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#Weitere Stromanbieter vor Preiserhöhung? „So sicher wie das Amen in der Kirche“

Weitere Stromanbieter vor Preiserhöhung? „So sicher wie das Amen in der Kirche“

Stromanbieter kündigen Stromverträge. Andere Anbieter erhöhen die Preise. Die Grundversorger verlangen teils 1 Euro pro Kilowattstunde und mehr. Und es wird wohl so weitergehen, vermutet ein Insider. Wie sollen sich Stromkunden jetzt verhalten?

Stromzähler misst den Stromverbrauch in kWh
Bildquelle: Lisa-S / Shutterstock.com

Wer sich allein um seinen Stromvertrag kümmert, ist in der Regel entweder bei seinem regionalen Grundversorger oder nutzt Plattformen wie Verivox und Check24 zur Wahl seines Stromanbieters. Damit landete man dann in der Vergangenheit unter anderem bei Discount-Anbietern wie Stromio. Doch genau diese haben nun Probleme, ihre Tarife zu halten. Das führt zu Preiserhöhungen bis hin zu Kündigungen der Verträge.

Doch wie verhält man sich als Stromkunde jetzt richtig? Wir haben dazu mit Daniel Engelbarts ein Interview geführt. Engelbarts ist Gründer und Geschäftsführer des Berliner Startups remind.me, das unter anderem einen Strom- und Gaswechselservice anbietet und somit, auch durch die Kontakte zur Energiewirtschaft, ein Brancheninsider. Zudem ist er als Sat.1-Spardetektiv bekannt und kennt viele Spar-Tricks für Verbraucher. Das Interview haben wir in schriftlicher Form geführt.

Warum wird auch Ökostrom teurer?

inside digital: Daniel, du beobachtest mit remind.me den Strommarkt schon seit einigen Jahren. Nachdem sich gefühlt jahrelang nur ein Bruchteil der Deutschen mit ihrem Stromanbieter beschäftigt haben, ist das Thema nun in aller Munde. Was ist passiert?

Daniel Engelbarts: Der Verbrauch von Strom ist in den letzten Monaten angestiegen und vor allem günstige Energieversorger (sogenannte Discounter-Versorger) kaufen den Bedarf an Strom meist tagesaktuell ein. Das hat den Vorteil, bei günstigen Preisen schnell zuschlagen und diese günstigen Preise dann an ihre Kunden weitergegeben zu können. In den letzten Wochen gab es aber nur noch eine Richtung – und zwar steil nach oben. Dieser starke Preisanstieg war für viele Anbieter zu heftig und sorgt aktuell dafür, dass nach und nach Anbieter die Belieferung einstellen (wie Grünwelt oder Stromio) oder Insolvenz anmelden mussten (wie Ottima Energie oder die KEHAG).

inside digital: Auch Strom aus regenerativer Energie wird in gleichem Maße teurer, dabei drehen sich die Windräder weiter und auch die Sonne scheint wie jeden Winter. Wie sind die Preissteigerungen zu erklären?

Engelbarts: Auch hier gilt das gleiche Prinzip: Die großen Energieversorger sichern sich über einen langen Zeitraum Kontingente und können somit auch solche Volatilitäten meist gut abdecken. Die kleineren Anbieter müssen Ökostrom kurzfristig einkaufen, doch diese Preise steigen aktuell an der Strombörse unaufhörlich.

inside digital: Warum ist Strom in Deutschland eigentlich überhaupt so teuer. In unseren Nachbarländern wie Norwegen kostet Strom weitaus weniger.

Engelbarts: Das liegt vor allem daran, dass mehr als dreiviertel des Preises Netzentgelte, Abgaben, Umlagen & Steuern sind. Diese sind in den Nachbarländern um einiges geringer. Selbst wenn der Strom an sich in Deutschland kostenlos wäre, würde man hierzulande immer noch einen sehr hohen Kilowatt-Preis zahlen müssen.

„Kunden haben Recht auf Schadenersatz“

inside digital: Das Aus von Stromio hat mutmaßlich hunderttausende Kunden betroffen, sie sind in der Ersatz- bzw. Grundversorgung gelandet. Dort verlangen die Anbieter teilweise einen Euro pro Kilowattstunde und mehr. Ist das zulässig und wie können sich Verbraucher wehren?

Engelbarts: Grundversorger waren schon immer die teuersten Anbieter, da sie vor allem ja bestimmte zusätzliche Leistungen erbringen, die Discounter-Versorger nicht erbringen müssen. Somit war es eh schon immer ratsam, unbedingt seinen Stromvertrag regelmäßig zu überprüfen oder überprüfen zu lassen. Durch den raschen Preisanstieg in den letzten Wochen erschien manch ein Grundversorger auf einmal sogar recht günstig. Aber genau hier wurden jetzt auch die Preise angepasst! Deshalb liegen diese zum Teil bei über einem Euro pro Kilowattstunde.

