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#Männerausflug endet im Gefängnis

„Männerausflug endet im Gefängnis“

Die Rauchschwaden waren kilometerweit zu sehen. Von der Straße Carrer Berga im Urlaubsort El Arenal zogen sie auf die Bucht von Palma de Mallorca hinaus. Als das Feuer gelöscht war, zeigte sich die Zerstörung: Das Restaurant „Why not Mallorca“ ist ausgebrannt, das Dach ist nur noch eine ­verrußte Metallhalterung, es stinkt nach ­kaltem Rauch, und überall ­hängen Polizei-Absperrbänder.

Für das Feuer am Freitagnachmittag vor zwei Wochen macht die spanische Justiz 13 Deutsche verantwortlich. Die Männer sitzen in Untersuchungshaft. Ihnen wird vorgeworfen, den Brand in gemeinsamer Verantwortung fahrlässig oder vorsätzlich verursacht zu haben. Wenige Stunden zuvor hatten die Touristen in dem Drei-Sterne-Hotel „Whalabeach“ eingecheckt, das an den Brandort angrenzt.

Zeugen berichten, die Männer hätten auf den Balkonen des zweiten und dritten Stocks gefeiert. Wie es zu dem Brand kam, muss noch ermittelt werden. Die Behörden vermuten, dass die Deutschen brennende Zigarettenstummel auf das Schilfdach des Lokals „Why not Mallorca“ warfen. Ihre Zimmer sollen dorthin ausgerichtet gewesen sein. Der Außen­bereich des Lokals wurde zerstört, auch die darunterliegende Bar „Cupido“. Der Schaden liegt im sechsstelligen Bereich, ein Mann und ein Mädchen wurden leicht verletzt.

Verwaltungsangestellte und Feuerwehrmänner unter den Inhaftierten

Wie lange die Untersuchungshaft der Männer aufrechterhalten wird, ist unklar. Im Extremfall dauert sie bis zu einem Urteil; bis dahin können in Spanien bis zu zwei Jahre vergehen. Eine Freilassung auf Kaution schloss ein Richter zunächst aus.

Bei den Festgenommenen handelt es sich um Mitglieder eines Kegelklubs mit dem Namen „Stramm am Tisch“ aus­ ­Münster. Wie die dortige Stadtverwaltung mitteilt, ist ein Verwaltungsmitarbeiter unter den Verdächtigen, genauso wie sechs Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr.

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Matthias Pape kennt die Gruppe. Der Achtundsechzigjährige ist Sprecher der Feuerwehrfreunde Albachten – eines Stadtteils von Münster mit 6500 Einwohnern und dörflichem Charakter. Pape ist wütend. Die Männer würden vorverurteilt. Die Stimmung im Stadtteil sei gedrückt. Pape stören Journalisten, die durch den Ort laufen und „Leute anquatschen“. Es sei klar, „dass die Menschen dichtmachen“. Auf die freiwillige Feuerwehr sind sie hier stolz. Unter den auf Mallorca Inhaftierten seien Helfer, die Keller leer pumpen und zu Unfällen hinausfahren. „Wenn sie Unfug gemacht haben, müssen sie dafür bestraft werden“, sagt Pape. Aber erst einmal müsse die Tat aufgeklärt werden, und bis dahin gelte „im Zweifel für die Beschuldigten“. Die sind fast alle Mitte 20, der Älteste Mitte 40, wie die „Mallorca Zeitung“ schreibt, die eine Frau aus dem Umfeld der Gruppe zitiert. Die Männer seien anständig und rauchten nicht.

Bis zu 20 Jahre Gefängnis möglich?

Maria Alonso zündet sich hingegen mehrmals am Tag eine Zigarette an. Seit 2018 betreibt die 52 Jahre alte Spanierin einen kleinen Supermarkt, der sich direkt gegenüber dem „Whalabeach“ befindet. Immer wieder trat Alonso an jenem Freitag vor ihren Laden, um zu rauchen. Sie beobachtete, wie die Urlauber Bierdosen vom dritten zum zweiten Stock hinunterwarfen – und umgekehrt, einige seien dabei auf die Straße gefallen. Die Hotelgäste hätten getanzt und gegrölt, es lief laute englische Musik. An Partystimmung bei Tag ist Maria Alonso gewöhnt. Ihr Geschäft befindet sich nicht weit entfernt vom sogenannten Ballermann. Wie genau das Feuer entstanden ist, hat sie nicht gesehen; nur dass es vom Dach des Restaurants ausging. Sie sei auf die Straße gelaufen, als sie Explosionen hörte, habe die Feuerwehr gerufen und sich am Strand in Sicherheit gebracht. Das habe sie so auch der Polizei gesagt – die entsprechenden Unterlagen legt Maria Alonso auf ihre Ladentheke.

Schon am Abend nach dem Brand saßen die 13 Mitglieder des Kegelclubs in Arrestzellen eines Polizeireviers. Die zweite Nacht verbrachten sie in Mallorcas einzigem Gefängnis, das sich im Norden der Inselhauptstadt Palma an der Ringautobahn befindet, abgesperrt durch hohe Zäune. In der Haftanstalt treffen die Unter­suchungshäftlinge auf verurteilte Insassen.

Den Deutschen gehe es den Umständen entsprechend gut, sagte Moritz Tauschwitz dem Radiosender Antenne Münster vergangene Woche. Er vertritt mehrere der mutmaßlichen Täter. Die mallorquinische Justiz müsse in den nächsten Tagen entscheiden, ob die vorläufige Haft aufrechterhalten werde. Heiße der Vorwurf Brandstiftung mit konkreter Gefährdung von Personen, liege das Strafmaß bei zehn bis 20 Jahren Gefängnis. Tauschwitz hält das aber für unwahrscheinlich. Geld- und Bewährungsstrafen oder Verfahrenseinstellungen unter Auflagen seien ebenfalls möglich. Außerdem könne nicht jeder der 13 Verdächtigen gleichermaßen verantwortlich gemacht werden. Auf fahrlässige Brandstiftung stehen ein bis drei Jahre Gefängnis.

Ein weiterer Anwalt der Männer hält es nach Angaben der Zeitung „Bild“ für unwahrscheinlich, dass die Münsteraner den Brand ausgelöst haben. Sie hätten keine Sichtverbindung zur Bar gehabt und deshalb vom Balkon aus gar keine Zigarettenstummel auf das Schilfdach der Bar schnippen können. Als es brannte, seien die Deutschen anderen Gästen zur Hilfe geeilt. Text- und Sprachnachrichten an Angehörige stützten das. Ein ihm vorliegendes Video zeige, wie zwei andere Männer auf einem anderen Balkon – mit Blickrichtung zur Brandstelle – stehen. Ent­sprechende Beweisanträge bei der Justiz seien gestellt.

Die Hotelzimmer in Arenal sind zwei Wochen nach dem Brand wieder besetzt. Zwei Jugendliche sitzen im zweiten Stock auf Balkonstühlen, im dritten zieht eine Frau an einer Zigarette. Unten steht die Tür des Restaurants „Why not Mallorca“ offen, obwohl geschlossen ist. Der Besitzer ist vor einer halben Stunde aus Deutschland gekommen, hat sich die Schäden angesehen. Reden möchte er nicht. Seine Lebensgefährtin sagt: „Geben Sie ihm Zeit, vielleicht morgen.“ Sie sperrt zu.

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