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#Kreuzigung mit Plünderer

„Kreuzigung mit Plünderer“

Unter dem Titel „Das Mittelalter – Die Kunst des 15. Jahrhunderts“ präsentiert Nürnbergs Germanisches Nationalmuseum mit fünfundzwanzig seiner kostbarsten Objekte eine Vorschau, bis 2024 der seit Jahren baulich generalsanierte Spätmittelalter-Flügel des größten Hauses für Kunst in Deutschland wiedereröffnet wird.

Nach dem Auftakt mit dem silbernen Kopfreliquiar Sankt Zenos tritt man dort an der Stirnwand des ersten Gangs der „Tegernseer Tabula Magna“ entgegen, ei­ner der imposantesten Kreuzigungsdarstellungen des Mittelalters. Sie ist nach ihrem Herkunftsort, dem wichtigsten oberbayerischen Benediktinerkloster Tegernsee, be­nannt. Für einen solch monumentalen Kalvarienberg ist das Bild sehr früh auf etwa 1445 zu datieren; es stammt aus der Münchner Werkstatt Gabriel Anglers. Ein Rechnungsbucheintrag des Klosters nennt ihn 1444 explizit als „Gabrihel malar“. Rund ein Jahr wird er für das vielleicht sogar vor Ort gemalte Riesenwerk benötigt haben.

Auch im Namen kommt das Bild repräsentativ daher: Seit Jahrhunderten wird das auf Fichte gemalte Retabel als „Tabula Magna“ gerühmt. Denn obwohl es sich „nur“ um das Mittelbild des einstigen, dem Patroziniumsheiligen Quirinus ge­weihten Choraltars der Abtei handelt, misst das wandelbare Flügelretabel, dessen Zentrum dieser Kalvarienberg mit fast drei Metern in der Länge und zwei Metern in der Höhe war, in geöffnetem Zustand fast sechs Meter in der Breite. Er war damit der größte Altar des Klosters.

Die Finsternis der Sterbestunde kam erst im Barock dazu

Zum Zeitpunkt des Todes Christi verdunkelt sich der Himmel. In älteren Kreuzigungsdarstellungen verhüllen die leiblichen Personifikationen von Sonne und Mond ihr Antlitz in Trauer und verschleiern so zur neunten Stunde den Himmel. Irritierenderweise hat aber auch das Tegernseer Bild schon 1445 einen sich wie in Sandalenfilmen tiefschwarz verfinsternden Nachthimmel anstelle eines Goldgrunds, wie er zur Entstehungszeit der Monumentaltafel noch die Regel war. Doch wurde der Hochaltar bei der Barockisierung der Klosterkirche im siebzehnten Jahrhundert abgebaut, und wohl in diesem Zusammenhang übermalte man den Goldgrund mit der dramatischen Gewitterlandschaft, die dem theatralischen Zeitgeschmack entsprach.

Was ebenfalls heute fehlt ist das die Tafel oben bekrönende „Gesprenge“ sowie das geschnitzte Schleierwerk, das dem Querformat in der Spätgotik ursprünglich rhythmisierende Kielbögen auflegte. Ausgeblichen oder übermalt sind die je zwei an die Lanzen gehefteten Banner, welche die drei Kreuze einfassen und überhöhen: Kunsttechnologische Untersuchungen haben ergeben, dass sich auf ihnen so merkwürdige „Wappen-Zeichen“ wie ausgerissene Backenzähne oder dreimal der Buchstabe „A“ befand, was im ersten Fall wohl zur Negativcharakterisierung der Kriegsschergen und damit Einbettung des Geschehens in eine Welt des abgrundtief Bösen diente, im Fall der drei Lettern, die optisch sehr dem späteren Signet „AD“ Albrecht Dürers ähneln, vielleicht eine versteckte Kryptosignatur des Malers Anglers im Bild darstellen.

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