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Leon Draisaitl und Nico Sturm

Das Erste war zu erwarten, immerhin wurde Draisaitl in dieser Saison Torschützenkönig in der besten Eishockey-Liga der Welt, 52-mal hatte der Kölner in 72 Hauptrunden-Spielen getroffen. Aber als dann die Play-off-Phase begannen, lief zunächst wenig. Draisaitl selbst punktete zwar munter weiter, aber die ersten beiden Spiele gegen die Los Angeles Kings verloren die Oilers. Es drohte das frühe Aus – bis das Team umschaltete und vier Spiele in Serie gewannen.

Draisaitl: Das „wahrscheinlich wichtigste Tor meiner Karriere“

Das lag auch wieder an Leon Draisaitl, der vor allem im vorentscheidenden vierten Spiel aufdrehte: Erst bereitete er drei Treffer vor, in der Verlängerung erzielte er das Siegtor zum 4:3. Wäre das auf der anderen Seite gefallen, hätte Edmonton in der Serie 1:3 zurückgelegen und wäre wohl ausgeschieden. Aber dann kam Draisaitl, schoss das „wahrscheinlich wichtigste Tor meiner Karriere“, wie er sagte.

Was schon etwas heißen muss bei einem, der 443 Tore in seiner Statistik stehen hat; für den Saisons mit mehr als 50 Toren und mehr als 100 Scorerpunkten Standard geworden sind. Der jede wichtige individuelle Auszeichnung erhalten hat, die es in der NHL gibt. Aber der erst kürzlich in einer deutschsprachigen Medienrunde wieder sagte: „Ich würde jede persönliche Trophäe abgeben, um mal den Stanley Cup zu gewinnen.“

Keine Vorwürfe vom Bundestrainer

Vergangene Saison kam er dem Meisterpokal ganz nah. Bis ins siebte und entscheidende Finalspiel schaffte es Edmonton, doch am Ende jubelten die Florida Panthers. Der Hauptpreis des Welteishockey fehlt Draisaitl immer noch. Jetzt jagt er ihn wieder, am Dienstagabend (Ortszeit) beginnt die zweite Play-off-Runde gegen die Vegas Golden Knights. Was auch bedeutet, dass Draisaitl abermals nicht zur Weltmeisterschaft reisen kann, die Ende dieser Woche in Dänemark und Schweden beginnt.

Zuletzt trug Deutschlands größter Eishockeystar 2019 das Trikot der Nationalmannschaft. Harold Kreis hätte es gern anders, wäre Draisaitl verfügbar, „würde ich ihn abholen“, sagte der Bundestrainer dieser Tage lachend. Aber natürlich weiß auch Kreis, dass eine WM zwar etwas Großes ist, „aber die NHL ist schon eine ganz andere Hausnummer“.

Kreis muss in Dänemark auf einen weiteren Mann verzichten, den er gern dabeihätte: Nico Sturm. Auch der ist in den Play-off-Spielen gefragt, spielt bei den Florida Panthers, die es nach einem 4:1 in der Serie gegen den Nachbarn aus Tampa von Montagabend (Ortszeit) an mit den Toronto Maple Leafs zu tun bekommen. Sturm und Draisaitl könnten unterschiedlicher kaum sein.

Nico Sturm ist das, was im Eishockey „Rollenspieler“ genannt wird.
Nico Sturm ist das, was im Eishockey „Rollenspieler“ genannt wird.AFP

Der Kölner galt schon im Nachwuchs als kommender Star, der Augsburger rechnete ursprünglich nicht mal damit, Profi zu werden, nutzte sein Talent eigentlich nur dafür, um kostenlos am College studieren zu können. Mit 24 Jahren wurde er erstmals richtig fürs Eishockey bezahlt. Auch heute ist Sturm keiner, der ständig Tore schießt, Auszeichnungen erhält und Verträge unterschreibt, die ihm mehr als 100 Millionen Euro einbringen.

Er ist das, was im Eishockey „Rollenspieler“ genannt wird, einer für die hinteren Reihen und die Unterzahl. Aber er hat Draisaitl etwas voraus, er hat den Stanley Cup bereits gewonnen, 2022 mit Colorado.

Sturm ist plötzlich Mitfavorit

Danach wechselte er nach San José, aber dort erlebte er eine Enttäuschung nach der anderen, kam nie in die Play-off-Phase. Weswegen er zuletzt immer bei der WM spielen konnte und 2023 dort gar Zweiter wurde. Auch diese Saison sollte er zum Nationalteam kommen – bis San José ihn kurz vor Transferschluss Anfang März nach Florida abgab.

Mitspracherecht hatte Sturm nicht, Spieler seiner Kategorie sind Verschiebemasse in der NHL. Die Klubs machen mit ihnen, was sie wollen. Und dennoch hat sich der 30-Jährige über den Wechsel von der West- an die Ostküste der Vereinigten Staaten gefreut: Eben noch spielte er beim Tabellenletzten, nun trägt er das Trikot des Titelverteidigers, der auch diese Saison als Mitfavorit gilt.

In San José sei es schwer gewesen, „am nächsten Tag zum Training zu kommen, wenn du fünf-, sechs-, siebenmal in Folge verlierst“, sagte Sturm jüngst: „In meiner Rolle ist der Lohn für meine Arbeit, dass die Mannschaft gewinnt. Mein Lohn sind nicht Tore und Assists. Aber ich kann noch so gut Unterzahl spielen, Bullys gewinnen und hart spielen, wenn wir im Fünf-gegen-fünf fünf oder sechs Tore kassieren, ist der Lohn für meine Arbeit nicht da.“

Jetzt in Florida bekommt er den Lohn, dort erlebe er ein „anderes Arbeitsumfeld“, eine „kompetitive Umgebung“. Sturm machte in den fünf Play-off-Spielen gegen Tampa zwar keinen einzigen Scorerpunkt, aber sein Team gewann meistens. Und nur darum geht es. Das sieht Draisaitl genauso, auch ihm geht es nur noch um Teamerfolg. Aber er trägt anders dazu bei. Wer es am Ende weiter schafft? Vielleicht treffen sich die beiden im Finale. Der eine würde dann Tore schießen wollen, der andere müsste versuchen, genau das zu verhindern.

NHL-Verteidiger Moritz Seider ist neuer DEB-Kapitän

Moritz Seider führt die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft als Kapitän bei der WM in Schweden und Dänemark an. Der NHL-Verteidiger übernimmt bereits bei der Generalprobe das „C“ auf dem Trikot vom langjährigen Spielführer Moritz Müller, der wegen einer Schulterverletzung erstmals seit 2012 bei einer WM fehlt. Diese Entscheidung gab der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) am Sonntag vor dem letzten Testspiel in Düsseldorf gegen die USA (17.00 Uhr bei MagentaSport) bekannt. 

„Es ist natürlich eine absolute Ehre für mich, dieses Amt innezuhaben, und es erfüllt mich mit großem Stolz“, sagte der 24-Jährige: „Es sind auch große Fußstapfen, in die ich treten werde. Insofern baue ich auf den Support der anderen in der Kabine. Die Vorfreude ist sehr groß auf die WM, denn wir sind eine gute Gruppe, und wir gehen optimistisch in das Turnier.“

Die WM beginnt für die DEB-Auswahl am kommenden Samstag (16.20 Uhr auf Pro7 und MagentaSport) in Herning gegen Ungarn. Weitere Gegner in der Vorrundengruppe B sind Kasachstan, Norwegen, die Schweiz, die USA, Tschechien und Co-Gastgeber Dänemark. (sid)

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