Nachhaltige Geldanlage – nur Greenwashing oder wirklich grün?

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Viele Menschen legen Wert auf Nachhaltigkeit – auch bei ihrem Bankkonto – oder wollen ausschließen, dass bestimmte Unternehmen mit ihrem Geld unterstützt werden. „Grüne Banken“ sind dafür eine Anlaufstelle, da sie sich auf die Förderung nachhaltiger oder sozialer Projekte konzentrieren. Doch was genau heißt das? Und wie verlässlich sind die Angaben zu vermeintlich grünen Anlagen?
Immer mehr Menschen legen Wert darauf, ihr Geld in nachhaltige und soziale Projekte zu investieren. Doch wie in vielen anderen Bereichen auch, ist der Markt für nachhaltige Geldanlagen häufig von Greenwashing betroffen. Ein Beispiel dafür ist die Deutsche-Bank-Tochter DWS, gegen die die Staatsanwaltschaft Frankfurt bereits ein Bußgeld in Höhe von 25 Millionen Euro verhängt hat – wegen Greenwashings. Denn der Finanzdienstleister hatte einen Aktienfonds angeboten, der angeblich dem Meeresschutz zugutekommen sollte – den “DWS Concept ESG Blue Economy”. Doch Recherchen hatten ergeben, dass auch ein Kreuzfahrtunternehmen, Coca-Cola und ein Betreiber von fossilen Kraftwerken zu den Profiteuren des Fonds gehörten.
Was bedeutet „nachhaltige Anlage“ konkret?
Die grundlegende Idee des nachhaltigen Bankings besteht darin, aktiv zu entscheiden, in welche Projekte investiert wird und wer Kredite erhält. Durch die richtige Auswahl von Projekten und Unternehmen, kann dabei verantwortungsvolles und ökologisches Wirtschaften gefördert werden. In der Regel beruhen diese Anlageformen darauf, dass bestimmten Projekten oder Unternehmen von Seiten der Banken Kredite gewährt werden – beispielsweise um den Bau von Anlagen zu erneuerbaren Energiegewinnung zu fördern. Wenn dann diese Anlagen laufen, bringen sie Geld ein und die Anleger halten zusätzlich zum investierten Geld auch Teile des Gewinns – so der Idealfall.
Seit Sommer 2022 sind Finanzberater in Deutschland zudem dazu verpflichtet, ihre Kundinnen und Kunden gezielt nach deren Präferenzen in Bezug auf nachhaltige Anlagen zu befragen. Sie dürfen dann nur die Banken, Fonds und Anlageformen empfehlen, die diesen Präferenzen entsprechen.
Ausschluss umwelt- und gesundheitsschädigender Unternehmen
Doch wie erfolgt die Auswahl geeigneter Investitionsobjekte durch die Banken? Dies geschieht auf drei Arten: durch Ausschlusskriterien, Positivkriterien oder Best-in-class-Auswahl. Bei Ersterem wird die Kreditvergabe an Unternehmen aus bestimmten Branchen stark eingeschränkt oder sogar ganz ausgeschlossen. Dazu zählen vor allem Firmen aus der Rüstungsindustrie, fossilen Energien oder Tabakhersteller, die als besonders schädlich für die Umwelt und unsere Gesellschaft gelten. Häufig werden auch Unternehmen aus der Gentechnik oder der industriellen Tierhaltung ausgeschlossen, da ihre Praktiken oft nicht nachhaltig sind und ethische Bedenken aufwerfen.
Auch soziale Aspekte können eine entscheidende Rolle spielen. So schließen einige Banken auch Unternehmen von der Kreditvergabe aus, die in der Vergangenheit negative Schlagzeilen wegen Kinderarbeit oder unethischer Arbeitsbedingungen gemacht haben. Solche sozialen Kriterien sind wichtig, wenn Investitionen nicht nur finanziell rentabel, sondern auch moralisch vertretbar sein sollen. Diese Herangehensweise stellt sicher, dass nur solche Unternehmen unterstützt werden, die sich aktiv für soziale Verantwortung und ökologische Nachhaltigkeit einsetzen.
