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#Luxuswohnen mit Spionen

Luxuswohnen mit Spionen

Das Gebäude ist eine Be­rühmt­heit, nicht nur in London. Im Regierungsviertel Westminster gelegen, beherbergte es bis in die Sechzigerjahre das War Office, das britische Kriegsministerium. Öffentlich zugänglich war das Gebäude auch später nicht. Hin und wieder diente der Prachtbau allerdings als Kulisse für diverse James-Bond-Filme und jüngst für die Serie The Crown.

Nun öffnet sich das einstige War Office für alle, die sich einen Aufenthalt dort leisten können. Künftig wird der 70 000 Quadratmeter große Komplex ein Hotel mit 125 Zimmern und Suiten, neun Restaurants und Bars, ein Spa sowie diverse Boutiquen beherbergen. Zudem entstehen 85 Apartments zwischen 130 und 279 Quadratmetern, darunter zwei Turmresidenzen mit Blick über die Skyline von London.

Schon seit 2017 werkeln Arbeiter in dem historischen Gebäude. Bauherr ist die indische Hinduja Group, ein Mischkonzern mit jährlich mehreren Milliarden Umsatz, der unter anderem auf dem Finanzmarkt, dem Telekommunikationssektor und in der Ölbranche tätig ist – und weltweit über großen Grundbesitz verfügt. OWO-Partner ist Raffles Hotels & Resorts, eine Marke der französischen Hotelgruppe Accor, die damit sowohl erstmals ein Raffles Hotel in der britischen Hauptstadt betreiben wird als auch ein Wohnprojekt in Europa.

Zukünftig soll in das sanierte und umgebaute Gebäude gediegene Eleganz einziehen.


Zukünftig soll in das sanierte und umgebaute Gebäude gediegene Eleganz einziehen.
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Bild: Grain London

Damit schließt sich das Unternehmen einem Trend an, der sich in den vergangenen Jahren immer häufiger in der Luxushotellerie zeigt: Apartmentanlagen werden an Hotels angebunden, was den Besitzern vollen Hotelservice, aber dauerhaft eigene vier Wände garantiert – und mitunter zusätzlich die Möglichkeit, Einnahmen zu generieren, indem sie ihre Apartments bei Nichtnutzung als Suiten über den Hotelbetrieb vermieten lassen.

Das Projekt kommt zu einem Zeitpunkt, an dem der Trend raus aufs Land geht

Die Hinduja Group selbst ist schon seit Jahren in London aktiv, wo sie zum Beispiel 2006 eine prachtvolle Residenz in bester Lage an der Carlton House Ter­race erwarb, die zuvor der Queen als Zweitwohnsitz gedient hatte. Das 1906 fertiggestellte Old War Office passt in die Sammlung. Entworfen wurde es von dem britischen Architekten William Young und diente einigen der einflussreichsten politischen und militärischen Führungspersönlichkeiten als Arbeitsplatz, darunter den Premierministern David Lloyd George und Winston Churchill. Auch Kriegsminister John Profumo hatte hier seinen Sitz, bis er über sein Verhältnis zu der Tänzerin Christine Keeler inklusive Spionageverdacht zu Fall kam. Die Profumo-Affäre soll Ian Fleming nach seinem Einsatz für den britischen Marinenachrichtendienst zu den James-Bond-Romanen inspiriert haben.

Ein Prachtbau war das War Office schon immer, jedenfalls von außen. Drinnen ging es wenig spektakulär vor allem um Verwaltungsaufgaben.


Ein Prachtbau war das War Office schon immer, jedenfalls von außen. Drinnen ging es wenig spektakulär vor allem um Verwaltungsaufgaben.
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Bild: Imperial War Museum

Ganz einfach gestalteten sich Sanierung und Umbau des historischen Gebäudes nicht: Der Brexit machte die Material­beschaffung zur Herausforderung. Die Corona-Krise führte dazu, dass neue „Schichtmodelle und Abläufe“ eingeführt werden mussten, wie Charlie Walsh, ­Verkaufsleiter der OWO-Residenzen, es formuliert. Der Name OWO für den Gesamtkomplex ergibt sich aus den Anfangsbuchstaben des Old War Office und soll sowohl die Geschichte als auch den Geist des Old War Office wider­spiegeln.

Letztlich aber laufe bis heute alles nach Plan, und die Verantwortlichen gehen davon aus, dass der Um- und Ausbau bis 2022 abgeschlossen sein wird. Der Verkauf der Apartments begann in diesem Juni, und das ganz coronakonform, virtuelle Besichtigungen inklusive. Das Geld allerdings muss real fließen – und nicht zu knapp. Der Einstiegspreis für die „kleinste“ Two Bedroom Residence beträgt rund 6,7 Millionen Euro. Einen konkreten Quadratmeterpreis will Walsh noch nicht nennen, auch weil es keine Standardgrundrisse gebe. Jede Residenz sei einzigartig. Aber er stellt klar, „dass die OWO-Residenzen zu den wertvollsten der Hauptstadt gehören werden“.

Amsstube hinter stattlichen Mauern: Im War Office saß vor allem die Verwaltung.


Amsstube hinter stattlichen Mauern: Im War Office saß vor allem die Verwaltung.
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Bild: Imperial War Museum

Das Angebot kommt allerdings in einer für den Anbieter schwierigen Phase auf den Markt, denn die Pandemie hat nicht nur die Materialbeschaffung und die Arbeitsabläufe beeinflusst. Internationale Käufer waren am Londoner Wohnungsmarkt zuletzt kaum aktiv, zudem gilt weltweit das Landleben als der neue Luxus. Laut Immobilienunternehmen Savills sind in London im April rund 382 Millionen Pfund in Luxusresidenzen mit Kaufpreisen von 5 Millionen Pfund und mehr geflossen. Das sind 60 Prozent weniger als sonst in dieser Jahreszeit üblich. Premiumimmobilien auf dem Land hingegen sind, wie einfache Häuser auch, deutlich teurer geworden. Knight Frank registriert in London zwar eine langsame Erholung bei Edel-Immobilien zu 10 Millionen Pfund und mehr, allerdings entschieden sich nur noch 26 Prozent der Käufer für eine Wohnung. Zum Vergleich: 2017 lag deren Anteil bei 44. Prozent.

Das OWO immerhin bietet Blick auf den rund 23 Hektar großen St. James’s Park. Viele Londoner Sehenswürdigkeiten sind fußläufig zu erreichen, und dann ist da noch die Ausstattung: Das Innere der Apartments spiegelt den klassischen Edwardianischen Stil wider, kombiniert mit modernen Elementen. Die Decken sind bis zu 4,4 Meter hoch, die Fenster bodentief, in einigen der Residenzen befinden sich noch original historische Elemente wie Eichenholzvertäfelungen und Mosaikböden. Für das Interieur zeichnet das bekannte Designbüro 1508 London verantwortlich.

Eine genaue Zielgruppe für den ganzen Luxus gibt es allerdings noch nicht. Laut Sales-Profi Walch rechnet man mit großem Interesse sowohl aus Großbritannien als auch aus Europa und der Welt. „Schließlich“, fügt er hinzu, würden die künftigen Besitzer bei nur 85 Objekten „Teil einer sehr erlesenen Gemeinschaft“.

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