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#Neue Studie zur Klangkunst von Orang-Utans

Auch von den Rändern unserer Begabungen her, dort wo Laute gleichzeitig mit Mund, Nase und Rachen erzeugt werden, sind sich Mensch und Menschenaffe nahe. Die Wissenschaft hat festgestellt, dass Orang-Utan und Mensch – mit evidenzbasierter Vorstellungskraft jetzt hier einmal allgemeinverständlich gesprochen – in einem Talentschuppen für Beatboxen Schulter an Schulter stehen könnten, um im Hip-Hop-Schlagsound kombinierte Rhythmen ertönen zu lassen.

Bis die Töne sitzen, ist viel Geduld erforderlich; dem Orang-Utan scheint das Vermögen spontaner auszuschlagen als den menschlichen Kandidaten, die im Internet für die Anleitungen zu dieser Kunst posieren. Eine Klangkunst, die bei den Orang Utans einer Bedrohungssituation entspringt, wenn es für sie darum geht, gleichzeitig mampfende und grummelnde Warnlaute von sich zu geben, als eine Art Urakustik, in welcher sich das nackte Leben artikuliert, wobei das volle Grummel- und Mampfprogramm mit Kehlkopf, Lippen und Zunge bespielt wird.

Affenlaute, mit menschlicher Höranleitung

Wir wissen nicht, wie es ist, ein Orang-Utan zu sein, auch nach den viertausend Stunden nicht, die von den Forschern der University of Warwick in England investiert wurden, um Tonaufnahmen von Orang-Utan-Männchen aus Tuanan auf Borneo und Orang Utan Weibchen aus Ketambe auf Sumatra auszuwerten und in der Fachzeitschrift „PNAS Nexus“ zu dokumentieren.

Jeder Versuch, über die Kenntnisnahme der Empirie hinaus sich einen menschlichen Reim aufs Grummeln und Mampfen zu machen, bleibt zuletzt in den anthropomorphen Schleifen hängen, innerhalb derer man uns sagen möchte, wie es ist, ein Orang-Utan zu sein – jetzt, wo wir die komplexe Lautentwicklung mit menschlicher Höranleitung auf Tonband haben, mit vermeintlich noch mehr Recht. Anders gesagt: auch die neuesten Talente des Orang-Utan machen den Menschenaffen nicht menschlicher, es sei denn im fiktionalen Register anthropomorpher Wünschbarkeiten.

Umgekehrt sind die Befunde aus England ein weiterer Anstoß, die Wissenschaft vom Menschen und seiner Entwicklung nicht im binären Schema von Natur und Kultur festzusetzen, sondern Anthropologie als Verbindung von Philosophie und Feldforschung zu betreiben, wie es Philippe Descola in seinem Buch „Jenseits von Natur und Kultur“ unternimmt.

Demnach lässt sich der Frage, wie es ist, ein Mensch zu sein, nur näherkommen, sofern auch dessen grummelnder und mampfender Ton getroffen wird. Was „wir“ können, kann der Orang-Utan teilweise schon lange. Was immer ihm an Menschlichkeit abgeht: Es gibt im Talentschuppen kein „wir“ ohne ihn.

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