Im Falle des Anbieters Stromio haben Kunden bei einem laufenden Vertrag und vor allem, wenn eine Preisgarantie gilt, das Recht auf Schadenersatz, wenn man bei einem neuen Versorger mehr zahlen muss. Dieses Recht ist leider nur sehr theoretisch, da die Anfechtung in der Praxis sehr mühsam und langwierig sein dürfte. Es gibt im Netz aber eine Schlichtungsstelle Energie – sie ist eine neutrale Einrichtung zur Schlichtung von Streitigkeiten zwischen Verbrauchern und Energieversorgern.

inside digital: Die lokalen Stromversorger schimpfen über Billiganbieter wie Stromio. Ist das gerechtfertigt oder ist das nur ein Schimpfen, weil man in der Vergangenheit Kunden verloren hat und nun doch wieder in der Not für sie da sein muss?

Engelbarts: Jein, da Discounter-Versorger durchaus für den Endkunden attraktiv sein können, wenn sie denn vernünftig kalkulieren. Das klappte in der Vergangenheit meistens (bis auf einige wenige schwarze Schafe – Stichwort: BEV), aber bei einem solch‘ starken Preisanstieg wie jetzt schaffen es einige Versorger leider nicht mehr, profitabel einzukaufen. Somit fallen Kunden bei einer Insolvenz in die Grundversorgung, deren Tarife um einiges teurer sind. Logisch, denn auch sie mussten die gestiegenen Preise an ihre Tarife anpassen.

Gibt es noch günstige Stromanbieter?

inside digital: Euer Credo ist, dass man möglichst jährlich seinen Stromanbieter wechselt respektive durch euch wechseln lässt, um zu sparen. Wenn ich bei den üblichen Vergleichsportalen nachschaue, gibt es da aber auch kaum noch Stromanbieter – und schon gar keine günstigen. Was macht ihr anders oder könnt ihr gerade auch keine Einsparungen versprechen?

Daniel Engelbarts, Grunder von remind.me
Daniel Engelbarts, Grunder von remind.me

Engelbarts: Alle Kunden, die bereits seit einigen Wochen bei uns sind, konnten wir noch zu (mittlerweile) sensationell günstigen Preisen wechseln – inklusive Preisgarantie. Ein Hinweis, der mir sehr am Herzen liegt: Wir wechseln nur zu seriösen Anbietern, die nicht sofort in einer Insolvenz abzurutschen drohen.

Kunden, die jetzt zu uns kommen, können wir zumindest im ersten Schritt helfen, „weniger mehr zu zahlen“! Ich habe vor einigen Wochen schon in diversen Interviews und Auftritten dazu aufgerufen, trotz des vermeintlich aktuell günstigen Grundversorgertarifs zu wechseln bzw. wechseln zu lassen. Denn es ist so sicher wie das Amen in der Kirche, dass die Grundversorger auch kräftig ihre Preise erhöhen werden, weil sie gar nicht anders können. Genau das passiert jetzt und beschert allen Verbrauchern extreme Preise.

Wir von remind.me haben aber sehr gute Möglichkeiten, unsere Kunden zu Energieversorgern zu wechseln, auch wenn diese nicht bei Vergleichsportalen gelistet sind. Hier profitieren unsere Kunden also ganz klar von unseren sehr guten Kontakten in die Energiewirtschaft! Ein weiterer Vorteil von remind.me: Im Gegensatz zu unseren Mitbewerbern ist unser Service kostenfrei. Zudem behalten wir die Energieverträge (sowohl für Strom als auch Gas) dauerhaft im Blick und können immer schnellstmöglich im Sinne unserer Kunden und deren Tarife reagieren.

Bleibt der Strom 2022 so teuer?

inside digital: Ein Blick in die Glaskugel 2022: Wie geht es weiter auf dem Markt? Bleiben die Strompreise so hoch oder beruhigt sich das ganze wieder in Richtung Frühling? Oder müssen wir uns auf weiter hohe Preise und noch mehr Stromanbieter-Pleiten einstellen?

Engelbarts: Ich gehe davon aus, dass es sich im Frühjahr ein wenig beruhigen wird, aber wir werden auf Dauer höhere Preise aufgrund der ganzen Klima-Debatte zahlen. Deshalb sollten sich alle Verbraucher in Deutschland regelmäßig mit dem Thema beschäftigen. Oder es in die Hände von Profis geben, die den Markt ständig unter Beobachtung haben. Einfach nur auf den Grundversorger zu vertrauen, wird auf Dauer für viele Verbraucher unbezahlbar sein.

inside digital: Vielen Dank!


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Bildquellen

  • Daniel Engelbarts, Grunder von remind.me: remind.de
  • Stromverbrauch an einem Stromzähler: Lisa-S / Shutterstock.com

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