Förderung nachhaltiger Firmen
Nachhaltige Anlageformen mit Positivkriterien gehen den entgegengesetzten Weg: Hier erhalten Unternehmen aus Branchen mit klaren Nachhaltigkeitszielen, wie beispielsweise dem Bereich erneuerbare Energien oder sozialen Wohnungsbauprojekten, Kredite. Diese Firmen werden gezielt gefördert, da sie aktiv zur Lösung von Umwelt- und Gesellschaftsproblemen beitragen. Teils bekommen sie die Kredite auch zu günstigeren Konditionen – ein zusätzlicher Anreiz für Investitionen in nachhaltige Projekte. Dabei legt jede Bank selbst ihre Förderungskriterien fest. Diese Anforderungen können von Bank zu Bank variieren – einige Banken konzentrieren sich beispielsweise stärker auf Umweltaspekte, andere auf soziale Gerechtigkeit.
Einen anderen Weg gehen Banken bei der Best-in-Class-Auswahl: Hier werden die Unternehmen oder Projekte bevorzugt, die sich stärker als andere ihrer Branche für umweltfreundliche und sozial verantwortliche Maßnahmen einsetzen -man unterstützt gewissermaßen die jeweiligen Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit. Das bedeutet, dass sowohl das sozialste Solarenergieunternehmen als auch der ökologischste Tabakkonzern in Betracht gezogen werden können. Die Idee dahinter ist, dass durch die Förderung der besten Akteure innerhalb eines Bereichs ein positiver Wettbewerb angeregt wird, der den Wandel der gesamten Branche beschleunigt.

„Grünste Banken“ laut Stiftung Warentest
Aber wie „grün“ sind solche nachhaltigen anlagen wirklich? Um das zu überprüfen, hat die Stiftung Warentest vor kurzem 15 Kreditinstitute getestet und bewertet. Die Banken mussten dabei mindestens fünf spezifische Kriterien erfüllen: Ein Kriterium war die klare Rolle von Nachhaltigkeit, und die bevorzugte Vergabe von Krediten an soziale sowie ökologische Projekte. Darüber hinaus wurde geprüft, ob die Banken Kredite an Unternehmen und Anlagen in Firmen ausschließen, die ihr Geld mit Kohle, Atomkraft, Tabak oder „konventionellen geächteten Massenvernichtungswaffen“ verdienen.
Eine Toleranzgrenze von zehn Prozent für den Umsatz der Bank bei fossilen Energien wurde akzeptiert. Außerdem durften die Unternehmen auch nicht durch Kritik im Bereich der Menschen- und Arbeitsrechte negativ aufgefallen sein. Laut der Analyse von Stiftung Warentest waren die Top drei Kreditinstitute die GLS Bank, die KD-Bank und die Umweltbank. Allerdings: „Die Institute mit ethisch-ökologischem Anspruch haben wenige oder keine Filialen. Sparerinnen und Sparer sind daher in der Regel auf Internet, Telefon oder Post angewiesen“, heißt es bei der Stiftung Warentest.
Werden Banken in Bezug auf Greenwashing überwacht?
Die deutsche Bundesanstalt für Finanzdienstleistungs-Aufsicht (BaFin) überwacht Banken darauf, ob sie bloßes Greenwashing betreiben. Aus gutem Grund: „Greenwashing ist gefährlich“, betont BaFin-Exekutivdirektor Rupert Schaefer. Denn es zerstöre das Vertrauen in den Markt für nachhaltige Investitionen und schade Anlegerinnen und Anlegern. „Anlegerinnen und Anleger müssen Investitionsentscheidungen treffen können, die ihren Nachhaltigkeitspräferenzen entsprechen. Dafür benötigen sie vollständige und verständliche Informationen. Sie müssen vor Irreführung geschützt und fair beraten werden“, so Schaefer weiter.
Deshalb überwacht die Finanzaufsicht beispielsweise, ob beaufsichtigte Institute ihre Offenlegungspflichten gemäß den EU-Verordnungen erfüllen und ob ihre Marketing- und Werbebotschaften diesen Informationen widersprechen. Dies soll verhindern, dass vollmundige Werbeversprechend gemacht werden, durch die Anleger getäuscht werden.
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