#Neue Affenart in Myanmar entdeckt
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„Neue Affenart in Myanmar entdeckt
“
In den Wäldern Südostasiens lebt die artenreichste Gattung der Schlank- und Stummelaffen, die Haubenlanguren. Um die Evolutionsgeschichte und die Verwandtschaftsbeziehungen dieser Affengruppe zu rekonstruieren, haben Forscher nun das Erbgut aus zahlreichen Kotproben sowie aus Museumsexemplaren analysiert. Dabei stießen sie auf eine bislang nicht beschriebene neue Art: den Popa-Langur. Er lebt in Zentral-Myanmar und unterscheidet sich nicht nur genetisch, sondern auch in Fellfarbe, Schwanzlänge und Schädelgröße von verwandten Arten. Durch den Verlust von Lebensraum sowie illegale Bejagung ist der Popa-Langur stark vom Aussterben bedroht.
Haubenlanguren leben in den tropischen Regenwäldern und offenen Gebirgswäldern Südostasiens. Die schmal gebauten Affen mit langem Schwanz werden je nach Art etwa 40 bis 80 Zentimeter groß und erreichen ein Gewicht von 5 bis 15 Kilogramm. Bislang sind 20 Arten von Haubenlanguren anerkannt, die sich auf vier Gruppen aufteilen: die Pileatus-Gruppe, die Francoisi-Gruppe, die Cristatus-Gruppe und die Obscurus-Gruppe. Eine der am weitesten verbreiteten und gleichzeitig am wenigsten untersuchten Arten ist der Phayre-Brillenlangur (Trachypithecus phayrei), ein Mitglied der Obscurus-Gruppe.
DNA aus Kotproben und Museumsexemplaren
Ein Team um Christian Roos vom Deutschen Primatenzentrum (DPZ) in Göttingen und Frank Momberg von Fauna & Flora International (FFI) hat nun die Evolutionsgeschichte und die Verwandtschaftsbeziehungen der Haubenlanguren untersucht. Dazu sammelten die Forscher Kotproben verschiedener Arten der Gattung in freier Wildbahn und in Zoos und griffen außerdem auf Gewebeproben von Museumsexemplaren zurück. Die DNA, die sie aus diesen Proben gewannen, half ihnen nicht nur, den Stammbaum der Haubenlanguren zu rekonstruieren – sie enthüllte auch eine neue Art.
Bislang ging man davon aus, dass der Phayre-Brillenlangur zwei Unterarten hätte, Trachypithecus phayrei phayrei und Trachypithecus phayrei shanicus. Die Analysen der Forscher zeigten zum einen, dass es sich bei diesen vermeintlichen Unterarten um eigenständige Arten handelt, die sich genetisch vor etwa einer Million Jahre getrennt haben. Zum anderen identifizierten die Forscher eine neue Art, die sie Trachypithecus popa, Popa-Langur, tauften. Der Name leitet sich von dem in Myanmar heiligen Berg Popa ab. Hier lebt die mit etwa 100 Tieren größte Population der neu entdeckten Affenart.
Genetische und morphologische Unterschiede
„Die genetischen und morphologischen Analysen von Museumspräparaten, die vor mehr als 100 Jahren für das Londoner Naturkundemuseum gesammelt wurden, haben letztlich zu der Beschreibung dieser neuen Art geführt, welches auch durch die Kotproben bestätigt wurde, die das Forscherteam von FFI in Myanmar gesammelt hat“, erzählt Christian Roos. Im Vergleich zu den nah verwandten Langurenarten, die vormals als Phayre-Brillenlangur zusammengefasst wurden, hat der Popa-Langur größere Zähne und einen etwas längeren Schädel. Außerdem haben die Popa-Männchen längere Schwänze als Trachypithecus phayrei phayrei, und das Fell am Kopf wächst bei allen drei Arten unterschiedlich.
Verbreitet ist der Popa-Langur in der zentralen Trockenregion zwischen zwei großen Flüssen in Myanmar bis in die Ausläufer eines mit Regenwald bewachsenen Gebirges. Nach Schätzungen der Forscher umfasst die Art nur noch 200 bis 250 Tiere, die in vier isolierten Populationen leben. „Gerade erst beschrieben, aber leider schon wieder fast verschwunden“, sagt Frank Momberg. „Es müssen dringend Maßnahmen ergriffen werden, um diese Art vor der Ausrottung zu retten.“
Vom Aussterben bedroht
Gefährdet ist der Popa-Langur zum einen, weil sein Lebensraum Jahr für Jahr kleiner wird. Der Regenwald wird abgeholzt, es werden neue Straßen gebaut und Palmölplantagen angelegt. Zum anderen werden die Languren in Myanmar gejagt – unter anderem, weil Teile von ihnen in der traditionellen Medizin als Heilmittel gelten. Die Forscher fordern nun, dass die neu entdeckte Art in die Rote Liste gefährdeter Tierarten aufgenommen und zukünftig besser geschützt wird, etwa, indem bestehende Gesetze in Myanmar stärker durchgesetzt und neue Schutzgebiete geschaffen werden.
„Arten neu beschreiben ist wichtig, um die Biodiversität auf dem Planeten zu beschreiben“, sagt Roos in einem Video zur neu entdeckten Art. „Wir müssen wissen, was alles hier rumläuft, und nur dann können wir das schützen. Gerade angesichts des aktuellen Verlusts an Biodiversität ist es auf der einen Seite schön, eine neue Art zu beschreiben. Auf der anderen Seite, wenn man sieht, dass die Art schon stark bedroht ist mit maximal 250 Tieren, muss man sofort auch Maßnahmen ergreifen, um diese Art vor dem Aussterben zu retten. Das versuchen wir jetzt mit unserem Kooperationspartner Fauna & Flora International umzusetzen.“
Quelle: Christian Roos (Leibniz-Institut für Primatenforschung, Göttingen) et al., Zoological Research, doi: 10.24272/j.issn.2095-8137.2020.254
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