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#103. Giro d’Italia in Zeiten von Corona

103. Giro d’Italia in Zeiten von Corona

Die 103. Ausgabe des Giro d’Italia hätte ein Doppelfest in Rot-Weiß-Grün und Grün-Weiß-Rot werden sollen. Ungarn und Italien teilen sich die nationale Trikolore, nur sind die Streifen im einen Fall quer, im anderen längs, dazu spiegelverkehrt gereiht. Den Auftakt hätte, am 9. Mai, ein knapp neun Kilometer langes Einzelzeitfahren in Budapest machen sollen, mit Ankunft im pittoresken Budaer Burgviertel. Dann waren zwei Flachetappen von jeweils rund 200 Kilometern Länge geplant: zunächst von Budapest in Richtung Westen nach Györ, schließlich am Nordufer des Plattensees entlang, von Székesfehérvár nach Nagykanizsa. Als hügelige Hindernisse auf den ersten zwei Langetappen wären für das Fahrerfeld allenfalls die korrekte Aussprache der magyarischen Ortsnamen zu bewältigen gewesen.

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Matthias Rüb

Matthias Rüb

Politischer Korrespondent für Italien, den Vatikan, Albanien und Malta mit Sitz in Rom.

Wegen der Pandemie ist aus der Grande Partenza in Ungarn nichts geworden. Stattdessen startet der Giro, der auf den Herbst verschoben werden musste, am 3. Oktober auf Sizilien: mit einem 15 Kilometer langen Einzelzeitfahren von Monreale hinunter in die Hauptstadt Palermo. Und statt eines mehrtägigen Einrollens auf dem Alföld, der ungarischen Tiefebene, mit Massensprints zur Ziellinie, geht es nun schon am dritten Tag zur Bergankunft auf rund 1800 Meter Meereshöhe hinauf zum Vulkan Ätna.

Nach dem Wechsel aufs Festland vom 6. Oktober folgt die Streckenführung im Wesentlichen der ursprünglichen Planung. Für die ausgefallenen Etappen in Ungarn wurden zwei zusätzliche an der Adriaküste und in den Abruzzen hinzugenommen. Zu den 21 Etappen zählen drei kurze und flache Einzelzeitfahren, sechs Flachetappen mit Sprintankünften, sechs Abschnitte durch mittelschweres Gelände sowie sechs Etappen mit Bergankünften, darunter die drei „Königsetappen“ in den Alpen vom 21. bis 24. Oktober, mit Anstiegen unter anderem zum Stilfser Joch (2757 Meter) und zum Colle dell’Agnello (2744 Meter). Die Rundfahrt endet am 25. Oktober in der norditalienischen Region Lombardei, mit einem 15,7 Kilometer langen Einzelzeitfahren von Cernusco sul Naviglio ins Zentrum von Mailand. Mit 3486,5 Kilometern ist der Giro in diesem Jahr sogar länger als die Tour de France, um 2,3 Kilometer.

Sorgen wegen Corona

Doch nicht nur deshalb schielt man in Italien in diesem Jahr besonders nach Frankreich, wo die „Grande Boucle“ früher stattfand als der Giro. Wird es auch in Italien gelingen, wo das aus China eingeschleppte Coronavirus in Europa am frühsten und zunächst auch am schlimmsten gewütet hatte, ein mehrwöchiges Großereignis des Profisports erfolgreich unter Bedingungen der fortdauernden Pandemie abzuhalten?

Zwar ist die epidemiologische Lage in Italien derzeit deutlich besser als in Frankreich oder gar in Spanien, wo am 20. Oktober die Vuelta a España beginnen soll. Doch die Zahl der bestätigten Neuinfektionen steigt auch im Belpaese wieder an, die Sorge vor der unvermeidlichen zweiten Welle der Pandemie wächst.

Auf Sizilien gilt seit Mittwoch für Personen über sechs Jahre die allgemeine Pflicht zum Tragen eines Mund-Nase-Schutzes auch im Freien, sobald man sich einem Menschen nähert, mit dem man nicht im gleichen Haushalt lebt. Wer aus dem Ausland einreist, muss sich auf der Internetseite der Region registrieren oder bei einem Arzt melden. An Häfen und Flughäfen sollen Schnelltests angeboten werden. In der süditalienischen Region Kampanien gilt schon seit vergangener Woche die Maskenpflicht im Freien. In ganz Italien muss der Mund-Nase-Schutz in geschlossenen Räumen, in Geschäften sowie in öffentlichen Verkehrsmitteln getragen werden, auf belebten Plätzen und Straßen gilt allgemeine Maskenpflicht zudem von 18 bis sechs Uhr.

Sagan soll für Spannung sorgen

Damit Spannung und Spaß aber vor lauter Sorge nicht vergessen werden, tritt der slowakische Star Peter Sagan als besonderer Werbeträger für den Giro auf. Der dreimalige Straßenweltmeister und siebenmalige Sieger der Punktewertung bei der Tour de France gibt, im Alter von immerhin 30 Jahren, endlich sein Debüt beim Giro. In vier grandiosen Videospots, gedreht in Mailand, gibt Sagan einen Schneider, einen Sänger, einen Koch und einen Künstler – und vor allem einen Liebhaber Italiens und des Giro.

Bei der Tour de France war Sagan in diesem Jahr leer ausgegangen, als Giro-Teamkapitän von Bora-hansgrohe hat er in seiner „Wahlheimat“ nun Nachholbedarf. Wenn auch nicht mit Blick auf die Gesamtwertung. Da haben, als mutmaßliche Favoriten, ihrerseits etwas gutzumachen: die Briten Geraint Thomas, der bei Ineos für die Tour de France ebenso aussortiert worden war wie sein Landsmann Chris Froome, und Simon Yates (Mitchelton-Scott), der seinen 2018 verpassten (und an Froome verlorenen) Giro-Gesamtsieg nachholen will; der Däne Jakob Fuglsang (Astana), der im Alter von 35 Jahren bei einer Grand Tour endlich aufs Podium klettern möchte; und natürlich Lokalmatador Vincenzo Nibali (Trek-Segafredo), der mit ebenfalls 35 Jahren noch einmal ums „Maglia Rosa“ kämpfen und es womöglich, wie vor fünf Jahren, bis ins Ziel, diesmal in Mailand, bringen will.

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