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#Österreich trumpft gleich zweimal auf

Das Beste am zweiten Halbfinale des Eurovision Song Contest (ESC) am Donnerstagabend war der Beitrag aus Österreich. Das Duo Teya & Salena konnte sich dabei gleich doppelt freuen: Teodora Špirić und Selina-Maria Edbauer zogen nicht nur in Finale ein, sie hatten zuvor schon – zusammen mit ihren Koautoren Pele Loriano und Ronald Janeček – den Preis für den besten Liedtext dieses ESC bekommen, den Eurostory Best Lyrics Award. Für ein Lied, das den merkwürdigen Titel „Who The Hell Is Edgar?“ trägt. Und wer zur Hölle ist Edgar?

Es ist Edgar Allan Poe, der berühmte amerikanische Schriftsteller. Er hat angeblich den Text des Liedes verfasst, was die beiden jungen Frauen, Teya ist 23 Jahre alt und kommt aus Wien, Salena (mit e) ist 25 und kommt aus Leoben, reich machen soll. Doch von wegen: Herauskommen „zero dot zero zero three“, wie sie singen, 0,003 Euro. Das entspricht genau dem Betrag, den Spotify im Schnitt für einen Stream zahlt. Reich werden können damit nur die wenigsten Künstler.

Auf den dritten Rang unter den besten Textern kam eine weitere Halbfinalistin, die sich ebenfalls über einen Platz im Finale freuen darf: die Armenierin Elen Jeremjan, genannt Brunette, mit ihrem Lied „Future Lover“. Italiens Hoffnung Marco Mengoni wurde mit „Due vite“ Zweiter, er aber ist sowieso im Finale gesetzt. Italien hatte zuvor dreimal hintereinander den Preis für den besten Liedtext von einer internationalen Jury zugesprochen bekommen. Für Deutschland war 2023 Trong Hieu dabei, der mit dem Lied „Dare To Be Different“ an der diesjährigen Vorentscheidung „Unser Lied für Lissabon“ teilgenommen hatte und auf den vierten Platz gekommen war.

Griechischer Auftritt besonders schlecht

Insgesamt waren die Teilnehmer des zweiten Halbfinales wesentlich schwächer als die des ersten. Besonders schlecht war der Auftritt des Griechen Victor Vernicos. Mit seinen 16 Jahren war er gerade alt genug, um überhaupt am ESC teilnehmen zu dürfen. Der arme Junge im khakifarbenen Safari-Anzug mit kurzen Hosen hüpfte zwar glückselig über die Bühne, doch mit seiner schwachen Stimme gab er eine eher traurige Figur ab. Damit ist Griechenland seit 2001 erst zum dritten Mal nicht in einem Finale vertreten.

Auch Dänemark mit seinem Social-Media-Star Reiley (auf Tiktok hat er knapp elf Millionen Follower!) flog mit seiner ganz in Rosa getauchten Barbie-Puppenhaus-Nummer „Breaking My Heart“ mehr als zu Recht aus dem Contest. Auch Islands Diljá, die sich im viel zu großen Silberanzug sogar auf dem Boden wälzte, hatte nicht die Macht, sich mit „Power“ ins Finale zu singen. Das wiederum gelang Voyager mit „Promise“. Zu der australische Progressive-Metal-Band aus Perth, die 1999 gegründet wurde, gehört auch Sänger und Keyboarder Daniel „Nephil“ Estrin, der in Deutschland geboren wurde und in Buchholz in der Nordheide aufgewachsen ist.

Weiter sind auch – nicht ganz unerwartet – Andrew Lambrou, der mit dem Titel „Break A Broken Heart“ für Zypern antritt, der Belgier Gustaph („Because Of You“), die Polin Blanka („Solo“) und die Albanerin Albina („Duje“), die gleich ihre ganze Familie mit auf die Bühne bringt. Die zeitweise sehr gehypte Iru aus Georgien schied allerdings mit „Echo“ aus.

Was neben vielen schwachen Beiträgen in diesem Jahr noch auffällt, ist die Sprachenvielfalt, was für einen neuen Patriotismus in Europa spricht, frei nach Johannes Rau: Wer sein Vaterland liebt, ist ein Patriot; ein Nationalist hingegen ist jemand, der die Vaterländer der anderen verachtet. Wenn auch nicht immer in Gänze, gesungen wird in diesem Jahr auf Serbisch, Portugiesisch, Kroatisch, Hebräisch, Rumänisch, Ukrainisch, Tschechisch, Bulgarisch, Finnisch, Lettisch, Armenisch, Slowenisch, Albanisch, Litauisch, Französisch, Italienisch, Spanisch und – natürlich – Englisch. Was fehlt: Deutsch. Dabei sprechen gut 100 Millionen Menschen in Europa Deutsch, nur Russisch wird noch häufiger auf unserem Kontinent gesprochen.

Beim ESC geht es schon immer um Vielfalt, keine andere Veranstaltung tritt so für die Werte ein, für die Europa steht. Das wurde einmal mehr auf grandiose Weise am Donnerstagabend sichtbar. Die drei Moderatorinnen Alesha Dixon, Julia Sanina und Hannah Waddingham gingen in eine Queen-Maschine und kamen als Drag Queens wieder heraus. Unter dem Motto „Sei, wer du sein willst“ sagen die drei Königinnen erst Jessie Wares „Free Yourself“, dann „Free Your Mind“ von En Vogue, gefolgt von Ultra Natés „Free“ und Jessica Mauboys „We Got Love“. Dazu tanzte eine diverse und auch queere Gruppe von vermeintlichen Zuschauern, die zuvor die Bühne gestürmt hatte. Besser lässt sich nicht zeigen, wofür der ESC auch steht. Genau darum hat die Türkei der Veranstaltung den Rücken gekehrt. Sie verließ den ESC, nachdem Conchita Wurst 2014 gewonnen hatte, weil es für Präsident Recep Tayyip Erdoğan angeblich untürkisch ist.

Vielleicht auch weil der ESC so klar Stellung bezieht und für ein weltoffenes und liberales Europa steht, kommt der Song Contest auch in Deutschland gerade bei jungen Leuten so gut an. One, der Spartensender der ARD, konnte jedenfalls mit dem ersten Halbfinale am Dienstagabend mehr als zufrieden sein. Die Sendung legte auf 6,3 Prozent Marktanteile in der Zielgruppe der Vierzehn- bis Neunundvierzigjährigen zu, das war ein Plus von 1,5 Punkten im Vergleich zum zweiten Halbfinale 2022. In dem war Deutschland abstimmungsberechtigt gewesen, so wie dieses Jahr im ersten. Insgesamt schalteten im Schnitt 590.000 Zuschauer ein, im Vergleich zu 2022 immerhin ein Plus von 90.000. Der Nach-Corona-Bestwert von 700.000 für das erste Halbfinale im Jahr 2021 wurde damit aber nicht erreicht. Doch die Hochzeit mit Corona war an sich schon eine Ausnahme und lässt sich darum auch kaum mit heute vergleichen.

Im Finale

  1. Albanien
  2. Zypern
  3. Estland
  4. Belgien
  5. Österreich
  6. Litauen
  7. Polen
  8. Australien
  9. Armenien
  10. Slowenien

Ausgeschieden

  • Dänemark
  • Rumänien
  • Island
  • Griechenland
  • Georgien
  • San Marino

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