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#Wie leben Juden in Deutschland mit dem Hass?

Wie leben Juden in Deutschland mit dem Hass?

Viele Juden in Deutschland fühlen sich bedroht. Vor Kindergärten stehen Sicherheitsleute, Schulgebäude sind mit Panzerglas gesichert. Synagogen haben verstärkte Türen. In immer mehr Städten und Dörfern trauen sich Juden nicht, die Kippa offen zu tragen, ihren Glauben zu zeigen, und sei es auch nur mit einer Halskette. Der Davidstern wird unter dem T-Shirt versteckt. Eltern haben Furcht, ihre Kinder allein auf den Sportplatz gehen zu lassen. Etwa die Hälfte der Juden in Deutschland hat laut einer Umfrage schon darüber nachgedacht, das Land zu verlassen.

Philip Eppelsheim

Redakteur in der Politik der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Morten Freidel

Redakteur in der Politik der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung

Denn die Juden fühlen sich nicht nur bedroht, sie sind es auch. Offener Antisemitismus findet mitten auf der Straße statt. Es sind Rechte, Verschwörungstheoretiker, Linke und in den vergangenen Tagen vor allem Muslime, die gegen Juden hetzen. Laut einer Studie des Jüdischen Weltkongresses hat jeder Vierte in Deutschland antisemitische Gedanken.

Jeden Tag kommt es in Berlin, so ergab eine Auswertung der „Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Berlin“, zu knapp drei antisemitischen Vorfällen. Der Hass ist für Juden Alltag – und mit Verunsicherung, Furcht und Angst sehen sie, dass er immer unverhohlener und aggressiver auf die Straße getragen wird, wie etwa am vergangenen Wochenende. Ein antisemitischer Mob brüllte in mehreren Städten seine Parolen und verbrannte Israel-Flaggen.

Der Anschlag in Halle war eine Zäsur für viele Juden in Deutschland

Nina Peretz sitzt im Vorstand der Synagoge am Fraenkelufer in Berlin. Sie sagt, noch vor kurzer Zeit wäre es ihr nicht eingefallen, über das Thema Antisemitismus in Deutschland mit einer Zeitung zu sprechen. Sie sei keine Expertin für Antisemitismus, sondern einfach nur Jüdin und übe ihre Religion aus. Vor kurzer Zeit, das bedeutet „vor Halle“. Im Oktober 2019 hatte dort ein Rechtsextremist versucht, mit mehreren Waffen und Sprengsätzen eine Synagoge zu stürmen. Er ermordete zwei Menschen und nur nicht Dutzende mehr, weil die Tür der Synagoge seinen Angriffen standhielt. Halle sei eine Zäsur gewesen, sagt Peretz. Es sei die Erkenntnis: Wir sind wieder bedroht. Das merkte sie auch in der vergangenen Woche.

Viele der Gemeindemitglieder, erzählt Peretz, wohnten in Kreuzberg oder Neukölln. Das Zusammenleben in den Vierteln sei harmonisch. Man esse gemeinsam mit Arabern in denselben Restaurants dieselben Speisen. Doch jetzt klebten plötzlich Aufkleber an den Hauseingängen, auf denen zu Demonstrationen gegen Israel aufgerufen werde. Einige Juden flüchteten deshalb am Wochenende aus der Stadt. „Es ist das erste Mal, dass ich von Leuten gefragt werde: Gehen wir wirklich in die Synagoge? Findet das Gebet wirklich statt?“ Peretz erzählt, dass sie vor einigen Tagen sah, wie ein Mann die Faust hob und in Richtung Synagoge schrie: „Free free pales­tine!“ Leute, die nur zufällig in der Nähe standen, skandierten daraufhin spontan mit. Peretz wurde es unheimlich.

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