Nachrichten

#Nieder mit Kohle und Kapitalismus

Nieder mit Kohle und Kapitalismus

Mit Demonstrationszügen, Kundgebungen und Blockaden hat Fridays for Future am Freitag in Frankfurt gegen die Banken protestiert. Am „zentralen Klimastreik“ beteiligten sich Ortsgruppen aus ganz Deutschland. Die Polizei zählte knapp 5000, die Veranstalter berichteten von rund 15.000 Teilnehmern. So viele Menschen waren seit Februar 2020, also seit Beginn der Corona-Pandemie, nicht mehr zu einer Demonstration der Klimabewegung zusammengekommen. Die Kritik richtete sich nicht nur an die Adresse der in Frankfurt ansässigen Geldhäuser, etwa an die Deutsche Bank und die Commerzbank, sondern gegen das kapitalistische Wirtschaftssystem allgemein, das nach Ansicht vieler Teilnehmer für die weltweite Krise verantwortlich ist. „Das Überleben der Menschheit hängt von der Zerstörung des Kapitalismus ab“, sagte eine Rednerin.

Begonnen hatten die Aktionen am frühen Nachmittag mit Sternmärschen von sechs verschiedenen Orten der Stadt, unter anderem von der Europäischen Zentralbank. Gegen 15 Uhr erreichten die ersten Protestzüge den Opernplatz, den Ort der Hauptkundgebung. Viele Teilnehmer hatten die Nacht im „Klimacamp“ an der Weseler Werft verbracht. Andere kamen direkt aus ihren Heimatorten – zum Beispiel eine Gruppe aus Konstanz, zu der die 17 Jahre alte Frida Mühlhoff gehört. Die trotz Sommerferien, Corona und Bahnstreik starke Beteiligung am Protest liegt nach ihrer Meinung auch daran, dass das Thema Klimaschutz durch die Überschwemmungen und Waldbrände in den vergangenen Wochen in der breiten Öffentlichkeit sehr präsent geworden sei. „Die Leute sehen: Wenn das im Ahrtal passiert, dann kann das überall passieren.“

„Im Finanzsektor muss sich etwas ändern“

Dass die Banken in den Fokus des Klimaprotests geraten, findet die Siebzehnjährige richtig. Dass die Gesellschaft nicht mehr für den Klimaschutz unternehme, sei zwar ein „kollektives Versagen von Industrie, Politik und Finanzwelt“, aber es seien nun einmal die Banken, die klimaschädigende Unternehmen finanzierten. Es gebe Berechnungen, nach denen nur aufgrund der jetzt schon getroffenen Finanzierungszusagen etwa für den Bau von Kohlekraftwerken schon drei Viertel des „Budgets“ aufgebraucht würden, das eingehalten werden müsste, um das 1,5-Grad-Ziel von Paris zu erreichen. „Deshalb ist es völlig klar, dass sich im Finanzsektor etwas ändern muss, sonst können wir die Klimaziele knicken.“

Ähnlich äußert sich Kathrin Petz von der Organisation Urgewald als Rednerin auf der Bühne. Dass die deutschen Banken behaupteten, sie finanzierten die Transformation der Wirtschaft hin von fossilen zu erneuerbaren Energieträgern, sei Augenwischerei. Vielmehr unterstützten sie weiterhin Unternehmen, die das Klima zum Beispiel durch den Abbau und die Verbrennung von Braunkohle schädigten und strengere Umweltschutzvorschriften verhinderten. „Die RWEs dieser Welt sind die größten Klimakiller.“ Der Finanzsektor dürfe solchen Unternehmen kein Geld mehr zur Verfügung stellen. „Vor zehn Jahren hätte man bei einer Transformation noch helfen können, jetzt reicht nur noch der Ausschluss.“

In anderen Ländern hätten die Banken schon begonnen, in diesem Sinn zu handeln, sagt Petz. Als Beispiele dafür nennt sie die italienische Großbank Unicredit und die französische Genossenschaftsbank Crédit Mutuel. „Wir müssen den fossilen Unternehmen den Geldhahn abdrehen.“ Verbraucher, die selbst Druck ausüben wollten, könnten dafür auch den Ende Oktober stattfindenden Weltspartag zum Anlass nehmen, der schließlich von den Banken selbst eingeführt worden sei.

Brandzeichen: Ein Demonstrant von Attac klagt die Deutsche Bank an.


Brandzeichen: Ein Demonstrant von Attac klagt die Deutsche Bank an.
:


Bild: Maximilian von Lachner

Für viele Aktivisten ist es das erste Mal seit Monaten, dass sie wieder auf der Straße demonstrieren. „Es fühlt sich gut an, wieder zu protestieren. Denn es muss jetzt etwas passieren“, sagen die beiden Frankfurter Schülerinnen Sumi Henrich und Myla Selten. Für sie war in den vergangenen Monaten zu wenig Fokus auf der Klimakrise.

Unter den Aktivisten auf dem Opernplatz sind die meisten Schüler und junge Erwachsene, es sind aber auch viele Ältere gekommen. Als Organisationen sind außer Fridays vor Future unter anderem Greenpeace. Seebrücke, Ende Gelände und die Verdi-Jugend vertreten. Auch Linksradikale sind dabei, zum Beispiel die kommunistische Freie Deutsche Jugend (FDJ). Auf ihrem Plakat steht: „Mit kapitalistischer Produktionsweise gibt es keinen Umweltschutz.“

Eine Rednerin vom zapatistischen Ya-Basta-Netz äußert sich ebenfalls radikal. Sie stellt den Klimawandel in einen Zusammenhang mit Genoziden und anderen Verbrechen. „Verantwortlich für diese Schmerzen ist ein System – der Kapitalismus.“ Frankfurt sei ein zentraler Ort, von dem aus die Zerstörung der Natur und der Mord an Menschen organisiert würden. „Hier sitzen die Verantwortlichen.“ Aus dem Publikum bekommt sie dafür großen Applaus. Im Sprechchor skandieren Zuhörer: „Hoch die internationale Solidarität.“

Auf dem anschließenden Demonstrationszug ging es durch das Bankenviertel. Am Abend veranstalteten einige Protestgruppen Sitzblockaden an der Kreuzung der Neuen Mainzer Straße und der Junghofstraße. Außerdem wurde auf Höhe des Taunustores ein Banner gespannt. Insgesamt sprach die Polizei dennoch von einem störungsfreien und friedlichen Protestverlauf.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!