#Endlich Wertschätzung: Senat erkennt Berliner Clubs als Kulturstätten an
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„Endlich Wertschätzung: Senat erkennt Berliner Clubs als Kulturstätten an“
Seit Juni 2020 hat der Antrag der Rot-Rot-Grünen Regierung dem Berliner Abgeordnetenhaus vorgelegen. Nun hat das Parlament die Clubs in Berlin offiziell als Kulturstätten anerkannt. Endlich.
Was könnte sich dadurch zum Positiven verändern für eine Branche, die seit Beginn der Corona-Krise brach liegt, und die auch zuvor schon für Anerkennung kämpfte? Einiges. Die Umbenennung könnte entscheidend dafür sein, wie sich die Berliner Clubkultur in den kommenden zehn bis 20 Jahren entwickelt.

Clubs bereichern die Stadt – und wurden behandelt wie Bordelle
Dass die Berliner Clubs das Kulturleben der Stadt bereichern, dürfte angesichts des Weltrufs der hiesigen Feierszene wohl kaum jemand bestreiten. Bisher hatten die Clubs der Stadt trotzdem ein schweres Los: So standen sie nach Bundesrecht bisher als „Vergnügungsstätten“ auf einer Stufe mit Bordellen und Spielcasinos. Ihren kulturellen Beitrag erkannte man der Branche, die neben Clubs auch Proberäume, Plattenläden und vieles mehr in sich vereint, geflissentlich ab.
Als reine „Wirtschaftsbetriebe“ galten Clubs in der Berliner Kulturlandschaft auch als nicht besonders schützenswert. Im Gegensatz zu zum Beispiel Konzerthallen oder Theaterstätten.
Stattdessen hatten sie nicht selten mit städtebaulicher Verdrängung zu kämpfen – zuletzt zog etwas die Grießmühle um. Das schonungslose Gewerbemietrecht machte vielen Clubbetreiber*innen in der Vergangenheit das Leben schwer. Und die fehlende Anerkennung führte dazu, dass das Clubsterben in Berlin zu einem traurigen, aber realen Phänomen wurde.
Als „Kulturstätten“ könnten die Clubs es künftig jedoch einfacher haben
Mit einer immer noch grassierenden Pandemie und entsprechenden Abstandsgeboten galt ausgelassenes Feiern plötzlich als „infektionstreibend“. In Zeiten des Abstandhaltens fand sich die ohnehin bröckelnde Clubkultur plötzlich in einer existenzbedrohenden Situation wieder.
Der Antrag, dem das Berliner Parlament nun nach Monaten des Diskutierens stattgegeben hat, könnte als ein kleiner Lichtblick für die brachliegende Branche gesehen werden.
Laut Rot-Rot-Grün ist die Clubkultur: „internationales Aushängeschild“ und „kultureller Motor“ der Stadt. Und die Tanzstätten müssen in Nutzungskonflikten und Planungsverfahren nicht als „störende Gewerbebetriebe“, sondern als „Anlagen kultureller Zwecke“ behandelt werden.
Beschluss könnte Entlastung in Sachen Lärmbeschwerden und Verdrängung bringen

Durch die neue Kategorisierung könnte für die Berliner Clubs künftig durchaus einiges einfacher werden. Alte Probleme wie städtebauliche Konflikte könnten beispielsweise entschärft werden. Als Kulturstätten wären Clubs weniger leicht zu verdrängen.
Zudem soll das sogenannte „Clubkataster“ der Berliner Clubcommission potenzielle Lärmschutzkonflikte künftig im Keim ersticken. Das Clubkataster ist eine Art Karte, die die Standorte von Clubs gemeinsam mit Bebauungs- und Sanierungsplänen der Stadt aufzeigt und so mögliche Konfliktpotenziale erkennen lässt.
Laut Lutz Leichsenring, dem Pressesprecher der Berliner Clubcommission, hatte der „Clubkataster“ bisher lediglich einen „Empfehlungscharakter“. Durch die Anerkennung der Clubs als Kulturstätten könne sich das jetzt ändern.
Bestandteil des Beschlusses ist zudem, dass bereits bestehende Förderungen der Berliner Clubszene, wie zum Beispiel der Lärmschutzfonds, der 2018 vom Berliner Senat beschlossen wurde, weiter ausgebaut werden. Bis Anfang 2020 unterstützte der Senat durch den Lärmschutzfonds über ein Dutzend Berliner Clubs darin, Schallschutzmaßnahmen zu finanzieren.
Soweit, sogut. Ist der Beschluss alles in allem also keine kleine Neuerung, sondern eine von kulturpolitischem Gewicht?
Clubcommission: „Wichtige Symbolik trotz fehlender konkreter Maßnahmen“

Lutz Leichsenring von der Berliner Clubcommission spricht von einer „bedeutenden Zäsur“ in der Berliner Kulturpolitik. Obwohl der Beschluss keine konkreten Maßnahmen, also beispielsweise Gelder, enthalte, sei er ein „wichtiger Fingerzeig in die richtige Richtung“.
Es sei alles andere als selbstverständlich, dass sich die Regierungsparteien geschlossen hinter die Ernennung der Clubs zu Kulturinstitutionen stellten. Zudem gebe es keine andere Stadt weltweit, in der sich die Regierung in diesem Maß zu ihrer Clubkultur bekannt hätte.
„Mit dem Kultursenator Lederer hatte die Berliner Clubszene auch während der Corona-Pandemie schon einen starken Unterstützer. Positiv war auch, dass der Tag der Clubkultur trotz der Corona-Pandemie stattfinden konnte“, sagt Leichsenring. „Dieser Beschluss zeigt jetzt einmal mehr, dass die Politik verstanden hat, was die Clubkultur für die Stadt bedeutet.“
Inwieweit und ab wann sich der Beschluss konkret auf die Entwicklung der Berliner Kulturlandschaft auswirken wird, bleibt abzuwarten. Denn der Lärmschutz beispielsweise sei bundesrechtlich geregelt, da könne Berlin keine alleinigen Beschlüsse machen, betont Leichsenring.
In dieser Hinsicht lehne sich die Stadtpolitik mit dem Beschluss etwas aus dem Fenster – trotzdem genieße man in der Clubcommission den neuen „Rückenwind der Anerkennung“ sehr.
Welche städtebaulichen Neuerungen Berlin in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren prägen werden – darauf könnte der neue Beschluss durchaus einen Einfluss haben. Leichsenring hofft, dass der Senatsbeschluss seine Wirkung entfaltet: „Die Kultur unserer Stadt lebt schließlich nicht von Shopping-Malls und Kaffeeketten“, betont er.
Mehr zum Thema Clubkultur in Berlin
Der Sinn des Feierns: Warum die Clubkultur trotz aller Probleme schützenswert ist. Die Berliner Clubcommission plädierte Mitte Oktober 2020 für Schnelltests an der Clubtür. Wieso dies theoretisch eine gute Idee war, die ihr Ziel aber knapp verfehlte, lest ihr hier. Und für ein bisschen Feier-Feeling zuhause: Wir haben einen Guide fürs Clubbing im Lockdown – von Berghain-Playlist bis KitKat-Fanshop!
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