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#Letzten drei Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet

Nach rund sechs Jahrzehnten ist in Deutschland das Zeitalter der Atomkraftwerke zu Ende gegangen. An diesem Samstagabend gingen die letzten Meiler Isar 2 in Bayern, Emsland in Niedersachsen und Neckarwestheim 2 in Baden-Württemberg vom Netz.

Als erstes der drei verbliebenen ging das Atomkraftwerk Emsland in Lingen vom Netz. Das teilte der Kraftwerksbetreiber RWE am Samstagabend mit. Das Kernkraftwerk in Lingen verfügte über einen 1400 Megawatt-Block. Die Anlage wurde 1988 in Betrieb genommen. Seitdem produzierte das Kraftwerk pro Jahr nach Angaben des Betreibers RWE jährlich rund elf Milliarden Kilowattstunden Strom. Die Leistung reichte für 3,5 Millionen Haushalte. Etwa 350 Menschen arbeiten im Kraftwerk.

Um 23.52 Uhr wurde auch beim AKW in Essenbach im niederbayerischen Landkreis Landshut die Verbindung zum Netz getrennt, wie eine Sprecherin des Betreibers PreussenElektra der Deutschen Presse-Agentur sagte. Nach der Netztrennung sei der Reaktor abgeschaltet worden. Der Meiler Isar 2 war 35 Jahre lang in Betrieb, laut Betreiber ohne einen einzigen Störfall. Zusammen mit dem bereits 2011 abgeschalteten Block Isar 1 wurden am Standort Essenbach in 44 Jahren rund 600 Milliarden Kilowattstunden Atomstrom in das Netz eingespeist.

Als letztes noch laufendes Atomkraftwerk ging Block 2 in Neckarwestheim am Samstagabend vom Netz. Das teilte ein Sprecher des Betreibers EnBW der Deutschen Presse-Agentur mit.

Politisch allerdings bleibt der Ausstieg aus der Atomenergie in Deutschland umstritten. Kernkraftgegner feierten den historischen Schritt schon tagsüber mit Festen in Berlin und anderswo. Die mitregierend FDP forderte dagegen, die letzten drei Meiler nicht abzubauen, sondern als Reserve zu behalten.

Eigentlich hätten die drei AKW schon Ende 2022 abgeschaltet werden sollen. Die frühere Bundesregierung aus CDU/CSU und FDP hatte den Ausstieg bereits 2011 als Reaktion auf die Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima beschlossen. Wegen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine und der dadurch ausgelösten Energiekrise entschied die Ampel-Koalition jedoch 2022, die drei Atomkraftwerke über den Winter weiterlaufen zu lassen und erst Mitte April auszuschalten.

„Kernenergie muss eine Zukunft in Deutschland haben“

Als erstes kommerzielles Kernkraftwerk war der Meiler in Kahl in Bayern im November 1960 in Betrieb gegangen – seit Juni 1961 speiste er Strom ins Netz ein. Auch wenn die Entscheidung zum Ausstieg in Deutschland seit langem politisch besiegelt ist, schwelt die Debatte über das Für und Wider der Atomkraft weiter. Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) sagte der Deutschen Presse-Agentur, der Atomausstieg mache Deutschland sicherer. „Die Risiken der Atomkraft sind im Falle eines Unfalles letztlich unbeherrschbar.“ Grünen-Chefin Ricarda Lang twitterte, der Atomausstieg bedeute den „endgültigen Einstieg ins Zeitalter der erneuerbaren Energien.“ Die SPD-Bundestagsfraktion schrieb auf Twitter: „Atomkraft? Und Tschüss“.

Hingegen forderte FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai, diese Technologie nicht völlig aufzugeben. „Die Kernenergie muss auch nach dem Ausstieg eine Zukunft in Deutschland haben“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Dazu gehört, dass wir die Forschung auf dem Gebiet der Kernfusion ausweiten und die Chancen neuer und sicherer Technologien der Kernspaltung nutzen.“

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CDU) sagte am Freitagabend im Interview der ARD-„Tagesthemen“, er glaube an eine Neuauflage der Kernenergie. „Wir spüren diese große Energiekrise, wir brauchen jedes Fitzelchen Energie.“

Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) forderte mehr Forschung an neuen Technologien. „Der Ukrainekrieg und die Energiekrise zeigen uns, dass wir uns breit aufstellen müssen. Wir müssen besonders angesichts des Atomausstiegs technologieoffen Forschung fördern. Nicht nur aussteigen, sondern auch mal einsteigen“, sagte er der F.A.Z.

Europäische Länder gehen ganz unterschiedlich mit der Atomkraft um. In Belgien sollen die Atomkraftwerke bis mindestens Ende 2035 weiterlaufen können. Die Schweizer Kernkraftwerke dürfen so lange betrieben werden, wie sie sicher sind. Der Bau neuer Kernkraftwerke ist verboten. Die linke Regierung Spaniens will alle Kernkraftwerke des Landes zwischen 2027 und 2035 schließen. Italien ist schon im Zuge der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl (1986) aus der Kernenergie ausgestiegen.

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