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#Nawalnyjs Beerdigung: Menge in Moskau ruft „Nein zum Krieg!“

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Bei der Trauerfeier für den toten Oppositionellen Alexej Nawalnyj in Moskau protestieren die Menschen gegen Putin und den Krieg. Mehr als 45 sollen bislang im ganzen Land festgenommen worden sein.

Viele Menschen haben die Verabschiedung vom Kreml-Kritiker Alexej Nawalnyj am Freitag in Moskau genutzt, um offen gegen Präsident Wladimir Putin zu protestieren. „Russland ohne Putin!“, „Putin ist ein Mörder!“, „Russland wird frei sein!“ und „Nein zum Krieg!“ skandierten Menschen im Chor, wie Reporter der Deutschen Presse-Agentur am Freitag berichteten. Sie sprachen angesichts des Großaufgebots an Uniformierten der Sonderpolizei Omon von einer angespannten Atmosphäre. Wie die Nichtregierungsorganisation OWD-Info am späten Nachmittag vermeldete, wurden am Freitag landesweit mehr als 45 Menschen im Zusammenhang mit den Trauerbekundungen festgenommen, die meisten davon in Nowosibirsk. Sechs Menschen wurden demnach in Moskau festgenommen.

Nawalnyjs Team zeigte in einem Livestream auf Youtube Tausende Menschen, die hinter Absperrungen aus Metallgittern auch „Nawalnyj, Nawalnyj, Nawalnyj“ riefen. Sie skandierten: „Wir vergessen nicht. Wir vergeben nicht“. Die Mitarbeiter Nawalnys riefen die Menschen auf, Ruhe zu bewahren.

Angehörige des Oppositionellen hatten am offenen Sarg mit dem toten Kremlgegner Abschied von dem 47 Jahre alten Oppositionellen genommen. Sein Team, das wegen drohender Festnahme im Ausland ist, rang mit den Tränen, als Nawalnys Angehörige den Leichnam küssten. Ein Orchester spielte Trauermusik. Gespielt wurde das Lied „My way“. Die Leiche wurde mit einem Tuch abgedeckt, bevor der Sarg verschlossen und in die Erde gelassen wurde. Tausende Menschen waren auf dem Weg zum Friedhof, um sich von Nawalny zu verabschieden.

Angehörige nehmen am Freitag in Moskau Abschied vom aufgebahrten Alexej Nawalnyj



Bilderstrecke



Alexej Nawalnyj
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Die Beerdigung des Kreml-Kritikers in Bildern

Die Witwe Julia Nawalnaja, die Tochter Darja und der Sohn Sachar nahmen nicht an der Trauerfeier teil, weil sie für ihre eigene Sicherheit im Ausland sind. Nawalnyjs Frau hatte den russischen Präsidenten Wladimir Putin des Mordes an ihrem Mann bezichtigt. Sie würde damit eine Festnahme riskieren in Russland. Auch Nawalnyjs Team ist nicht im Land, weil seine Mitarbeiter, die als Extremisten gelten, ebenfalls sofort festgenommen würden.

Die Angehörigen des vor zwei Wochen gestorbenen Kremlgegners hatten den Leichnam am Morgen in der Leichenhalle in Moskau mit Verzögerung für die Beerdigung erhalten. Sie seien um 10.00 Uhr dort gewesen, aber hätten den Leichnam erst nicht und dann mit Verspätung bekommen, teilte Nawalnyjs Team am Freitag mit.

Trotz eines Großaufgebots von Polizei und Sicherheitskräften hatten sich schon Stunden vor der Beerdigung Tausende Menschen versammelt. Viele trugen Blumen in den Händen.

Beispiellose Drohkulisse

Unter den Versammelten waren auch Botschafter westlicher Nationen. Ein Bild zeigt unter anderem Alexander Graf Lambsdorff (Deutschland), Pierre Levy (Frankreich) und Lynne Tracy (USA).

Russlands Machtapparat hat vor der an diesem Freitag geplanten Beerdigung des Kremlgegners Alexej Nawalnyj an der Kirche und am Friedhof eine für die Trauernden beispiellose Drohkulisse aufgebaut. Metallgitter wurden weiträumig aufgestellt, Dutzende Einsatzfahrzeuge mit Uniformierten bezogen schon am frühen Morgen Stellung, Uniformierte überprüften Dokumente und persönliche Gegenstände von Passanten, wie russische Medien meldeten. Auch das mobile Internet sei runtergeregelt worden. An der Kirche hing den Berichten zufolge eine Aufforderung, nicht zu filmen oder zu fotografieren. Die Zeitung „Bild“ berichtet, dass auf den Dächern rund um die Kirche bewaffnete Polizisten Stellung bezogen hätten.

Nawalnyj, der als wichtigster Gegner von Kremlchef Wladimir Putin galt, versetzt den Machtapparat Beobachtern zufolge auch nach seinem Tod in höchste Anspannung. Schon zuletzt hatten starke Sicherheitskräfte Hunderte Trauernde beim Niederlegen von Blumen festgenommen. Putins Behörden befürchten, dass Anhänger des vor zwei Wochen im Straflager gestorbenen Nawalnyj protestieren könnten. Putin will sich in zwei Wochen bei einer Wahl im Amt als Präsident bestätigen lassen. Unterstützer, Angehörige Nawalnyjs und Menschenrechtler werfen Putin vor, den russischen Oppositionsführer in Haft gezielt getötet zu haben. Der Kreml weist das zurück.

„Kommen Sie, um Alexej Nawalnyj auf seinem letzten Weg zu begleiten, wenn Sie in Moskau sind. Es werden Ihnen alle danken, die aus verschiedenen Gründen nicht dort sein können“, sagte der Oppositionelle Leonid Wolkow, der selbst im Exil lebt und ein enger Vertrauter des Kremlgegners war. Nawalnyjs Team will die Beerdigung live im Internet begleiten.

Nawalnyj starb am 16. Februar nach Behördenangaben im Straflager mit dem inoffiziellen Namen „Polarwolf“ in der sibirischen Arktisregion Jamal im Alter von 47 Jahren. Die Umstände seines Todes sind nicht geklärt. Der durch den Giftanschlag und wiederholte Einzelhaft im Lager geschwächte Politiker soll bei einem Rundgang auf dem eisigen Gefängnishof zusammengebrochen und trotz Wiederbelebungsversuchen gestorben sein. Nach Angaben von Nawalnyjs Team ist im Totenschein von „natürlichen“ Ursachen die Rede.

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