Neuer Papst Leo XIV.: Wer ist Robert Prevost?

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Robert Francis Prevost ist der erste Papst aus Nordamerika – und in mancherlei Hinsicht zugleich der zweite hintereinander aus Südamerika, nach dem Argentinier Jorge Mario Bergoglio, dessen Pontifikat als Papst Franziskus von März 2013 bis Ostermontag 2025 währte. Denn Prevost hat in Peru, seiner zweiten Heimat, deren Staatsangehörigkeit er neben der amerikanischen besitzt, mehr Lebenszeit verbracht und mehr Arbeit für die Weltkirche geleistet als in seinem Geburtsland.
Nicht nur in dieser Hinsicht bringt Prevost viele unterschiedliche Qualitäten mit, die die Weltkirche gerade jetzt braucht – zerrissen zwischen Reformern und Konservativen, zwischen desorientierender Modernisierung im globalen Norden und dynamischer Orthodoxie im globalen Süden, zwischen dysfunktionaler Kurie und aufstrebender Peripherie.
Prevost wurde am 14. September 1955 in Chicago geboren. Er stammt aus einer Familie von Einwanderern mit französischen, spanischen und italienischen Wurzeln. Als erste Studienfächer wählte er zunächst Mathematik und Philosophie an der katholischen Privatuniversität Villanova nahe Philadelphia. Nach Abschlüssen in beiden Fächern trat er 1977 der Ordensgemeinschaft der Augustiner bei und legte 1981 die ewige Profess ab. Im Jahr darauf empfing er die Priesterweihe.
Franziskus ernannte ihn zum Bischof
1985 wurde Prevost mit einer kirchenrechtlichen Dissertation am „Angelicum“, der Päpstlichen Universität Heiliger Thomas von Aquin in Rom, zum Doktor der Theologie promoviert. Anschließend war er viele Jahre in Peru tätig – als Ordensgeistlicher der Augustiner, als Missionar und Seelsorger, als Dozent und Professor für Kirchenrecht an Seminaren und Universitäten. Von 1998 bis 2001 war er Provinzialoberer der Augustiner in Peru.
2015 ernannte ihn Papst Franziskus zum Bischof von Chiclayo, einer Diözese im Norden des Landes. 2023 folgte der Aufstieg Prevosts zum Präfekten des mächtigen Dikasteriums für die Bischöfe – jener Vatikanbehörde, die weltweit Bischöfe auswählt und auch die Durchsetzung der Richtlinien zum Kampf gegen den Missbrauch in den Diözesen überwacht. Im Konsistorium des gleichen Jahres erfolgte die Berufung durch Papst Franziskus ins Kardinalskollegium. Beim ersten Konklave, an dem Prevost als Papstwähler teilnahm, wurde er sogleich zum Papst gewählt. Er hat den Papstnamen Leo XIV. gewählt und zeigt damit, dass er sich in eine lange „Erbfolge“ von Päpsten einordnet – statt wie sein unmittelbarer Amtsvorgänger mit dem neuen Namen Franziskus eine eigene Tradition zu begründen.
Vor gerade einmal 150 Jahren, ein kurzer Augenblick in der Geschichte der Kirche, wurde erstmals ein Bischof aus der Neuen Welt zum Kardinal berufen: Der damals schon 83 Jahre alte Papst Pius IX. (1846 bis 1878) verlieh am 15. März 1875 dem New Yorker Erzbischof John McCloskey (1810 bis 1885) das Kardinalspurpur. Die Familie McCloskeys war Anfang des 19. Jahrhunderts aus Irland in die USA ausgewandert. Mit Prevost kommt nun ein Latino-Amerikaner aus den USA als erster geborener Nordamerikaner und als „gelernter“ Südamerikaner auf den Stuhl Petri.
Prevost war der einzige Augustinermönch im Konklave, aber seine Zugehörigkeit zu einem Orden dürfte ihm das Vertrauen anderer Ordensgeistlicher unter den Papstwählern zugetragen haben. Er dürfte die Stimmen von erfahrenen Kurienkardinälen wie auch von vielen der von Papst Franziskus ernannten Kardinäle aus entfernten Weltgegenden auf sich vereint haben. In Rom genießt Prevost den Ruf eines fleißigen und umgänglichen Kardinals und Bischofs, der immer auch Priester und Seelsorger geblieben ist; er bringt pastorale Erfahrung in den Peripherien und Expertise in der Kurie mit. Der polyglotte Kirchenmann spricht Englisch und Italienisch sowie Spanisch und Portugiesisch – die wesentlichen Sprachen der aktuellen Weltkirche, dazu liest er Deutsch und Latein, die alte Lingua franca der Kirche. Ob Prevost zumal als Bischof in Chiclayo Missbrauchsfälle entschieden genug verfolgt hat, ist umstritten. Er selbst und auch die Diözese weisen die Vorwürfe zurück.
In seiner ersten Ansprache von der Mittelloggia des Petersdoms grüßte Papst Leo XIV. die Gläubigen mit der Formel „Der Friede sei mit euch allen“ – und nicht mit einem informellen „Buonasera“, wie es sein Amtsvorgänger Franziskus vor gut zwölf Jahren getan hatte. „Ich hoffe, dass dieser Friedensgruß alle Völker und alle Menschen erreicht“, fuhr er fort, erkennbar bewegt. Mehrfach betonte Papst Leo XIV., die Kirche sei zum Brückenbauen und zur Suche nach Dialog aufgerufen. „Wir wollen gemeinsam unterwegs sein, den Frieden und die Gerechtigkeit ohne Furcht suchen. Wir wollen gemeinsam als Missionare unterwegs sein“, fuhr er auf Italienisch fort, ehe er auf Spanisch sein früheres Bistum Chiclayo in Peru grüßte. Dort habe er ein gläubiges Volk erlebt, das seinen Bischof auf dem gemeinsamen Weg begleitet habe.
Dann wieder auf Italienisch fuhr er fort: „Wir wollen eine synodale Kirche auf dem Weg sein. Wir wollen allen nah sein, die leiden.“ Anders als sein Vorgänger Franziskus hatte Leo XIV. die traditionelle rote Stola mit den vier Evangelisten umgelegt. Sichtbar bewegt, verlegen lächelnd und schließlich winkend, grüßte er die jubelnde Menge, ehe er schließlich seinen ersten Segen „Urbi et orbi“ (Der Stadt und dem Erdenkreis) spendete.
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