#Lokaltermin „Casa de Rosé“: Tatar, Bowls und Miraval
Mensch, ist das alles bunt hier. Für Augen, die den ganzen Tag auf Bildschirme und sterile Bürowände starren, ist das durchaus eine Herausforderung. Vieles ist zwar auch hier in Weiß gehalten: die schiefen Deckenleuchter, die große Theke an der Stirnseite, die hölzernen Elemente vor den Fenstern und als Raumteiler. Aber der Rest ist mehr oder weniger bunt: olivgrün und weinrot die plüschigen Sessel an den Tischen, lindgrün die normalen Stühle und die Hochstühle an der Theke, knallig rosafarben und lila-blau die künstlichen Pflanzen rund um die Terrasse vor der Tür. Der Fußboden ist mit Motiv-Filzfliesen ausgelegt, die Wände sind mit Motivglas verkleidet, selbst die Wassergläser auf den Tischen sind farbig, Servietten und Geschirr sind natürlich ebenfalls bunt, und sogar die Speisekarte ist auf farbigem Papier gedruckt.
Dennis Rimonti und Adnan Sejfic haben mit ihrem „Casa de Rosé“ ein Gesamtkunstwerk geschaffen, alles bis ins Detail gestylt und dabei offenbar in Kauf genommen, dass mancher potentielle Gast angesichts der Reizüberflutung, die durch sehr laute Musik und Bildschirme mit Kunst-Videos in Dauerschleife noch gesteigert wird, möglicherweise das Weite sucht. Anfang März haben sie das Lokal am Frankfurter Opernplatz eröffnet, gleich neben dem ebenfalls neuen Restaurant „Alfio’s“ im Gebäudekomplex des Fünfsternehotels Sofitel Opera. Es bildet gewissermaßen den Abschluss der feinen Gastromeile an der Alten Oper, wo das Essen und Trinken schon immer ein bisschen kostspieliger und ausgefallener gewesen ist und das Publikum traditionell großen Wert auf allgemeine Aufmerksamkeit legt.
Farbenprächtig und durchgestylt: Das „Casa de Rosé“ ist eine Art Gesamtkunstwerk.
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Bild: Wonge Bergmann
Das „Casa de Rosé“ ist das zweite Restaurant, das Rimonti und Sejfic zusammen betreiben: Im Westend führen sie schon seit knapp vier Jahren das nach einer Mailänder Einkaufsstraße benannte „Via Monte Napoleone“ – ein schicker, elegant-moderner „Edel-Italiener“ mit einem in gedeckten grauen und braunen Tönen gehaltenen Gastraum. Ebenso bis ins Detail durchdacht und geplant ist auch ihr neues Projekt, allerdings liegt der kulinarische Fokus nicht mehr allein auf Italien, sondern auf dem gesamten Mittelmeerraum, auf Tapas, Wein, Cocktails und auf einem „Ambiente von Theaterkulisse und avantgardistischer Lebenslust“, wie sie es auf ihrer Internetseite schreiben.
Rimonti ist Spross der Gastronomen-Familie, die seit mehr als vier Jahrzehnten das „Bistro Salvatore“ am Mainufer betreibt. Und er ist kein Anfänger, er kennt das Geschäft von Kindesbeinen an und hat als Gründer der beiden „Lella Mozzarella“-Restaurants schon Spuren in der Stadt hinterlassen, bevor er die beiden Lokale mit dem in der Immobilienbranche erfahrenen Adnan Sejfic eröffnet hat. Diese Professionalität ist auch im „Casa de Rosé“ von Anfang an zu spüren: Der Service ist ohne Fehl und Tadel, hat die Tische im Blick, denkt an Kleinigkeiten, erfüllt Extrawünsche. Auch die Drinks von der Bar können überzeugen, Eigenkreationen wie der Casa Spritz und der Casa Negroni ebenso wie zum Beispiel der Dry Martini, der zwar nicht auf der Karte steht, aber anstandslos und solide an den Tisch kommt.
Das kulinarische Programm hat dann allerdings mit Tapas im eigentlichen Sinne nicht viel zu tun. Auf der Karte stehen eher Gerichte, die sich unter der Überschrift „internationale Luxus-Bistroküche“ zusammenfassen lassen: Das beginnt bei den Austern (sechs Stück für 37 Euro) und setzt sich über das klassische Rindertatar und das asiatische Thunfisch-Tatar (beide 24 Euro) sowie das vegetarische Auberginen-Tatar (21 Euro) fort und erstreckt sich auch auf Burrata mit Tomaten und Melone sowie Caesar-Salat (beide 18 Euro) und die Bowls, die je nach Wunsch mit Beef Tataki, Lachs oder Tofu serviert werden (24 Euro). Dazu ein Pulled Chicken Burger, Garnelen mit Panko-Panade und Tagliatelle mit Parmesan und Trüffel – alles Speisen, die es heutzutage auch in jedem internationalen Hotel gibt. Überraschen kann die Küche damit nicht, aber die Qualität ist durchweg überzeugend: Die Tatars sind handgeschnitten, die Salate schmeckbar frisch und alles mit präziser Würze und in ordentlichen Proportionen.
Bei den Weinen ist vor allem das Angebot an offenen Tropfen enttäuschend: jeweils vier Schaumweine, Rosés, Weiße und Rote stehen zur Auswahl. Wer mehr will, muss auf die Flaschen-Karte zurückgreifen – und die strotzt nur so vor großen Namen: Roederer, Ruinart, Dreissigacker, von Winning, Ca dei Frati, Miraval, Minuty, Gaja, Ornellaia, Drouhin. Dass das alles seinen Preis hat, ist an einem Platz wie diesem keine Überraschung. Wer am Opernplatz essen, trinken, ausgehen und gesehen werden will, der weiß, worauf er sich einlässt. Und die internationalen Besucher unter den Gästen, die das nicht wissen und von der Farbenpracht angelockt werden, dürften darüber hinwegkommen.
Casa de Rosé Opernplatz 14, Frankfurt,Telefon 0 69/90 02 89 99,Internet www.casaderose.de. Geöffnet sonntags bis mittwochs von 12 bis 24 Uhr, donnerstagsbis samstags bis 1 Uhr.
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