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#„Natürlich treibt der Klimaschutz die Immobilienpreise“

„Natürlich treibt der Klimaschutz die Immobilienpreise“

Herr Walberg, Deutschland soll bis 2045 klimaneutral werden. Was sagen Sie als Ingenieur und Architekt: Wird das mit Blick auf die Immobilienbranche klappen?

Es kann funktionieren. Allerdings wird das dafür notwendige Kapital derzeit unterschätzt. Die Forschungsabteilung der Bundesförderbank KfW geht davon aus, dass Investitionen von circa fünf Billionen Euro nötig sind, um Deutschland bis zum Jahr 2050 über alle Sektoren hinweg klimaneutral zu machen. Das ist viel zu niedrig kalkuliert. Für den Gebäudesektor beziffert die KfW beispielsweise „nur“ 636 Milliarden Euro. Nötig werden aber mindestens zwei Billionen Euro, wahrscheinlich eher vier Billionen. Deshalb müssen wir Schluss machen mit den Methoden der Vergangenheit.

Was meinen Sie damit?

Wir versuchen, die Gebäude krampfhaft auf einen niedrigen Energiestandard zu bringen. Dieser alte Effizienzgedanke ist prinzipiell nicht falsch, aber der Aufwand, einen so großen Teil der Gebäude in Deutschland effizienter zu machen, ist schlichtweg nicht zu leisten. Wir untersuchen seit Jahren mit der Landesregierung den Erfolg von Modernisierungen, und der Grenznutzen wird schon jetzt immer kleiner.

Der Energiebedarf eines Hauses und seine Wärmedämmung werden in Effizienzklassen angegeben. Vom Altbau bis zum Passivhaus, welche Effizienzklasse macht Sinn?

Alles unter dem Effizienzhaus 70 ist unwirtschaftlich.

Warum?

Es geht doch darum, wie viel Energie ein Mensch verbraucht, der in dem Gebäude wohnt. Und unterhalb des Effizienzhauses 70 ist der Effekt kaum noch messbar, wenn ich die energetischen Standards weiter erhöhe. Wer in einem Effizienzhaus 40 wohnt, wird in der Regel nicht entscheidend weniger Energie verbrauchen als jemand in einem Effizienzhaus 70.

Dipl.-Ing.Architekt Dietmar Walberg


Dipl.-Ing.Architekt Dietmar Walberg
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Bild: ARGE

Also wäre der Gebäudesektor selbst dann noch nicht klimaneutral, wenn wir alle in einem Passivhaus leben würden.

Ja, das ist genau der große Irrtum! Ein Gebäude lässt sich einfach nicht auf null Energieverbrauch runterbringen! Auch in einem Passivhaus beträgt der Energieverbrauch nicht null. Wie bei allen anderen Gebäuden auch besteht Bedarf an Heizwärme. Theoretisch sollen es höchstens 15 Kilowattstunden pro Quadratmeter in einem Jahr sein, in Wahrheit sind es meist 30 bis 40 Kilowattstunden. Außerdem muss das Wasser erwärmt werden, Sie möchten ja auch baden, duschen und kochen.

Und wie werden wir nun klimaneutral?

Den Energieverbrauch bekommen Sie nicht vollständig weg. Und auch das Einsparpotential wird tendenziell überschätzt. Die Schlüsselaufgabe ist es, die Energie aus grünen Quellen zu beziehen. Wir brauchen genug Energie aus dekarbonisierten Quellen, erst dann erreichen wir Klimaneutralität. Deshalb ist es einfach unsinnig, die Anforderungen an die Gebäude immer höherzuschrauben, das ist einfach eine Fehlallokation.

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Wir brauchen also vor allem mehr grünen Strom?

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