen gewöhnt. Ziel ist es, die allergische Überreaktion zu mindern und letztlich zu stoppen. Eine Hyposensibilisierung ist bei starken Symptomen ratsam, aber langwierig und nicht immer erfolgreich.

Wie kann ich mich vor Pollen schützen?

Allergiker sollten versuchen, mit möglichst wenig Pollen in Kontakt zu kommen, um allergisches Asthma zu vermeiden. Eine der wichtigsten Maßnahmen ist es, sich über die aktuelle Pollenbelastung zu informieren. Wetterdienste und spezielle Apps bieten tagesaktuelle Vorhersagen zum Pollenflug. An Tagen mit besonders hoher Pollenflugbelastung ist es ratsam, längere Aufenthalte im Freien zu vermeiden – vor allem bei trockenem und windigem Wetter, das die Pollenverteilung zusätzlich begünstigt.

Auch in Innenräumen lassen sich Pollen weitgehend reduzieren. Fenster sollten möglichst geschlossen bleiben, insbesondere während der Hauptbelastungszeiten. Während auf dem Land am Morgen die meisten Pollen in der Luft sind, ist die Konzentration in Städten meist am Abend am höchsten. Lüften sollte daher gezielt zu pollenarmen Zeiten erfolgen. Spezielle Pollenfilter für Fenster oder Lüftungsanlagen können zusätzlich helfen, die Belastung zu verringern. Wer ein Auto nutzt, sollte die Klimaanlage mit einem Pollenfilter ausstatten.

Da Pollen leicht an Textilien und Haaren haften, ist es sinnvoll, nach einem Aufenthalt im Freien die Kleidung zu wechseln und die Haare zu waschen. Das verhindert, dass die Allergene in die Wohnräume gelangen und dort weiterhin Beschwerden verursachen. Auch regelmäßiges Staubsaugen mit einem Allergiker-Staubsauger, der über einen HEPA-Filter verfügt, kann die Pollenkonzentration in der Wohnung deutlich senken. Für zusätzlichen Schutz sorgen Luftreiniger, die die Partikel aus der Raumluft filtern.

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