#Lockdown-Konferenz: Eine fast unlösbare Aufgabe
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„Lockdown-Konferenz: Eine fast unlösbare Aufgabe“
Unter den vielen Corona-Treffen der Ministerpräsidenten mit der Kanzlerin gab es wohl noch keines, das so vertrackt war wie das vom Dienstag. Das wird schon daran deutlich, dass es vorgezogen werden musste, obwohl die Konferenz am 5. Januar gereicht haben müsste, um wieder Tritt zu fassen. Es ist nun aber schon die dritte Zusammenkunft, die einberufen wird, weil nicht sicher ist, ob das, was zuletzt beschlossen wurde, reichen könnte.
Nur eines ist sicher: Einen vorgezogenen Frühling der Freiheit wird es nicht geben. Das ist unvermeidlich, auch wenn „die Zahlen“ zurückgehen. Noch immer ungeklärt ist, warum es damit so lange gedauert hat; zu befürchten aber ist, dass es sehr schnell wieder in die andere Richtung losgehen könnte. Die Vermutung, das liege daran, dass sich Infektionsgeschehen vor allem in den vier privaten Wänden abspiele, ist naheliegend, hilft der Politik aber nicht weiter. Eine Isolation der Kranken wie in China wird es nicht geben können.
In Anbetracht der Unübersichtlichkeit und der monatelangen Geduldsprobe werden die Rufe nach „Zero Covid“ laut. Hunderte Wissenschaftler haben eine entsprechenden Aufruf unterstützt. Wo aber das Conona-Virus fast auf Null gedrückt wird, gibt es keine Gewähr dafür, dass es ohne drakonische Maßnahmen dabei bleibt. Australien, wo die Keule hervorgeholt wird, wo immer sich ein Virus regt, ist ein gutes Beispiel dafür. In Irland, noch vor wenigen Wochen das Vorzeigeland für Null-Corona, ist die anschließende Lockerung gründlich schief gelaufen, und auch in den Bundesländern sprechen Sachsen oder Thüringen nicht gerade dafür, dass alles gut ist, wenn die Inzidenz bei Null liegt. Da geht der Tanz erst richtig los.
Null-Corona nur mit permanentem Hammer
Corona auf Null zu drücken, dann aber auch dort gedrückt zu halten, geht nur mit einer Bevölkerung und Wirtschaft, die noch leidensfähiger sind als ohnehin schon; mit einem Staat, der das resoluter durchsetzen kann als der Staat, den wir haben; mit einem Land, das mehr Isolation zulässt als die Länder, in denen die Europäer leben (wollen). Alles keine guten Voraussetzungen, um eine solche Strategie durchzusetzen oder zum Erfolg zu führen.
Empfehlenswert an ihr ist aber, sich nicht der Illusion hinzugeben, dass eine Inzidenz von 50 das Maß aller Dinge sein kann. Ist dieses Maß erreicht, das lehren der zurückliegende Herbst und Winter, hat ein exponentielles Wachstum in vielen Fällen schon begonnen, laufen die Gesundheitsämter also in die Falle einer „unvorhergesehenen“ Überforderung. Eindämmung muss also schon viel früher einsetzen. Ein „Mega-Lockdown“ und anschließend Halligalli – das wird es mit diesem Virus aber nur geben, wenn in der Zwischenzeit Herdenimmunität hergestellt wurde. Also so schnell nicht – und nur durch Impfung.
Die Ampel wird also noch für eine Weile auf Rot stehen bleiben müssen – flächendeckend, also auch dort, wo die Lage besser ist als anderswo. Vieles spricht dafür, dass sich daran grundlegend erst etwas ändern wird, wenn die Impfungen in die zweite und dritte Phase treten, also die geburtenstarken Jahrgänge erreichen. Und wenn bis dahin Corona-Mutanten oder Reinfektionen schon Geimpfter nicht alles relativieren, was bislang zur Hoffnung Anlass gab. Auch deshalb steht die Konferenz an diesem Dienstag vor einem schier unlösbaren Problem.
FFP2-Maskenpflicht? Homeoffice-Pflicht?
Mehrere Maßnahmen, die in der Beschlussvorlage stehen, bringen vielleicht weiter: FFP2-Masken in der Öffentlichkeit zur Pflicht zu erklären, ist theoretisch sinnvoll, praktisch aber ein Verbot durch die Hintertür. So schnell lässt sich schon kaum Bayern allein versorgen, ganz Deutschland wohl nur dann, wenn die Leute ohne genügend FFP2-Masken vorläufig nicht mehr zum Einkauf in den Supermarkt fahren oder auf ÖPV-Fahren verzichten – einfach deshalb, weil sie keine Masken haben. Das dürfte die Akzeptanz der Corona-Politik nicht gerade fördern.
Dann lieber eine Pflicht zum Homeoffice? Dafür sprechen die Zahlen aus den Großstädten, die oft niedriger liegen als die im ländlichen Umland – wahrscheinlich Folge des reduzierten Pendlerverkehrs. Bei geschlossenen Schulen und Kindergärten dürfte aber auch das den Geduldsfaden vieler Haushalte überstrapazieren. Aber auch hier gilt: Es wäre eine sinnvolle Maßnahme. Ansonsten blieben nur Sprechverbote in der S-Bahn.
Diese doch etwas ernüchternde Perspektive führt zur Frage: Sind Bundesregierung und Landesregierungen gefangen auf dem Corona-Pfad, den sie bislang gegangen sind? In einem Punkt sicher: Sie haben es bis heute nicht vermocht, die Hotspots der Risikogruppen, Alten- und Pflegeheime, in den Griff zu bekommen. Monate vergingen, ohne dass eine Teststrategie ins Werk gesetzt wurde. Noch immer, trotz Einsatzbefehl für die Bundeswehr, ist davon nur wenig zu sehen. Die Impfung scheint da die letzte Rettung. Aber auch da gilt: Wehe, die Mutanten machen alles zunichte.
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