#Der 400. Geburtstag Heinrich Roths wird in Dillingen gefeiert
Inhaltsverzeichnis
Der Dillinger Jesuit war ein bedeutender Sanskritforscher. Für ihn gab es jetzt mit dreijähriger Verspätung einen noblen Festakt in seiner Heimatstadt.
Dem Wissenschaftler Roth war die anschließende Matinee im Franziskanerinnen-Provinzialat gewidmet. Namens der Stadt hieß Oberbürgermeister Frank Kunz deren Teilnehmer und Teilnehmerinnen willkommen – sie füllten den Albertus-Magnus-Saal bis auf den letzten Platz – und dankte allen, die die Veranstaltung vorbereitet hatten.
In Dillingen wird Heinrich Roths Geburtstag nachgefeiert
Im Mittelpunkt des Programms stand der Vortrag des Indologen Prof. Johannes Schneider von der LMU München, der „Einblicke in Heinrich Roths Sanskritforschung“ vermittelte: Indiens Sprachen in den unterschiedlichen Landesteilen und Gesellschaftsschichten waren und sind von größter Vielfalt. Doch ähnlich dem Latein in Europa gab es mit dem Sanskrit auch eine übergreifende Kult- und Bildungssprache, in der die christlichen Glaubensboten das geeignetste Medium erkannten, um mit indischen Eliten ins Gespräch zu kommen. Roth lernte Sanskrit bei einem Brahmanen, den er dank seiner Medizinkenntnisse hatte heilen können.
Damit künftige Missionare nicht auf je eigene Sprachlehrer angewiesen blieben, ging Roth als erster Abendländer daran, eine Sanskritgrammatik zu verfassen; jedoch nicht einfach nach gebräuchlicher europäischer Art, sondern indem er die alte indische Grammatiktradition aufgriff und in sein Werk einarbeitete. Wie in einem Baukasten enthält es 160 Regeln, jeweils mit kommentierenden Sanskrit-Zitaten, und präsentiert auf diese Weise nicht nur Ergebnisse der indischen Linguistik, sondern macht auch deren Verfahrensweise nachvollziehbar. Nimmt man die weiteren erhaltenen Zeugnisse von Roths wissenschaftlicher Tätigkeit hinzu, so ist unschwer sein tieferes Anliegen zu erkennen, den Europäern die indische Geisteswelt und Religiosität – ihren Monismus jenseits der bunten Göttermythen – zu erschließen. Dass die Ordensleitung die Drucklegung der Roth’schen Manuskripte verweigerte, die nur durch glücklichen Zufall überhaupt erhalten sind, muss als wissenschaftliche Tragödie gelten: Die geistigen Reichtümer Indiens blieben so dem Abendland für über ein Jahrhundert verschlossen; mit dem Schlüssel, den Roth in der Hand hatte, wären sie bereits im 17. Jahrhundert zugänglich geworden.
Heinrich Roths Geburtshaus in Dillingen wird ebenfalls dargestellt
Im zweiten Teil der Matinee stellte Prof. Claudia Wiener als Mitherausgeberin den Band „Ein Dillinger in Indien. P. Heinrich Roth SJ (1620-1668)“, zugleich das 121. Jahrbuch des Historischen Vereins Dillingen, vor. Es versammelt Beiträge zu Themen der 2020 vorgesehenen, aber damals entfallenen Tagung und bringt Editionen von Schriften aus Roths Zeit, von ihm selbst und über ihn. Es informiert über (weitere) „Jesuitenmissionare im frühneuzeitlichen Indien“ und ihre Funktion als Multiplikatoren für die außereuropäische Mission, über den Einsatz von Musik in ihrer Arbeit und über „Grundstrukturen des Hinduismus“. Von Roth als „Missionar und Sanskritist“ erhält man ein detailliertes Lebensbild. Der Blick des Linguisten legt offen, wie tiefschürfend und innovativ Roth das Sanskrit erforscht hat.
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Drei Beiträge befassen sich einerseits mit dem seinerzeit bekannten „Landweg nach China“ und zum andern mit Roths eigenen Erkundungen und Reisen nach Asien und von dort zurück. Das nicht zufällig am reichsten bebilderte Kapitel belegt, wie die Texte Roths und die malerischen Darstellungen seines zeitweiligen Begleiters Johannes Grueber SJ als „begehrte Quelle für Athanasius Kirchers ‚China illustrata‘ wie publizierte Reiseberichte ihrer Zeit“ dienten. Die Brücke in die Dillinger Gegenwart schlägt eine ausführliche Darstellung von Roths Geburtshaus („Obere Apotheke“) und seiner Geschichte.
Mehrfache Danksagungen an die Persönlichkeiten, die sich „mit Herzblut“ für Heinrich Roth und sein Jubiläum eingesetzt hatten, beschlossen den noblen Festakt.
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