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#„Neue Musik sollte beim Streaming besser vergütet werden als alte Hits“

„Neue Musik sollte beim Streaming besser vergütet werden als alte Hits“

Die Musikindustrie steht nicht im Ruf, ein langweiliges Arbeitsfeld zu sein. Gegen etwas weniger Trubel hätte Petra Husemann-Renner aber rückblickend wohl nichts einzuwenden gehabt: „Motor war von fast allen Turbulenzen, die der Musikmarkt in den letzten gut 25 Jahren erlebt hat, stark betroffen. Wir mussten immer kreativ sein, um zu bestehen.“

Die 57 Jahre alte Branchenveteranin führt mit Motor Entertainment einen bekannten Namen in der deutschen Szene. Im Vergleich zu einst heute ein eher kleiner Player, ist Motor hierzulande jedoch ein Pionier des Artist & Label-Service-Modells, das mit dem Wegfall vieler Hürden aus der Zeit vor dem Streaming bei Vertrieb oder Vermarktung immer gefragter wird.

„Wir kennen unsere finanziellen Grenzen“

In den Anfängen von Motor waren digitale Formate noch kein Thema. Alternative Vermarktungswege zu Radio oder Fernsehen funktionierten aber auch damals. Techno-Künstler wie etwa Westbam hätten fleißig Adressen gesammelt, um Fans direkt zu erreichen, sagt Husemann-Renner. Nach einigen Jahren bei Polydor entstand 1994 innerhalb des Polygram-Konzerns das eigene Label Motor Music unter der Leitung von Tim Renner, ihrem Mann. Für Polydor hatte er zuvor Rammstein oder Element of Crime entdeckt.

Petra Husemann-Renner


Petra Husemann-Renner
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Bild: Privat

Der erste große Umbruch folgte vier Jahre später in Form der Fusion von Polygram und Universal – die Basis für den heute weltgrößten Musikkonzern Universal Music Group. „Nach dem Zusammenschluss mit Universal mussten wir etwa den Dance-Bereich abgeben, aber dafür bekamen wir beispielsweise die Kooperation mit Interscope zugeteilt“, sagt Husemann-Renner. „Da haben wir in Deutschland einige Acts wie Nelly Furtado oder die Bloodhound Gang gut positioniert, die in den USA nie so recht liefen.“ Nachdem Tim Renner zum Universal-Deutschlandchef ernannt worden war, leitete sie das Label. Doch die Zeiten wurden härter. „Meiner Tochter wurde damals schon mal in der Schule vom Lehrer gesagt: Brenn doch einfach die CD mit den Lernprogrammen. Diese Mentalität war zusehends verbreitet und stellte die Branche vor ein riesiges Problem, das durch Napster und illegale Downloads noch verschärft wurde.“

Umdenken als Indie-Label

Der Aufbau einer legalen Konkurrenz zu Napster sei leider vernachlässigt worden. „Letztlich wurde vor allem mit Sparmaßnahmen auf die Krise reagiert, unter anderem sollten wir nur noch mit einem stark begrenzten nationalen Repertoire arbeiten.“ Nach vielen guten Jahren sei ihnen die Lust an der Arbeit in einem Konzern vergangen. „Dass Tim als Deutschland-Chef das Handtuch warf, war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.“ Im April 2004 war Schluss bei Universal, zwei Monate später wurde das neue Unternehmen gegründet.

Acht Mitarbeiter hat Motor heute. Der Umsatz liegt im hohen sechsstelligen Bereich, die drei Säulen Verlagssparte, Label-Dienstleistungen und Management tragen jeweils rund ein Drittel bei. Motor managt beispielsweise Max Raabe, und anfangs lockte das neue Motor-Konzept auch Marius Müller-Westernhagen an. Für Veröffentlichungen wählen die großen Namen heute jedoch andere Partner: „Das Servicemodell bieten ja längst auch Player wie BMG, Believe oder die Majors mit ihren Sparten an“, sagt Husemann-Renner. „Wir kennen unsere finanziellen Grenzen, sind aber weiterhin gefragt, denn die Bandbreite an Künstlern ist ja groß. Alice Phoebe Lou etwa hat jetzt ihr drittes Album über uns veröffentlicht und kann vom Erfolg her auch mit manchem Major-Künstler mithalten, nur dort würde sie eben nicht reinpassen.“ Viel Potential habe auch Sofia Portanet.

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