Mallorca: Geflügelzucht wegen Verstößen angezeigt

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Die Aufnahmen sind schockierend und ekelerregend. Hühnerkadaver liegen neben lebenden Hennen, Ratten laufen durch die von Exkrementen verdreckte Legebatterien. Nach Angaben der spanischen Tierschutzorganisation Arde stammen sie aus dem größten Geflügelzuchtbetrieb in Mallorca, der mehr als 135.000 Hühner hält. Das mit einem Tierschutzsiegel zertifizierte und von der EU unterstützte Unternehmen liefert seine Eier an Supermarktketten auf der Insel und an Hotels, in denen deutsche Touristen Urlaub machen.
Ein anonymer Informant hatte sich im Frühjahr mit den Bildern und Videos zunächst an die lokale Tierschutzorganisation Satya Animal gewandt, die mit Arde zusammenarbeitet. Die Aufnahmen, die auch der F.A.Z. vorliegen, zeigen in den Ställen Kadaver in fortgeschrittenem Verwesungszustand. Einige von ihnen liegen reglos am Boden, andere wurden in Türen eingeklemmt und zerquetscht. Auch lebende und tote Ratten und ein Igel sind zu sehen.
Ein Zeitraffer-Video gibt zudem Hinweise darauf, dass Hennen möglicherweise sechs Tage im Stall oder länger eingesperrt waren. Sie seien jedoch als Freiland-Hennen deklariert worden, deren Eier zu höheren Preisen verkauft werden. Die entsprechende EU-Verordnung der Europäischen Kommission schreibt vor, dass Hühner in Freilandhaltung den ganzen Tag über ununterbrochenen Zugang zu einem Freiluftbereich haben müssen.
Arde hat Anzeige erstattet
Die Tierschutzorganisation Arde erstatte bei der zuständigen Umweltstaatsanwaltschaft Anzeige gegen die spanischen Betreiber der Geflügelfarm in Llucmajor wegen des Vorwurfs der Gefährdung der öffentlichen Gesundheit und Betrugs. Im vergangenen Jahr hatte das balearische Umweltministerium bereits ein Bußgeld in Höhe von 150.000 Euro verhängt, weil die Betreiber keine behördliche Umweltgenehmigung vorlegen konnten, die für Geflügelfarmen mit mehr als 40.000 Vögeln verpflichtend sind. Zudem wurde der unsachgemäße Umgang mit den Exkrementen moniert. Tausende Anwohner beschwerten sich laut Presseberichten seit langem über den unerträglichen Gestank, der von den auf fast 5000 Quadratmetern deponierten Exkrementen ausging. Es habe deshalb auch eine Fliegenplage gegeben.
Das hinderte die EU jedoch nicht daran, den Betrieb zu fördern. Laut Arde gab es einen Zuschuss von mehr als 380.000 Euro für den Bau einer Eiersortieranlage. Zudem hat der Herstellers die „Welfair“-Zertifizierung für Tierschutz. Die Firma „Avícola Ballester“ besitzt nach eigenen Angaben drei große Farmen mit insgesamt rund 300.000 Hühnern und einer täglichen Produktion von etwa 200.000 Eiern, die in den Hotels auf „große Nachfrage“ stießen. Man setze auf „ethische und tiergerechte“ Haltungsmethoden und beachte die neuesten europäischen Vorgaben.
Unternehmen wollte neue Anlage errichten
In der Nähe von Sineu wollte das Unternehmen eine neue Anlage für 740.000 Hühner errichten. Doch Einwohner hatten gegen die neue Geflügelfarm protestiert, die nur einen Kilometer vom Ortskern entfernt entstehen sollte. Zu Jahresbeginn verhinderte dann die balearische Regionalregierung mit einem Dekret das Projekt. Großanlagen dürfen nur noch maximal 160.000 Vögel halten und müssen einen Mindestabstand zu Wohngebieten einhalten.
Die spanische Tierschutzorganisation Arde wurde im vergangenen Jahr gegründet. Die Vorläufergruppe hatte 2023 über Missstände in einem Schweinezuchtbetrieb in der Nähe von Burgos aufmerksam gemacht; über die „Horrorfarm“ hatte damals auch die ARD berichtet.
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