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Land unter

Vier Häuser stehen am Abgrund. Tagelang hatte es im badischen Schopfheim wie aus Kübeln geschüttet, Schnee war geschmolzen, dann gab plötzlich der Boden nach. Der Erdrutsch im Februar dieses Jahres reißt 15.000 Tonnen hinab, zerdrückt eine Scheune, vier Einfamilienhäuser bleiben übrig, im Garten geht es jetzt fünf Meter in die Tiefe. Wer möchte in einem solchen Haus wohnen bleiben, geschweige denn es kaufen? Das eigene Zuhause, die Altersvorsorge, das nackte Leben bedroht, von einem Tag auf den anderen.

Hangabgänge sind in dieser Region keine Seltenheit, durch den Klimawandel werden sie aber noch zunehmen. Klimaforscher schlagen schon lange Alarm. Die Erde erwärmt sich schneller als gedacht, die Entwicklung verläuft exponentiell, der Kipppunkt steht unmittelbar bevor. Das Festlandeis in Grönland und in der Antarktis schmilzt rasant und lässt den Meeresspiegel steigen, Hitze und verschmutzte Luft machen das Leben in Metropolen zunehmend unerträglich. Starkregen, Stürme und Hochwasser könnten ganze Landstriche überfluten das Grundwasser verunreinigen und bis 2100 rund 640 Millionen Menschen zu Klimaflüchtlingen machen, insbesondere aus den armen Ländern der Welt. Doch auch in den reichen Ländern droht die Lebensgrundlage zu schwinden.

Neben der Frage, wie sich die globale Erwärmung durch geringeren CO2-Ausstoß noch verhindern lässt, drängt eine andere in den Vordergrund: Was, wenn es schiefgeht? Wie können wir auf das Unvermeidliche reagieren, uns anpassen? Aktuelle Klimaprognosen sagen für diesen Fall voraus, dass die Temperatur hierzulande um 3,1 bis 4,7 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts steigen könnte. Durch den Klimawandel schlagen Naturkatastrophen in Zukunft häufiger und heftiger zu: Allein zwischen 1980 und 2019 hat sich ihre Zahl global mehr als verdreifacht. In Deutschland steigt die Gefährdungslage an, auch wenn ex­treme Wetterphänomene regional verschieden auftreten.

Immobilienwerte stärker bedroht als gedacht

Im Süden kommt es häufiger zu Hochwasser durch Starkregen, wie erst vor ein paar Tagen in Baden-Württemberg, zu Hagelschlag und starken Schneefällen, im Gebirge wie im Alpenraum, im Schwarzwald und im Harz gehen häufiger Hänge ab. Im Osten treten eher Waldbrände und Wasserknappheit infolge von Trockenheit auf, und entlang der großen Flüsse und an der Küste richten Hochwasser oder Sturmfluten Schäden an. Deutsche Städte wie Bremen, Oldenburg und Hamburg sowie die Küsten und Nordseeinseln könnten bis 2100 infolge regelmäßiger Überschwemmungen zum Teil unbewohnbar werden oder ganz unter Wasser liegen, heißt es in einer 2019 im Fachmagazin „Nature Communications“ veröffentlichten Studie – samt den dort stehenden Immobilien. Die Forscher gehen von einem Anstieg des Meeresspiegels in diesem Zeitraum um maximal zwei Meter aus, würde der gesamte Eispanzer auf Grönland schmelzen, wären es sieben Meter.

„Es gibt keine Region in Deutschland, die ganz gefeit ist“, sagt Sven Bienert, Leiter des Kompetenzzentrums für Nachhaltigkeit in der Immobilienwirtschaft an der Universität Regensburg. „Aber würde ich mir jetzt auf Niveau null direkt hinterm Deich ein Ferienhaus kaufen? Sicherlich nicht!“ In einer Ende 2020 erschienenen Studie mit dem Titel „Naturgefahren und Immobilienwerte in Deutschland“ warnen Bienert und andere Fachleute: Immobilien und ihr Wert sind viel stärker bedroht als bisher angenommen. Nur hätten weder Eigentümer, die Häuser in gefährdeten Lagen besitzen, noch Interessenten, die eine Immobilie kaufen wollen und nach einem geeigneten Standort suchen, das Risiko bisher genügend auf dem Schirm. Ein fataler Fehler.

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